Teil 14 der MM-Videoserie „Die Mallorquiner“ der deutschen Fernsehjournalistin Sibylle Tiessen. Präsentiert von TUI (Länge: 6:37). | Youtube: Mallorca Magazin TV

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Die Kundin zieht gerade einen flachen Schuh an und testet seine Bequem- und Tauglichkeit, indem sie ein paar Schritte im Laden hin- und hergeht. Äußerlich hat er schon überzeugt: Der Schuh besteht aus zwei harmonierenden Naturtönen aus Leder und Segeltuchstoff. „Ja, passt”, sagt die Frau überzeugt und mit einem zufriedenen Lächeln. „Wird gekauft“.

„Diese Schuhe sind im Sommer aufgrund der Stoffkombination sehr beliebt. Es gibt sie in allen Farben und sie werden gerne zu Jeans getragen“, erklärt Maria Mira, auch Maruja genannt, die mit ihrem Bruder und ihrem Sohn eine Schusterei mit Schuhladen in Sóller betreibt. Sie ist für die Zuschnitte und die Näharbeiten verantwortlich. „Ich kann mir keine schönere Arbeit vorstellen”, sagt sie überzeugt. Bruder und Sohn setzten die Schuhe dann zusammen und kleben sie. Das Handwerk beherrschen sie seit langer Zeit.

Maruja und ihr Bruder Paco verarbeiten mittlerweile mehrere Farben im Schuhwerk und haben so für mehr Nachfrage gesorgt.
Maruja und ihr Bruder Paco verarbeiten mittlerweile mehrere Farben im Schuhwerk und haben so für mehr Nachfrage gesorgt.

1975 eröffnete Maruja mit ihrem Bruder Paco am Hafen von Sóller einen Laden, in dem sie Lederprodukte wie Gürtel, Taschen, Sandalen und Hüte herstellten und verkauften. „Wie es aber dazu kam, ist eine sonderbare Geschichte“, sagt die Schuhmacherin und lächelt. „Mein Bruder arbeitete als Verkäufer in einem Hippie-Laden in Palma, der Ledergürtel führte. Die Arbeit machte ihn neugierig. Irgendwann ergriff Paco ein Stück Leder und bastelte daraus ein Paar Sandalen, einen Hut und eine Tasche“, so Mira, in Erinnerungen schwelgend. Da sie schon immer eine Leidenschaft fürs Nähen gehabt hatte, schloss sie sich ihrem Bruder an. „Nur wussten wir gar nicht, was wir mit den Produkten anfangen sollten“, berichtet die heutige Schuhmacherin. Nachdem ihr Vater jedoch das Potenzial seiner Kinder entdeckt hatte, unterstützte er sie finanziell und half ihnen am Hafen in Sóller einen Laden aufzumachen. Und das Geschäft lief vor allem in der Saison gut an. Im Winter war das Gebiet jedoch wie ausgestorben, also zogen sie mit Werkstatt und Laden nach Sóller.

„Nach ungefähr 20 Jahren kamen die Gürtel, Hüte und Taschen die wir anfertigten, aus der Mode. Sie hatten einen Touch der 70er Jahre und die Leute nannten uns nur noch „die Hippies vom Hafen“, so Mira. Also vertrieben sie weiterhin lediglich die bunten Sandalen und legten den Schwerpunkt insgesamt auf Schuhe. Auf die Idee kamen sie, als ein Lieferant, der stets in Sóller und in der Umgebung die Arbeitsschuhe, die sogenannten Porqueres, verkaufte. Dieser berichtete der Familie , dass er das Geschäft aufgeben werde. Die Schuhe herstellen, konnten aber nur wenige Leute auf der Insel, weit weg von Sóller. Es war also an der Zeit für die Geschwister, das Handwerk und die entstandene Marktlücke zu übernehmen.

Mira ist hauptsächlich für die Lederzuschnitte und das Nähen veramtwortlich. Bruder und Sohn setzen die Schuhe zusammen.
Mira ist hauptsächlich für die Lederzuschnitte und das Nähen veramtwortlich. Bruder und Sohn setzen die Schuhe zusammen.

„Das hier sind die sogenannten „Porqueres“. Sie sind ideal, um auf dem Feld oder bei den Schweinen zu arbeiten. Die Bauern nutzen das Schuhwerk bei der Ernte, um, wenn nötig, besser auf die Olivenbäume steigen zu können“, erklärt die Fachfrau. „Und das hier sind „Patateras“, also Stiefel, die bei der Kartoffelernte getragen werden“, Mira zeigt auf die Lasche der Schuhe, die über dem Schuhwerk liegt und nicht wie gewöhnlich, im Inneren. „Wenn die Leute durch die Felder gehen, kann so der Schmutz nicht in die Schuhe gelangen. Mit einer Lasche im Innenteil müsste der Schuh dauernd vom Dreck befreit werden“, so Mira.

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Die Porqueres gab es früher nur einfarbig. „Da jedoch immer ein paar Lederreste der bunten Sandalen übrigblieben, fing ich an, diese Stücke in den Porqueres zu verarbeiten. Das war eine gute Idee, denn die Nachfrage stieg”, erzählt die Schuhmeisterin. „Aus den Arbeitsschuhen wurde so ein Schuh für jeden Tag und jedermann. Viele Studenten tragen vor allem die Patateras vielfach koloriert und haben so einen richtigen Trend erschaffen.”

Waren die Schuhe früher lediglich für Feldarbeiten gedacht, sind sie heute auch bei Einheimischen und Touristen beliebt.
Waren die Schuhe früher lediglich für Feldarbeiten gedacht, sind sie heute auch bei Einheimischen und Touristen beliebt.

Die Porqueres werden ab 68 Euro verkauft. „Die Leute wollen immer verhandeln, weil sie ähnliche günstigere Modelle auf dem Markt gesehen haben. Die unterscheiden sich aber sehr stark in Material und Qualität. Unsere Kunden tragen die Schuhe teils seit 20 Jahren. Andere Treter halten bestimmt nicht so lange”, betont Mira.

Ein deutscher Kunde habe ihr erzählt, dass es in Deutschland sicherlich keine handgefertigten Schuhe unter 150 Euro geben würde. „Unser Preis ist also vollkommen in Ordnung und nicht zu hoch gegriffen”, so Mira. Denn Qualität hat ihren Preis.

Ihr Sohn Jaume hat sich entschlossen, das Geschäft irgendwann zu übernehmen. „Er bringt jetzt schon frischen Wind herein. Darüber bin ich überglücklich.”

Kooperation mit TUI

Unterstützung aus der Touristikbranche: Gesponsert wird das Video-Projekt von Europas führendem Touristikkonzern Tui und seiner Tui Care Foundation. Gegründet wurde die Initiative 2016 mit dem Ziel, in den Destinationen nachhaltige Projekte zu unterstützen. Dabei setzt die Stiftung auf das Potenzial des Tourismussektors als Motor für gesellschaftliche Entwicklung, Bildung und Wohlstand. Der Konzern fördert dabei nachhaltigen Tourismus in Zusammenarbeit mit Ein-heimischen.