Im Tal von Elah Kritik - Autor: ProfessorX | Moviejones
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Im Tal von Elah

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Im Tal von Elah Kritik

Im Tal von Elah Kritik

Im Tal von Elah Kritik
0 Kommentare - 16.05.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Im Tal von Elah" ist.

Bewertung: 2.5 / 5

Die beiden Eheleute Joan (Susan Sarandon) und Hank (Tommy Lee Jones) führen ein beschauliches Leben im Ruhestand. Daß zumindest, seit Hank als ehemaliger Militär-Polizist in Pension getreten ist. Als ihr Sohn Mike (Jonathan Tucker) gerade aus dem Irak wiederkehrt, wird er schon vermisst. Bald findet man eine Leiche in der Nähe einer Militärbasis. Die Polizei vermutet zunächst einen Mord im Drogenmilieu, was insbesondere Hank nicht akzeptieren kann. Und so beginnt er Nachforschungen auf eigene Faust und wird dabei durch die Polizistin Emily Sanders (Charlize Theron) unterstützt.

Rückblickend betrachten viele den Oscargewinn für den besten Film für L.A. Crash (2004) für einen der größten Skandale der jüngeren Filmgeschichte. Paul Haggis, Drehbuchautor und Regisseur, der wenig von subtilem Erzählen hält und den Zuschauer in eine schreckliche Welt voller Erkenntnisse verfrachtet, nimmt sich mit dem Nachfolgewerk Im Tal von Elah dem Irakkrieg an. Ein Krieg, der ähnlich wie der Vietnamkrieg relativ kritisch betrachtet wird und der sich im Kino ehrlich gesagt weniger vorgefunden hat. Es ist eigentlich ein Thema, daß zu großen Diskussionen anregen könnte, wenn man denn damit irgendwas anstellen würde. Doch was Haggis hier vornehmlich zeigt, ist ein Kriminalfilm um die Schuld- und Verlustfrage. Ein Vater hat beide Söhne verloren, einen davon im Krieg und währenddessen versucht er aus einer gewissen Pflicht und Hoffnungslosigkeit heraus, diesen Fall zu lösen. Problematisch dabei ist, daß dieser Film jedoch weder als Drama über Verlust, noch als Krimi funktioniert. Viel zu lang und ausufernd verliert sich Haggis in seinem pseudo-verschachtelten Polit-Statement in Belanglosigkeiten. Sie zeigen unter anderem das Leben, was Soldaten eben in ihrer Freizeit so tun und dann kommt man an den Punkt, daß man gar nicht weiß, was man nun tun soll. Soll man versuchen das Rätsel zu entwirren, oder soll der Zuschauer ähnlich wie die Hauptfigur leiden? Das wirkt ziemlich unausgegoren.

Dabei ist das Schauspiel von Tommy Lee Jones hier atemberaubend und mitunter gelingt Haggis, wenn auch relativ offenkundig, ein recht treffender Symbolismus. Wenn eine Fahne umgedreht wird, wird auch ein ganzes Land umgedreht. Das wiederum negiert der Regisseur aber dadurch, daß er seine Figuren Sachen sagen lässt, die einen den Kopf schütteln lassen. Sein Sohn habe für das Land gekämpft. Hat sich ja gelohnt, könnte man flapsig entgegnen und man weiß gar nicht so recht, ob die Macher das nun ernst meinen, oder wir einfach an einem Punkt sind, wo wir eine verschachtelte Figur haben. Tatsächlich ist es vermutlich letzteres, denn Hank Deerfield versucht sich ja im Verlauf der Geschichte, die eigentliche Wahrheit und die Schuldfrage einer ganzen Nation klarer zu machen. Zu Beginn ist er Patriot und glaubt an die Sache. Doch mit der Zeit wird er geläutert, womit er dann wiederum zu den richtigen Schlüssen kommt. Dennoch muss man sagen, ist Im Tal von Elah ansonsten eigentlich ein eher banaler Film, der sich gut in die Kategorie eingliedert, in die er gehören möchte. Doch das Problem daran ist, man wird keinen Mehrwert daraus ziehen können, den man nicht bereits aus Werken wie Platoon (1986), Apocalypse Now (1979) oder Der Soldat James Ryan (1998) gezogen hätte. Klar, sicherlich ist das Thema Anti-Kriegsfilm noch nicht auserzählt, aber in der Form eben schon. Denn der Film beschließt, das alles melodramatisch zu emotionalisieren, ohne wirklich beim Thema zu bleiben.

Dazu gesellt sich, daß die Überraschung am Ende einem nicht wirklich wie eine vorkommt. Ja, gewusst hat man das vielleicht zu Beginn nicht. Dennoch investiert der Film nicht genügend Zeit in eben jene Menschen, die für den Tod des Sohnes verantwortlich sind. Stattdessen verlässt sich Haggis eher auf die sentimentalen Menschen, deren Tränendrüsen häufig in Benutzung sind. Das führt aber unweigerlich auch zu relativ sinnlosen Szenen. So etwa, wenn Hank Deerfield bei der Ermittlerin Emily Sanders isst. Dort trifft er auf deren Tochter und es ist ja so unglaublich emotional. Ja, die Allegorie dahinter ist klar und wie gesagt, Haggis ist ungefähr so subtil, wie die Bild-Zeitung. Alles ist so emotional und endlich erkennt er und findet neue Hoffnung in diesem jungen Leben. Eine Gegenüberstellung, sein sehnlichster Wunsch, seine Kinder als Kinder noch einmal zu sehen. Und so weiter und so fort. Transportiert wird das sehr gut, das stimmt wohl. Währenddessen hat Emily Sanders auf ihrem Revier damit zu kämpfen, daß sie als Frau von ihren äußert männlichen Boomer-Kollegen nicht ernst genommen wird. Man muss sagen, daß diese Art der Inszenierung so auch im gegenwärtigen Kino stattfindet und direkt aus einem Barbie (2023) entnommen sein könnte. Versteht ihr, Sexismus ist ein Problem? Ja, herzlichen Glückwunsch. Man, da hat man echt genau damit gerechnet und wird zum eigenen Glück auch keineswegs überrascht. Wäre ja noch schöner, wenn dem so wäre, oder?

Was Im Tal von Elah aber komplett ausgelassen wird, ist ein Zusammenhang zwischen Individuum und Staat. So wird klar, daß die Gewalt Menschen verändert und sie irgendwo auch entmenschlicht. Doch bei jedem Krieg bleibt auch die Frage, wer dafür verantwortlich ist. Bush? Oder vielleicht auch das Volk, daß ihn mehr oder minder wählte? Denn tatsächlich kann man die Hauptfigur hier nicht unbedingt sympathisch finden, wenn sie am Ende des Tages doch ein republikanischer Patriot ist. Selbst schuld würde ich sagen, doch diese Schuldfrage wird ja kaum gestellt, oder so subtil eingebaut, daß man sie gar nicht wahrnimmt. Natürlich muss Kino nicht immer subtil sein. Manche Themen können auch klar benannt und ausgeführt werden. So etwa „Eat the Rich“. Doch fehlt es dem Werk immer noch an Qualität, weil er das offenkundige so streckt und auf eine banale Ebene der Emotionen hebt, daß von Inhalt hier kaum zu sprechen ist.

Offenkundige Stärken finden sich in Im Tal von Elah vor allem im Schauspiel von Tommy Lee Jones. Ja, auch sonst ist das Werk mit gutem Schauspiel und einer grundsätzlich richtigen Aussage gesegnet. Doch darüber hinaus ist Haggis hier viel zu platt und einfach, als daß man wirklich weiter darüber sprechen wollte.

Im Tal von Elah Bewertung
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