ABC: Zwei neue Serien, weniger Comedy, späteres "Grey's Anatomy"

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Die Aussage, dass man die Investitionen in Inhalte für klassische TV-Sender nun "ziemlich drastisch reduzieren wird", hat sich Disney-Boss Bob Iger für zwei Tage nach der Upfront-Präsentation von ABC aufgehoben. Da galt es eigentlich gerade, Werbekunden davon zu überzeugen, dass neben dem immer wichtigeren Streaming-Geschäft auch im Linearen durchaus noch so viel Musik steckt, dass man auch dort durchaus Werbegeld lassen sollte. Aber natürlich zeigte sich auch bei den Upfronts schon, dass man insbesondere die Investitionen ins Fiktionale hier längst stark heruntergefahren hat. So wurden für ABC für den Herbst - neben der Dokuserie "Scamanda", die auf dem gleichnamigen Podcast über Amanda Riley basiert - zunächst nur zwei neue fiktionale Serien angekündigt.

Das wäre zum Einen "High Potential". Die Adaption einer französischen Serie handelt von der alleinerziehenden Mutter Morgan, die während ihrer Schicht als Reinigungskraft bei der Polizei einige Beweise so neu ordnet, dass ein unlösbar scheinendes Verbrechen doch aufgeklärt werden kann. Als man ihr Talent erkennt, wird sie von der Polizei als Beraterin engagiert. Die zweite neue Serie ist "Doctor Odyssey". ABC blieb hier fast jegliche Details zum Inhalt schuldig - fest steht nur, dass sie auf einem Keuzfahrtschiff spielt und dass Joshua Jackson, Don Johnson und Phillipa Soo vor der Kamera stehen, Ryan Murphy produziert. Und damit auch zu den größeren Überraschungen im Programmplan: "Doctor Odyssey" läuft künftig donnerstags im Anschluss an "9-1-1", womit man einen zweistündigen Ryan-Murphy-Block bildet.

Wir erinnern uns: Einst war der Donnerstag Shondaland-Zone. Hiervon ist nur noch "Grey's Anatomy" übrig, das als einstiges Aushängeschild nun nur noch um 22 Uhr zu sehen sein wird. Bei Disney betonte man die Bedeutung der Serie und verwies darauf, dass ohnehin längst 80 Prozent der Nutzung zeitversetzt erfolge. Zweite Überraschung: Im Herbst hat man nur noch eine einzige Comedyserie im Programm. "Abbott Elementary" steht nach der frisch verkündeten Absetzung von "Not Dead Yet" (und dem schon länger bekannten Aus für "The Wonder Years" und "Home Economics") allein auf weiter Flur und läuft nach einer 90-minütigen Episode der "Golden Bachelorette" - hier gibt es die Senioren-Variante also nun auch mit weiblicher Hauptfigur. Ein Abgesang aufs Comedy-Genre soll das trotzdem nicht sein, zwei Piloten seien gerade noch in der Mache, hier habe es nur streikbedingte Verzögerungen gegeben. Nachschub ist aber auch deswegen notwendig, weil auch "The Conners" zu Ende geht: Die voraussichtlich nur sechs Folgen kurze Finalstaffel hält man bis zur Mid-Season zurück.

NBC: Zwei neue Comedys und ein neuer Doktor

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NBC hat deutlich mehr zu Lachen als ABC - zumindest wenn man die Zahl der Comedyserien als Grundlage hernimmt. Dort gibt's auch 2024/25 immerhin zwei Comedystunden. Dienstags läuft zusammen mit "Night Court" künftig "St. Denis Medical", eine Workplace-Mockumentary, die in einem unterfinanzierten und unterbesetzten Krankenhaus in Oregon spielt. Und freitags gesellt sich zu "Lopez vs. Lopez" noch die neue Multicamera-Sitcom "Happy's Place". Reba McEntire spielt darin eine Frau, die die Bar ihres Vaters erbt - um dort angekommen festzustellen, dass sie noch eine Halbschwester hat, von der sie nichts wusste und die nun plötzlich ihre Geschäftspartnerin ist.

Während die beiden neuen Comedys ihren jeweiligen Abend eröffnen, also ohne starken Vorlauf selbst Publikum anlocken müssen, setzt man bei der im Herbst zunächst einzigen neuen Dramaserie auf die - wenn auch nicht mehr ganz so große - Strahlkraft von "The Voice" und zeigt sie montags um 22 Uhr. In den letzten Jahren hatte ja ABC mit "The Good Doctor" das Thema außergewöhnliche Ärzte auf diesem Platz besetzt, ab Herbst schickt nun NBC seine "Brilliant Minds" ins Rennen. Die Serie über einen weltberühmten Neurologen, der mit seinem Team aus Assistenzärzten den menschlichen Verstand erforschen will, wurde inspiriert vom Leben und Schaffen von Oliver Sacks, der Zeit seines Lebens schwer erklärbare Hirnstörungen erforschte. Erst später in der Season wird "The Hunting Party" zu sehen sein, beschrieben als High-Concept-Krimi über ein Ermittlerteam, das die gefährlichesten Mörder des Landes fassen soll, die aus einem streng geheimen Gefängnis geflohen sind.

Während über die pilotierten Serien "Grosse Pointe Garden Society" und "Suits: L.A." noch keine Entscheidung getroffen wurde, werden mit "The Irrational" und "Found" zwei außer der Reihe in letzten streikgeprägten Herbst gestartete Serien ins reguläre Line-Up eingefügt. "Found" ersetzt dabei donnerstags die letzte "Law & Order"-Stunde, nachdem "Organized Crime" ja künftig nur noch im Streaming bei Peacock zu sehen sein wird. Apropos Peacock: Dort feiern Paris Hilton und Nicole Richie mehr als 20 Jahre nach der Premiere von "The Simple Life" wieder gemeinsam für ein neues Reality-Format vor der Kamera stehen. Details dazu wurden allerdings noch nicht verraten.

Fox: "Family Guy" muss warten, 2 neue Serien im Herbst

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In der zu Ende gehenden Saison verzichtete Fox komplett auf sein zuvor eigentlich erfolgreichstes Franchise: "9-1-1" gab man überraschend an ABC ab, beim Ableger "9-1-1: Lone Star" verzichtete man auf eine streikbedingt kurze Staffel und vertröstete auf den Herbst. Hier meldet sie sich als neuer Anker der Woche montags um 20 Uhr zurück und soll im Schlepptau die neue Serie "Rescue: HI-Surf" anschieben. Auf die hält man bei Fox so große Stücke, dass man schon im Vorfeld die Anzahl der bestellten Episoden von 12 auf 19 erhöhte und zudem nun noch angekündigt hat, eine Folge im Anschluss an den Super Bowl im kommenden Jahr zu zeigen. Die Serie handelt von Rettungsschwimmern auf Hawaii, genauer der Nordküste von O'ahu, einem der berühmtesten und gefährlichsten Küstenabschnitte der Welt. Neben dem Fall der Woche geht's natürlich übergreifend auch um die persönlichen Beziehungen.

Die zweite neue Drama-Serie im Herbst "Murder in a Small Town", die dienstags nach "Accused" laufen wird und in internationaler Koproduktion entsteht. Die Serie basiert auf den Bestsellern von L.R. Wright über den Polizisten Karl Alberg (gespielt von Rossif Sutherland), der von der Großstadt in ein ruhiges Küstenstädtchen zieht, wo er mehr Ruhe finden will. Dort lauern aber mehr Geheimnisse und Morde, als man es für möglich halten würde. Zudem startet im Herbst auch noch eine animierte Sitcom: "Universal Basic Guys" läuft sonntags direkt im Anschluss an den Klassiker "Die Simpsons" und handelt von zwei Brüdern, die ihre Jobs durch Automatisierung verlieren und nun ein bedingungsloses Grundeinkommen erhalten. Nun haben sie also jede Menge Zeit, um in einer Welt, in der sie anscheinend nicht mehr gebraucht werden, einen Sinn zu finden. Nicht fortgesetzt wird im Gegenzug "Housebroken"

Um Platz für eine weitere animierte Sitcom im Herbst zu schaffen, lässt Fox einen Klassiker erstmal pausieren: "Family Guy", das man zuletzt schon vom Sonntag auf den Mittwochabend ausgelagert hatte, läuft erstmals seit der Wiederbelebung, erst zur Mid-Season. Fox betont aber, dass das keinesfalls darauf hindeuten solle, dass die Serie ihrem Ende entgegen gehe - vielmehr hält Fox kommende Saison ungewöhnlich viele Serien für einen Start erst Anfang 2025 zurück, wohl auch mit Blick auf den Super Bowl, der nochmal viele Möglichkeiten zur Promo mit sich bringt. Neben den verlängerten Serien "Alert: Missing Persons Unit", "The Cleaning Lady", "Animal Control", "The Great North" und "Grimsburg" gehören dazu auch noch zwei weitere Neustarts: Die Drama-Serie "Doc" über eine brillante Ärztin, die sich nach einer Hirnverletzung nicht mehr an die letzten acht Jahre ihres Lebens erinnern kann und sich plötzlich in einer fremden Welt zurechtfinden muss, sowie die Single-Camera-Comedyserie "Going Dutch". Darin wird ein Großmaul der US-Armee, das in den letzten drei Jahrzehnten in jedem Kriegsgebiet gedient und Auszeichnungen erhalten hat, nach einem Wutanfall an den unwichtigsten Armeestützpunkt der US-Armee in den Niederlanden versetzt. Die Hauptrolle übernimmt hier Denis Leary.

Amazon wertet nun bekannte MGM-Marken aus

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Neben den klassischen Networks geben in der Upfronts-Woche inzwischen ja auch einige Streamer Einblicke in ihre Pläne für die nächsten Monate - schließlich wollen Amazon und Netflix inzwischen ja auch Werbung verkaufen. Bei Prime Video lässt sich weiter beobachten, dass man immer stärker auf schon bekannte IPs setzt. So wurde jetzt eine Prequel-Serie zur Komödie "Legally Blonde", die in Deutschland als "Natürlich Blond" lief, bestellt, zudem wird Phoebe Waller-Bridge eine "Tomb Raider"-Serie produzieren. Beides sind Filme aus dem Katalog von MGM - womit die Verwertung der IPs des 2022 übernommenen traditionsreichen Filmstudios nun Fahrt aufnimmt. Während man im Falle von Tomb Raider inhaltlich noch nicht sehr ins Detail ging, ist bei "Legally Blonde" bekannt, dass es um die Zeit der Hauptfigur Elle Woods während der Highschool geht. Erzählt werden soll also, welche Lebenserfahrungen sie zu der Frau gemacht haben, die man dann im ersten Film sieht, der damit begann, dass sie das College abschloss und sich auf den Weg nach Harvard machte, um Jura zu studieren. Reese Witherspoon, die einst die Hauptrolle spielte, ist als Produzentin an Bord.

Offiziell bestätigt wurde obendrein, dass Nicolas Cage in der Live-Action-Serie "Noir" in die Rolle des Spider-Man schlüpfen wird. Erzählt wird in der Serie die Geschichte eines alternden und vom Pech verfolgten Privatdetektivs im New York der 1930er Jahre, der sich gezwungen sieht, sich mit seinem früheren Leben als einziger Superheld der Stadt auseinanderzusetzen. Nicht weiter verfolgt wird hingegen das Serien-Projekt "Silk: Spider Society", obwohl diese Spiderman-Serie eigentlich schon 2022 bestellt worden war. Weiter geht's dafür mit "The Boys" mit einer fünften Staffel, "The Summer I turned Pretty" mit einer auf elf Folgen verlängerten dritten Staffel und "Mr. and Mrs. Smith" mit einer zweiten Staffel. Und dann gab's auch im Non-Fiktionalen noch eine Überraschung: Erstmals wird ein Ableger der Quizshow "Jeopardy" für einen Streamer produziert. Er hört auf den Namen "Pop Culture Jeopardy!" und wird also nur Fragen aus diesem Bereich umfassen.

Vom alten The CW ist nur noch wenig übrig

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Die Zeiten, in denen das Programm von The CW zur einen Hälfte aus Superhelden, zur anderen Hälfte aus soapigen Serien für ein sehr junges Publikum bestand, sind nun endgültig vorbei, unter dem neuen Eigentümer Nexstar wurde nun ein gänzlich anderes Programmschema für den Herbst vorgestellt. Montags laufen dort künftig mit "Trivial Pursuit" und "Scrabble" zwei Gameshows, dienstags Wrestling ("WWE NXT"), freitags "Whose Line is it anyway" und "Inside the NFL", sonntags Filme. Von den einstigen Serien des Senders ist im Herbst zunächst nur die finale Staffel von "Superman & Lois" im Programm. Ob mit "All American" und "Walker" die beiden erfolgreichsten Serien zurückkehren werden, ist noch nicht entschieden - hier laufen derzeit noch die Staffeln und die Finanzierung scheint schwierig. Auch bei "Wild Cards" steht noch eine Entscheidung aus, während "Sullivan's Crossing" im Herbst mit einer zweiten Staffel weiter geht.

The CW bringt aber dafür einige neue Serien an den Start: In der in den 1980ern angesiedelten Serie "Joan" spielt Sophie Turner die Rolle der Joan Hannington, die zunächst in einer Ehe mit einem gewalttätigen Kriminellen gefangen ist. Als der flüchtet, ergreift Joan die Gelegenheit, für sich und ihre Tochter ein neues Leben aufzubauen und wird zu einer berüchtigten Juwelendiebin. Mit "The Librarians: The Next Chapter" hat man zudem ein Spin-Off zur Serie "The Librarians" in Auftrag gegeben, die hierzulande als "The Quest" zu sehen war. Im Mittelpunkt der neuen Serie steht Vikram (Callum McGowan), ein "Librarian" aus der Vergangenheit, der eine Zeitreise in die Gegenwart unternommen hat und nun hier festsitzt. Als er in sein Schloss zurückkehrt, das jetzt ein Museum ist, setzt er versehentlich Magie auf dem ganzen Kontinent frei. Ihm wird ein neues Team zur Seite gestellt, das ihm helfen soll, das Chaos zu beseitigen, das er angerichtet hat.

Zur Mid-Season warten dann zudem noch "Good Cop/Bad Cop", ein Polizei-Dramedy-Procedural über ein ungleiches Geschwisterpaar in einer kleinen Polizeistation im Nordwesten der USA, das sich nicht nur mit den illustren Bewohnern, sondern auch ihrem Polizeichef herumschlagen muss - der zufällig auch noch ihr Vater ist. Und dann wartet mit "Sherlock & Daughter" noch eine Mystery-Thriller-Serie. Darin erfährt eine junge Frau nach einem mysteriösen Mord an ihrer Mutter, dass ihr vermisster Vater der legendäre Sherlock Holmes sein könnte. Trotz völlig unterschiedlicher Hintergründe und Einstellungen müssen die beiden zusammenarbeiten, um nicht nur den Mord, sondern auch eine globale Verschwörung aufzuklären und herauszufinden, ob sie wirklich Sherlocks Tochter ist. 

Weitere Absetzungen und Verlängerungen

Constellation © AppleTV+
"Constellation": Apple TV+ wird die Geschichte von "Constellation", die vom deutschen Produzenten Daniel Hetzer produziert wurde, nicht fortsetzen. In dem Mix aus Science Fiction und Psychothriller kehrte eine Astronautin nach einem tragischen Unfall in einer Raumstation zur Erde zurück - wo sich allerdings auf mysteriöse Weise viele Dinge verändert haben.

"Shōgun": Ursprünglich als Limited Series angekündigt, soll es nun gleich zwei weitere Staffeln der FX-Serie geben, der auch gute Emmy-Chancen zugerechnet werden. Noch gibt's kein offizielles grünes Licht, aber man stellt derzeit ein Team aus Autorinnen und Autoren für eine Fortsetzung zusammen. Die Arbeiten an der ersten Staffel hatten sechs Jahre gedauert, es ist die bislang teuerste Serie von FX. Bleibt zu hoffen, dass es bei weiteren Staffeln etwas schneller geht.

"The Other Black Girl": Die Serie, die auf Zakiya Dalila Harris' gleichnamigem Roman baiserte, wird nicht fortgesetzt. Die erste Staffel handelte von einer Redaktionsassistentin, die es satt hatte, die einzige Schwarze in ihrem Untrernehmen zu sein. Als mit Hazel eine weitere Schwarze Frau eingestellt wird, scheint sich alles zum Besseren zu wenden - bis sie entdeckt, dass in der Firma etwas unheimliches vor sich geht.

"When Calls The Heart": Der Hallmark Channel will auch künftig nicht auf seine langlebigste Serien-Eigenproduktion verzichten und schickt "When Calls The Heart" mit zwölf weiteren Episoden in die nunmehr bereits zwölfte Staffel. Kein Wunder: Staffel 11 war die meistgesehene Basic-Cable-Serie des bisherigen Jahres.