Hilde Sherman

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Hilde Sherman, ca. 1936

Hilde Sherman, geborene Hilde Zander, (* 22. März 1923 in Wanlo; † 11. März 2011 in Jerusalem) war eine deutsch-kolumbianische Jüdin, die nach der Deportation in das Ghetto Riga als einziges Mitglied ihrer Familie den Holocaust überlebte. 1945 emigrierte sie nach Kolumbien.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hilde Zander war die Tochter von Albert Zander (* 10. Juli 1894) und Paula Wiesenfelder (* 7. Oktober 1891), sie wurde 1923 in Wanlo im Haus ihrer Großeltern Joseph Zander (1866–1930) und Henriette Kahn (* 17. September 1864, † 2. April 1943 in Theresienstadt) geboren. Später zogen die Eltern mit ihrer Tochter Hilde in das benachbarte Wickrathberg, heute ein Stadtteil von Mönchengladbach. Ihre Geschwister waren Herbert (* 18. Oktober 1924) und Ruth (* 8. Mai 1927). Am 6. Dezember 1941 heiratete sie Kurt Winter aus Korschenbroich.

Das Ehepaar wurde wenige Tage später am 10. Dezember 1941 vom Schlacht- und Viehhof Düsseldorf im Düsseldorfer Stadtteil Derendorf in einem Eisenbahntransport nach Lettland in das Ghetto Riga verschleppt. Diese mehrtägige Fahrt wurde von dem Schutzpolizei-Hauptmann Paul Salitter begleitet, dessen Bericht erhalten ist. Hilde Zander überlebte als Einzige ihrer Familie den Holocaust. Ihre Eltern und beiden Geschwister wurden am 22. April 1942 ab Düsseldorf in das Ghetto Izbica deportiert, vermutlich sind sie in den Vernichtungslagern Belzec oder Sobibor ermordet worden. Ihr Mann wurde am 22. Dezember 1941 aus dem Rigaer Ghetto in das nahe Lager Salaspils verschleppt, wo er am 27. April starb.[1]

Oktober 1944 wurde sie mit anderen Häftlingen mit einem Schiff nach Libau und von dort am 19. Februar 1945 nach Hamburg deportiert. Hier wurde die Gruppe in das Konzentrationslager Fuhlsbüttel, das sich im Gefängnis Fuhlsbüttel befand, überführt. Am 14. April wurden die Häftlinge von der SS auf einen Todesmarsch nach Kiel getrieben, wo sie am 17. April im Arbeitserziehungslager Nordmark in Kiel-Hassee ankamen. Am 1. Mai 1945 gehörte Hilde Sherman zu einer Gruppe, die von Dänen mit Fahrzeugen, die das Rot-Kreuz Zeichen aufwiesen, aus dem Lager geholt und nach Kopenhagen gebracht wurde. Es war die von dem schwedischen Grafen Folke Bernadotte durchgeführte Rettungsaktion der Weißen Busse. Die deutschen Juden wurden während der Aktion als polnische Zwangsarbeiter bezeichnet. Mit dem Schiff Gripsholm wurden die befreiten KZ-Häftlinge nach Malmö in Schweden gebracht.

Sie emigrierte am 27. November 1945 nach Cali in Kolumbien, da hier schon einige Verwandte lebten. Im Ghetto von Riga hatte sie den lettischen Juden Willy Sherman kennengelernt. Er hatte gleichfalls überlebt. Nach dem Krieg lebte er zunächst in München, später in Paris. Nach Jahren gelang ihm die Einreise nach Kolumbien, wo er Hilde in Cali heiratete. Später zog die Familie nach Bogotá. Das Ehepaar bekam zwei Töchter. 1995 zog das Ehepaar nach Israel.

In den 70er Jahren kam Hilde Sherman zweimal nach Deutschland, um in Hamburg als Zeugin in Strafprozessen auszusagen, hierbei besuchte sie auch Mönchengladbach. 1982 veröffentlichte sie ihr Buch in Kolumbien. Die deutsche Version Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto erschien 1984 im Ullstein Verlag. Angeregt durch das Buch nahmen Bürger aus Mönchengladbach Kontakt mit Hilde Sherman auf, so auch Helga Stöver. Zwischen beiden Frauen entstand eine tiefe Freundschaft. Am 4. September 2009 wurden vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie in Wickrathberg, Berger Dorfstraße 27, vier Stolpersteine für ihre Eltern und Geschwister verlegt.

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Filme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stolpersteine erinnern an Opfer der NS-Zeit. Stadt Mönchengladbach, abgerufen am 30. Mai 2013.