Beautiful Wedding | Kritik | Film | critic.de

Beautiful Wedding – Kritik

Auch in der Fortsetzung der Geschichte um die Liebenden Abby und Travis täuscht Roger Kumble die romantische Komödie nur an, um möglichst viel Spaß mit menschlichem Chaos und Pointenorkanen zu haben. Dafür erfindet Beautiful Wedding die Erotik des Scheiterns.

Kurz nach ihrer Heirat präsentiert Abby (Virginia Gardner) ihrem Ehemann Travis (Dylan Sprouse) beim romantischen Abendessen eine Pro-und-Contra-Liste. Die wenigen bereits eingetragenen Punkte befinden sich zwar auf der Pro-Seite, aber Travis weiß sofort, dass die Stunde geschlagen hat: Abby bekommt kalte Füße. Die Punkte, die für eine Annullierung der Ehe sprechen würden, drängen sich auch auf. So kann sich keiner der beiden an die Heirat in Las Vegas erinnern. Beide sind kaum volljährig und haben keine Erfahrungen in Beziehungen. Nur Travis hat sich bereits ausgiebig sexuell ausgelebt. Für Abby droht aber der sichere Hafen, bevor sie überhaupt experimentieren konnte – und hinzukommt, dass dieser Hafen gerade in Mexiko liegt, in einem Nobelhotel, in dem sie sich vor einem Gangster aus Vegas verstecken.

Liebe nur für die Struktur

Trotz der bedenklichen Umstände ist unstrittig, dass die beiden sich lieben. Travis lässt das umschweifende Leben nach dem Kennenlernen in Beautiful Disaster (2023) zügig hinter sich. Abby hat nur Augen für ihn, lediglich auf ihren eigenen Bluff fällt das Pokerwunderkind herein und redet sich ein, nicht verliebt zu sein. Auch in der Fortsetzung Beautiful Wedding spricht trotz der Hindernisse nichts Grundlegendes gegen die Liebe der beiden. Kalte Füße oder widersprüchliche Charaktereigenschaften interessieren Regisseur und Autor Roger Kumble noch weniger als zuvor. Die Probleme sind psychologisch vielleicht nicht abwegig, sie sind aber vor allem vorgeschoben, weil es gar nicht um möglichst plastische Menschen auf der Leinwand geht, sondern um menschliches Chaos. Ohne Zanken oder eine grobe dramaturgische Kurve würde es eben keinen Spaß geben.

Die Plotpoints – Gangster auf den Fersen unserer Liebenden, Eifersuchtsanfälle und Zerwürfnisse, nachgeholte Junggesellenabschiede – bedingen zu keinem Moment ein Drama mit Fallhöhe. Das Romantische der romantischen Komödie ist bestenfalls Behauptung oder schon lustvolle Satire auf ein Genre, das zuletzt oft so aufgeräumt auftrat und Romantik weniger als Gefühl verstand denn als Ding aus dem erzählerischen Setzkasten. Die behauptete Prekarität der Liebe liefert also höchstens noch eine grobe Struktur.

Herausgekommen ist deshalb ein postmoderner Film, der offen auf bekannte Muster rekurriert und in dem kaum etwas zusammenpasst. Am besten zeigt sich das an Dylan Sprouse. Der soll sichtlich einen animalischen, sexualisierten Körper darstellen und einen liebenswerten Macho. Nur ist dem ehemaligen Kinderstar die Knuffigkeit aus den Zeiten des Adam-Sandler-Films Big Daddy (1999) oder der Disney-Channel-Serie Hotel Zack und Cody (The Suite Life of Zack & Cody, 2005–2008) nicht im Entferntesten verlorengegangen. Mit seinen Bartstoppeln sieht er wie ein großer Monchhichi aus, der versucht, wie ein harter Kerl aufzutreten. Grundsätzlich klafft aber bei allen Figuren eine Lücke zwischen dem Image ihrer Rollen und ihrem tatsächlichen Auftreten. Weshalb Beautiful Wedding doch ein sehr treffender Film über junge Erwachsene ist, die sich im Hier und Jetzt höchst unsicher versuchen zurechtzufinden.

Trial und sehr viel Error

Hauptsächlich gründet die fehlende Emotionalität aber in der zotigen, wilden Komödie, für die hier alles getan wird. Aufdringliche Hotelbesitzer; Kampfhähne, die Reitern der Apokalypse gleichen; Priester, die mit offenem Hemd am Strand herumlungern; Gangsterbosse, die sich ihrer weichen, verletzlichen Seite öffnen; Liebende, die zur Unterhaltung des Zuschauers keine fünf Minuten aufrichtig sein können und lieber die NBA-Finals gucken als klärende Gespräche zu führen. Aus allen Rohren schießt Kumble mit Haupt- und Nebenfiguren, dem roten Faden und unzähligen Nebenschauplätzen um sich. Um das Skelett des Liebesfilms herrscht ein Orkan der (geschmacksunsicheren) Pointen und ein unbedingter Wille, jeden ernsthaften Knochen im Leib zu korrumpieren.

Diese Lust an der Zerstörungswut widmet sich vor allen Dingen der Lust selbst. Nackte Körper, fehlende Kondome, zweideutige Posen, Koitus: Beautiful Wedding macht sich einen riesigen Spaß daraus, seine Akteure mit Sex in diversen Formen zu bedrängen und unter einer dünnen Schicht Abgeklärtheit einen festen Grund aus Verklemmung zu finden. Ohne Häme ist auch dies ein Film über Trial und sehr viel Error inmitten einer endlosen, lockerleichten Selbstfindung. Und damit ist er eine äußerst erfreuliche Ausnahme in einem zugeknöpften, lustfeindlichen Hollywoodkino. Wenigstens im Scheitern ist die Erotik erlaubt.

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