Interview mit Uli Hoeneß und Roland Braun I FC Bayern
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Uli Hoeneß und Fan Roland Braun im Doppelinterview für das FC Bayern-Mitgliedermagazin 51

Uli Hoeneß im Interview: „Mit diesem Titel eröffneten sich neue Wege für den FC Bayern“

Der eine schoss auf dem Platz zwei Tore – der andere gab auf der Tribüne alles: 50 Jahre nach Bayerns 4:0 im Finale von Brüssel gegen Atlético Madrid haben wir Uli Hoeneß und Roland Braun für einen Rückblick in unserem Mitgliedermagazin „51“ zusammengebracht. Beide sind sich einig: Gemeinsam können Spieler und Fans alles erreichen. Auch das ist ein Vermächtnis des FC Bayern.

Das Interview mit Uli Hoeneß und Roland Braun

Herr Braun – vor 50 Jahren haben Sie Uli Hoeneß in Brüssel angefeuert. Wie ist es, jetzt neben ihm zu sitzen?
Roland Braun: „Das werde ich die nächsten Wochen erst einmal sacken lassen müssen. Ich verfolge die Spiele des FC Bayern seit dem Aufstieg 1965 in die Bundesliga, damals noch im Grünwalder mit Rudi Brunnenmeier und Kameraden. Mit Spielern wie Uli Hoeneß bin ich aufgewachsen, sie haben mein Leben geprägt.“

Uli Hoeneß und Fan Roland Braun im Doppelinterview für das FC Bayern-Mitgliedermagazin 51
50 Jahre nach Brüssel an einem Tisch: Roland Braun mit Uli Hoeneß im Präsidiumszimmer im FC Bayern Museum.

Herr Hoeneß – geben einem bei einem Solo wie damals in Brüssel eigentlich die Fans den Push für die Zehntelsekunde mehr?
Uli Hoeneß: „Ehrlicherweise ist man in so einer speziellen Situation im Tunnel. Da musst du konzentriert sein auf das, was du machst. Aber die Atmosphäre, die in einem Spiel insgesamt herrscht, die bekommt man mit, so was lässt dich ja nicht kalt.“

Sie standen auf dem Platz, Roland Braun auf der Tribüne – gemeinsam hat man diesen Erfolg erreicht, im Zusammenspiel Spieler und Fans …
UH: „Das ist der Kern des Spiels – und der Kern des FC Bayern! Wenn ich in die Allianz Arena komme wie jetzt gegen Arsenal: Diese Kulisse in Rot – da denke ich mir oft: einfach wow! Alles, was wir machen, machen wir für die Fans, das ist in diesem Verein immer die Basis von allem – und das muss auch so bleiben …“

RB (deutet auf den Aufnäher auf seinem Janker): „… hier steht’s: ,Mia san mia'!“

UH: „Und das muss auch jedem einzelnen Spieler in diesem Verein immer bewusst sein. Ich habe es immer so empfunden, dass wir Spieler auf dem Rasen eine Verantwortung für die Fans haben, die so viel auf sich nehmen, so viel investieren an Zeit, Hingabe und Erspartem.“

RB: „Das habe ich immer gespürt. Von den Zeiten mit Fritz Kosar, Werner Olk, Mucki Brenninger, als ich acht Jahre alt war, bis heute. Ich komme aus der Nähe von Stuttgart, da sagen ja manche, sie könnten mit dem FC Bayern nichts anfangen. Ich kontere dann, wie ich schon früher an der Säbener Straße war und Sepp Maier nach dem Training für Autogramme sein Ballnetz abgestellt hat. Damals haben die Amerikaner noch auf einem Nebenplatz an der Säbener Straße trainiert. Sicher ändern sich die Zeiten – aber der FC Bayern ist immer der FC Bayern.“

Immer die Kleinen im Blick – und die Fans: Uli Hoeneß.
Immer die Kleinen im Blick – und die Fans: Uli Hoeneß.

Herr Braun, wie wurden Sie FCB-Fan?
RB: „Ich glaube, durch die roten Trikots. Dann kamen die Erfolge – wie ‚Bulle‘ Roth 1967 zum Gewinn des Europapokals der Pokalsieger trifft, das erste Double und dann Brüssel …“

Wie kam es zu Ihrem Trip nach Brüssel?
RB: „Das erste Spiel habe ich mit meinem Vater zu Hause gesehen, Schwarz-Weiß-Fernseher. Als Bayern am Ende der Verlängerung 0:1 zurücklag, haben wir unsere Sessel zurückgeschoben und wollten ins Bett, dann fiel der Ausgleich – ich sprang durchs Zimmer, ich war damals ein Lehrling mit 16 Jahren. Plötzlich rief ein Kumpel an: ,Wir müssen nach Brüssel!‘ Mit einem alten Auto sind wir los, auf gut Glück, ohne Tickets, Geld hatten wir kaum. Wir bekamen zwei Stehplatzkarten für je 25 Mark. Das war damals viel Geld – aber es wurde ein Traumspiel, ich hätte auch 100 Mark bezahlt.“

Wir Spieler auf dem Rasen haben eine Verantwortung für die Fans, die so viel auf sich nehmen, so viel investieren an Zeit, Hingabe und Erspartem.

Uli Hoeneß

Wie haben Sie die Soli von Uli Hoeneß gesehen?
RB: „Ich denke, dass Atlético im Schnitt älter war – und Bayern daher im zweiten Spiel im Vorteil. Wie Sie, Herr Hoeneß, davongesprintet sind … Das vergisst man nicht. Dann die beiden Gerd-Müller-Tore, volley, Lupfer in den Winkel …“

UH: „… unnachahmlich Gerd: wunderschön …“

RB: „… und Ihr zweites Tor: Erst drei Tage später habe ich eine Zusammenfassung gesehen, wie Oskar Klose gerufen hat: ‚Jetzt müssten sie ihn umhauen, nein, Hoeneß macht sie alle fertig …‘ Sie waren zu schnell für alle, auch im Achtelfinale gegen Dresden war das entscheidend.“

UH: „Da musste ich zwischen dem Hin- und Rückspiel extra meine Hochzeit verschieben, weil unser Manager Robert Schwan sagte, dass wir nach dem 4:3 höllisch aufpassen müssen.“

RB: „Da wird Ihre Frau nicht begeistert gewesen sein …“

UH: „Not amused. Wir hatten 200 Leute eingeladen. Die Hochzeit fand nach dem 3:3 im Rückspiel statt.“

RB: „Alles für den FC Bayern. Ich finde es toll, dass Ihre Frau das mitgemacht hat. Verheiratet war ich nie – meine große Liebe ist der FC Bayern (schmunzelt).“

Im FCB-Stil: Roland Braun trug eine Original-Club-Krawatte vom UEFA-Cup-Sieg 1996. Ein Geschenk von Torwart Sven Scheuer.
Im FCB-Stil: Roland Braun trug eine Original-Club-Krawatte vom UEFA-Cup-Sieg 1996. Ein Geschenk von Torwart Sven Scheuer.

Wie wurde in der Nacht von Brüssel gefeiert?
RB: „Wir haben am Stadion noch ein, zwei Bier getrunken. Es ging dann mit dem Auto zurück, 500 Kilometer, sieben Stunden. Ich durfte nicht fahren, ich hatte ja noch keinen Führerschein. Richtig gefeiert wurde erst zu Hause mit den Freunden.“

UH: „Bei uns hatte keiner geschlafen, Rainer Zobel hat zum Beispiel am Hotelpool übernachtet. Wir sind dann direkt weiter zum letzten Bundesliga-Spiel nach Mönchengladbach. Da lautete das einzige Ziel, dass unser Gerd Müller noch die Torjägerkanone vor Jupp Heynckes bekommt.“

RB: „Mit Gerd Müller hatte ich mal ein besonderes Erlebnis, als er Co-Trainer der Amateure gewesen ist: Nach einem Spiel in Reutlingen habe ich auf den damaligen Torwart Sven Scheuer gewartet, hinter der Holztribüne, es war kalt, Dauerregen. Da kam Herr Müller und fragte, ob ich nicht lieber im Mannschaftsbus warten will. Er hat mir sogar einen Kaffee gemacht.“

UH: „So war der Gerd. Zu jedem.“

RB: „Das sind Momente, die kann man als Fan gar nicht fassen.“

Sternstunde: zwei Treffer von Uli Hoeneß, zwei Treffer von Gerd Müller – Szenen einer historischen Nacht.
Sternstunde: zwei Treffer von Uli Hoeneß, zwei Treffer von Gerd Müller – Szenen einer historischen Nacht.

Herr Hoeneß, war Ihnen bewusst, dass der FC Bayern damals in Brüssel die nächste Stufe erreicht hat?
UH: „Wir kamen international gesehen aus dem Nichts. Ich hatte schon das Gefühl, dass sich für den FC Bayern mit diesem Titel
neue Wege eröffnen.“

Fotos: Dominik Gigler, Magdalena Jooss

Das ausführliche Interview ist in der Mai-Ausgabe des Mitgliedermagazins 51“.