Christian Streich: Freiburg verabschiedet den "Besten Mann"
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1. FC Heidenheim 1846 1. FC Heidenheim 1846 FCH
Endstand
1:1
1:1, 0:0
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Christian Streich: Freiburg verabschiedet den "Besten Mann"

Eine zwölfjährige Erfolgsstory findet bald ein Ende. Der Freiburg-Coach nahm am Samstag Abschied vom Europa-Park-Stadion - dabei wurde es emotional.

Christian Streich: Freiburg verabschiedet den Foto: © getty

Ganz Fußball-Deutschland verneigt sich vor Christian Streich!

Der langjährige Freiburg-Coach führte beim 1:1 gegen Heidenheim die Breisgauer letztmals vor heimischem Publikum an der Seitenlinie an. Sichtlich gerührt waren Fans und Streich.

Der 58-Jährige drehte nach Abpfiff eine Ehrenrunde und nahm von den Anhängern Abschied. Dabei bejubelten sie ihn als "besten Mann", auch vom Gäste-Block gab es Standing Ovations. Dabei hielten die Heidenheimer ein Plakat mit der Aufschrift "Loyalität und Ehrlichkeit leider eine Seltenheit, mach es gut Christian" hoch.

Anerkennung durfte Streich auch vom gegnerischen Coach genießen. "Ich kann stellvertretend sagen, dass wir mega stolz sind, dass wir Teil deines letzten Heimspiels sein durften. Maximale Anerkennung, was du geleistet hast. Chapeau. Es war uns eine Ehre mit dir", meinte Frank Schmidt.

Streich herzt einen Flitzer

 

"Die Leute haben freundlicherweise applaudiert und ich habe ihnen applaudiert, weil sie auch toll sind", sagte Streich in seiner gewohnt bescheidenen Art. "Ich möchte mich einfach nur herzlich bedanken für alles!"

Dabei stürmte sogar ein Flitzer das Spielfeld. Noch aufgehalten von den Sicherheitskräften, packte ihn der Kulttrainer und umarmte den Fan - ein klassischer Christian Streich, ein Mann mit Klasse.

Er ist Freiburger durch und durch. Seine gesamte Trainerkarriere verbrachte Streich im Breisgau, angefangen in der Jugend betreute er dann 15 Jahre lang die U19-Auswahl. Zwischen 2007 und 2011 war er Co-Trainer der Kampfmannschaft, ehe er Ende Dezember 2011 die Nachfolge von Marcus Sorg antrat.

"Eine Ära geprägt"

Der Rest ist Geschichte: Vom Abstieg in die 2. Liga zum prompten Wiederaufstieg bis hin zur Rückkehr in den Europacup - der SC Freiburg hat unter der Leitung von Christian Streich alles erlebt. Die Lobeshymnen für den Erfolgscoach sind grenzenlos.

"Man muss sagen, du hast eine Ära geprägt wie ganz wenige vor dir", sagte etwa Sportvorstand Jochen Saier. Spielmacher Vincenzo Grifo konnte auch nur in den höchsten Tönen von seinem Noch-Coach sprechen. Laut dem Italiener habe Streich "eine andere Art".

"Er ist nicht nur Trainer, er interessiert sich auch für den Menschen. Fußball ist ein hartes Geschäft, aber er kennt jeden Spieler auch privat. Man hat viele tolle Gespräche mit ihm, so baust du ein großes Vertrauen auf", so Grifo.

Dem anschließen kann sich auch Kapitän Christian Günther: "Man kann es nicht genug wertschätzen, was er für diesen Verein geleistet hat, auch für uns als Mannschaft. Wir hätten ihm gerne einen Sieg geschenkt, weil wir wissen, dass es für ihn das Schönste gewesen wäre."

Voller Fokus auf Europa gerichtet

Ein Sieg blieb Christian Streich im 195. Bundesliga-Heimspiel verwehrt. Trotz Abschiedstournee blieb er sachlich und wollte den vollen Erfolg, immerhin kämpft der Klub noch um ein Europacup-Ticket. "Ich fahre mit dem Gefühl heim, dass wir wieder zwei Punkte verloren haben", sagte Streich.

Nichtsdestotrotz bleibt der 11. Mai 2024 ein besonderer Tag im Leben des Christian Streich. Denn im Kreise seiner Familie ließ er den Abend ausklingen. "Meine Schwester und meine Eltern sind da, dann essen wir was und trinken ein Glas Wein zusammen", so der 58-Jährige.

Dennoch hat die Mannschaft am letzten Spieltag die Chance, ihrem Trainer zum Abschluss einen Sieg zu schenken. Die Freiburger müssen auswärts bei Union Berlin ran.

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