Erst Hochstaplerin, dann Künstlerin… und jetzt NFT-Händlerin? Die berühmt-berüchtigte Anna Sorokin, die sich unter dem Pseudonym Anna Delvey als Millionärserbin in den höheren Gesellschaftskreisen New Yorks ausgab, hat einen neuen Karriereplan. Die verurteilte Betrügerin will eigene Non-fungible Tokens (besser bekannt als NFTs) erstellen und an Fans verkaufen.
Mit dem Projekt „Reinventing Anna“– eine Anspielung auf die Netflix-Serie „Inventing Anna“ über ihre spektakulären Schwindeleien – will die Deutsch-Russin ihr Image als Hochstaplerin bereinigen. Doch der Einstieg in das neue Online-Geschäft lässt Zweifel aufkommen.
„Ich versuche von dieser, in Anführungszeichen ‚Betrüger‘-Persönlichkeit wegzukommen“
Das behauptete Anna Sorokin zumindest im Interview mit dem US-Nachrichtensender „NBC News“. Ihr vorheriges Handeln sei „definitiv unethisch“ gewesen, sagte die 31-Jährige. „Ich würde niemanden ermutigen, in meine Fußstapfen zu treten.“
Derzeit befindet sich die Fake-Erbin noch in Gewahrsam der US-amerikanischen Einwanderungsbehörde. Ihr droht die Abschiebung nach Deutschland. Das scheint Sorokin aber nicht daran zu hindern, ein neues Geschäft aufzustellen und in den NFT-Markt einzusteigen.
Non-fungible Tokens, zu Deutsch: „nicht-austauschbare Wertmarken“, sind Vermögenswerte, die auf einer Blockchain gespeichert und mit einem digitalen Inhalt verknüpft sind. In der Regel können NFTs nur mit Kryptowährung gekauft werden. Sie dienen dazu, das Eigentum an gewissen Medien, etwa einem digitalen Kunstwerk, nachzuweisen.
Über die von Sorokin geprägten Wertmarken ist relativ wenig bekannt. Zehn „Anna Access Cards“ sollen jedoch einen „Exklusivzugang“ zur Fake-Erbin garantieren, berichtet „NBC News“. Hierzu würden Livestreams sowie Einzeltelefongespräche mit Sorokin zählen. Künftige Besitzer von drei „Ultra-Platin“-NFTs sollen sogar die 31-Jährige in persona treffen dürfen und ein Päckchen mit „persönlichen Gegenständen“ der Deutsch-Russin erhalten. Sorokin beschreibt die NFTs als Möglichkeit, eine engere Verbindung mit Menschen aufzubauen, die ihre Geschichte „inspirierend“ finden.
Sorokin will sich auf „etwas Legales“ konzentrieren
Man kann nur darüber spekulieren, wie die 31-Jährige das wirklich meint. Im März dieses Jahres veranstalte die inhaftierte Sorokin eine Kunstausstellung in New York. Unter dem Namen „Free Anna Delvey“ wurden Originalwerke der Hochstaplerin in einer Galerie gezeigt. Die Künstlerin Julia Morrison behauptet nun, dass ihr die 8.000 US-Dollar (circa 7.600 Euro), die sie für ihre Hilfe bei der Organisation des Events erhalten sollte, noch nicht erstattet wurden. Die Ironie? Morrisons Medium ist digitale Kunst.
Auch der NFT-Markt selbst steht immer wieder in der Kritik. Es werden häufig Kunst-Wertmarken ohne Erlaubnis des Künstlers erstellt und verkauft, zudem werden legitime NFTs oft von Hackergruppen attackiert oder „gestohlen“ – und erst Anfang Juni wurde ein Mitarbeiter des virtuellen Marktplatzes OpenSea für Insider-Trading verhaftet.
Das soll natürlich nicht heißen, dass der gesamte Markt eine Betrugsfalle ist. Sorokin wird sich aber sicherlich in die Krypto-Welt gut einfinden. „Have fun staying poor“ – „Viel Spaß beim Armbleiben“ – ist ein beliebter Spruch innerhalb der Krypto-Community. Er erinnert an eine Szene aus „Inventing Anna“: Eine Journalistin besucht darin die inhaftierte Anna „Delvey“ im Gefängnis. Die Fake-Erbin schaut sich die Klamotten der Besucherin an und sagt trocken: „Du siehst arm aus.“
Über Jahre hinweg nahm Anna Sorokin Freunden, Geschäftspartnern und Banken mehrere Hunderttausend US-Dollar ab. 2019 wurde sie schließlich wegen Betrugs angeklagt und schuldig gesprochen. Kaum zwei Jahre später, am 11. Februar 2022, wurde die Deutsch-Russin wegen guter Führung wieder entlassen. Am selben Tag erschien die Netflix-Serie über ihre Betrügereien und ihren Gerichtsprozess.
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