Doctor Who: Interview mit Russell T. Davies - Im Gespräch mit dem Showrunner der britischen Sci-Fi-Serie
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Doctor Who: Interview mit Russell T. Davies - Im Gespräch mit dem Showrunner der britischen Sci-Fi-Serie

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Russell T. Davies bei der US-Premiere der Serie „Doctor Who“
Russell T. Davies bei der US-Premiere der Serie „Doctor Who“ © IMAGO / ZUMA Wire

Außer mit dem neuen „Doctor-Who“-Hauptdarsteller Ncuti Gatwa und der Darstellerin seiner ersten Begleiterin Ruby Sunday konnten wir von Serienjunkies.de auch noch ein interessantes Gespräch mit dem neuen alten Showrunner der Serie, Russell T. Davies, führen.

Spoilerwarnung - diese Meldung kann Hinweise auf die Fortführung der Handlung enthalten!

Russell T. Davies, der das Reboot von Doctor Who ab 2005 auf Kurs brachte, war schon vorher ein bekannter britischer Fernsehschaffender.

Woher kennt man Russell T. Davies?

Nach ersten Erfolgen als Drehbuchautor unter anderem für die hierzulande nicht gezeigte Jugend-Science-Fiction-Serie „Dark Season“ (in England übrigens so wie „Doctor Who“ bei BBC One zu sehen) von 1991 und die gleichfalls nicht in Deutschland veröffentlichte Drama-Serie „The Grand“ von 1997 übernahm er ab 1999 die Leitung von Queer as Folk. Bei uns war diese erst Jahre später unter dem Titel „Warm ums Herz“ zu sehen.

„Queer as Folk“, das es von 1999 bis 2000 auf zwei Staffeln mit insgesamt zehn Folgen brachte, fasste ein heißes Eisen an und sorgte für zahlreiche Kontroversen im britischen Fernsehen. Die Serie handelte nämlich vom Coming-out des 15-jährigen Nathan (gespielt von Charlie Hunnam, der ab 2008 als Hauptdarsteller in Sons of Anarchy auch in den USA zum Star wurde) und spielte in der Schwulenszene von Manchester.

Trotz ihrer recht kurzen Laufzeit wurde „Queer as Folk“ von Russell T. Davies ein großer Erfolg und erhielt verschiedene Preise. Als langlebiger erwies sich das US-Remake gleichen Titels, das zwischen 2000 und 2005 fünf Staffeln lang produziert wurde.

Danach wandte sich Russell T. Davies dann „Doctor Who“ zu, wovon er seit seiner Kindheit ein begeisterter Fan gewesen war und verhalf der neuen Serie zu ihrem bald einsetzenden Kultstatus. Ferner leitete er von 2006 bis 2011 auch die beiden Spin-Offs „The Sarah Jane Adventures“ über eine der beliebtesten Begleiterinnen des Doctors aus den 70er Jahren sowie die Mystery-Serie Torchwood über die durch die Hauptserie bekannte Spezialeinheit.

Ende 2009 zog Russell T. Davies sich zeitweilig von „Doctor Who“ zurück und gab den Showrunner-Posten an den Drehbuchautor Steven Moffat weiter. Nach dem Aus für The Sarah Jane Adventures wegen des Todes der Hauptdarstellerin Elisabeth Sladen schuf er gemeinsam mit Phil Ford die Serie „Wizards vs. Aliens“, die auf den Sendeplatz nachrückte. Nach den von vielen Whovians überaus kritisch betrachteten Jahren der Kultserie ohne ihn kehrte Russell T. Davies 2022 pünktlich für die neueste Inkarnation des Doctors in Gestalt von Ncuti Gatwa wieder auf seinen alten Posten zurück. Die Rückkehr einer Legende!

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Ein Gespräch mit Russell T. Davies

„Wundern Sie sich nicht, ich erzähle gern sehr viel!“, leitet Russell T. Davies schmunzelnd in das Interview ein.

Serienjunkies.de: Meine erste Frage an Sie lautet: Worin liegt der größte Unterschied zwischen den vorherigen Staffeln von „Doctor Who“ und der neuesten, in der es ja einen neuen Hauptdarsteller gibt?

Davies: Nun ja, da kommt vieles durch den neuen Darsteller und auch Millie Gibson als Ruby Sunday an seiner Seite. Da wollte ich das Rad nicht neu erfinden. Es ist die klassische Kombination, ein liebenswerter Doctor und eine enge Verbindung zwischen dem Time Lord und seiner menschlichen Companion, ein Mann und eine Frau - ich denke, das ist eine ziemlich althergebrachte Kombination an Bord der TARDIS. Es ist aber auch ein Neustart der Serie, allerdings ist es deswegen kein Reboot. Die Stammzuschauer können auch weiterhin der bekannten Geschichte folgen. Aber es können auch Neulinge, die die Serie noch nicht so gut kennen, dazukommen.

Ihre Fragen werden (durch Ruby) beantwortet, was eine der Neuerungen ist. Was ist eine Police Box? Wie reist er durch die Zeit? Er hingegen fragt sich, wer ist Ruby Sunday? Woher kommt sie? Und wer sind ihre Eltern (was eine sehr interessante Geschichte ist)? Sie stellen sich gegenseitig Fragen und werden mit der Zeit die besten Freunde. Das mögen insgesamt betrachtet keine großen Veränderungen sein, aber wir schreiben mittlerweile das Jahr 2024 und es ist meine Aufgabe, für dieses Jahr zu schreiben - obwohl ich ja schon 2022 geschrieben habe, wie ich mir 2024 vorstelle. Wer hätte sich ehrlich gesagt schon vorstellen können, wie sich die Welt verändern wird, meine Güte? (lacht).

Aber es ist grundsätzlich meine Aufgabe, mir das vorzustellen. Ich habe immer daran geglaubt, der Serie einen ziemlich weiten emotionalen Rahmen zu geben. Als ich 2005, 2006 für „Doctor Who“ schrieb, hatten wir einige herzzerreißende Höhepunkte, bei denen der Doctor und seine Companions voneinander getrennt wurden, es gab tränenreiche Momente voller Schrecken, aber auch Spaß. Ich war immer von einer solchen ausgedehnten emotionalen Bandbreite überzeugt.

Eine kleine, wirklich kleine Änderung besteht darin, noch mehr davon in den Doctor einzubringen. Einfach, weil mir klar ist, dass wir einen Hauptdarsteller haben, der seine Emotionen so kraftvoll ausdrücken kann. Man kann sehen, wie er mit seinen großen Augen in die Welt blickt; er weint, wenn er bewegt ist, er zeigt ein hübsches Lachen, wenn ihn etwas amüsiert. Und sein Ärger ist etwas, vor dem man sich in Acht nehmen sollte. Wir haben einen Darsteller, der alle diese Gefühle ausdrücken kann. Seine Vorgänger konnten das natürlich auch. Aber da ist etwas in Ncuti, das ihn in diese Richtung trägt - eine großartige Richtung, wie ich gleichzeitig denke. Ich meine, wenn man ihn in Aktion erlebt, gibt es niemanden aus dem Produktionsteam, der ihn auffordern würde, sich etwas zurückzunehmen.

Er ist ein wenig emotionaler, wilder, aber auch ein bisschen verrückter. Ich wollte ihn so haben, weil die Science-Fiction so enorm vielfältig ist. Ich habe das alles gesehen, ich liebe es. Es ist voller Dunkelheit, voller Ernsthaftigkeit und auch voll nervenzerfetzender Schrecken. Und glücklicherweise können wir das alles auch bei „Doctor Who“ bringen, was wir ja auch tun. Aber da sind auch Wildheit, Wahnsinn und Spaß, wie es sie in keiner anderen Sci-Fi-Serie, nein, Serie insgesamt gibt. Das liebe ich so daran und möchte es wirklich ausschöpfen. Space Babys und schließlich sogar die Beatles! Und jede Menge Spaß - es gibt Folgen, die auf Pulp basieren. Und das ist es, was ich liebe. Das ist die einzige Serie, in der man so etwas machen kann.

Um auf die früheren Staffeln zurückzukommen, werden wir eigentlich alte Freunde oder auch Gegner des Doctors in der neuen Staffel wiedersehen?

Um ehrlich zu sein, nein. Die Pläne sind, weiter voranzuschreiten. Natürlich, ein paar bekannte Gesichter wird es geben, beispielsweise UNIT, die Geheimdienst-Taskforce der Erde. In der alten Serie unterstützte sie den Doctor bei seiner Abwehr von Monstern und so weiter. An seiner Seite steht damit eine militärische Macht. UNIT wurde ja schon in den Folgen zum 60. Serienjubiläum mit David Tennant reaktiviert, aber man muss diese Teile nicht gesehen haben (... um die neue Staffel verfolgen zu können), es gibt einen kurzen Abriss. Das ist zwar ein konsistentes Universum, aber wir schreiben 2024. Doch ein paar bekannte Gesichter gibt es, was manchmal ganz nett sein kann.

Falls jemand die Serie nicht kennen sollte, der Doctor reist jede Woche in eine andere Zeit, eine andere geschichtliche Epoche oder auf einen fernen Planeten oder eine andere Dimension. Es ist schön, der Serie dabei ein wenig Konsistenz mitzugeben und alte Gesichter tauchen wieder auf. Eine gute Sache ist, dass Ruby Sunday sie ja nicht kennt und der Doctor sie ihr erklärt. Aber im Großen und Ganzen ist es an der Zeit, weiterzugehen. Es wird immer Monster oder andere Bösewichter und bestimmte Situationen geben, die man sich auch zum zwanzigsten Mal gern anschauen würde. Aber irgendwann steht man auch jemandem gegenüber, der einen fragt, warum man eine bestimmte Figur zurückgebracht hat. Na, weil sie so großartig war...?

Vielen herzlichen Dank. Eine letzte Frage. Wird es auch in diesem Jahr wieder ein Weihnachtsspecial geben?

Oh ja! Das ist bereits abgedreht, es ist toll geworden. Ich hoffe, es wird wieder jedes Jahr eins geben, das ist jedenfalls geplant. Eine ziemlich wichtige Angelegenheit, die bei Disney wieder eine Tradition werden soll, was uns sehr gut gefällt. Wir haben gerade ein paar Spezialeffekte dafür fertiggestellt und ich bin wirklich von den Socken von den Ausmaßen. Das wird eine große Sache, die das letztjährige Special noch übertreffen wird. Da ging es ja um Ruby und das Geheimnis um ihre Geburt. Über die Handlung vom diesjährigen Special möchte ich noch nichts sagen, aber es wird auf einen Schlag überall Weihnachten werden!

Kann denn nicht gleich jetzt Weihnachten sein? Kann es nicht sofort losgehen?

Wenn Sie das gesehen hätten, was ich gesehen habe! (lacht). Ich verspreche Ihnen, dass es erstklassig wird.

Ich bin wirklich sehr, sehr gespannt darauf, genauso wie auf die kommende Staffel. Und ich bedanke mich recht herzlich für das Gespräch und wünsche Ihnen viel Erfolg für die Zukunft!

Es war auch mir ein Vergnügen. Haben Sie noch einen schönen Tag!

Trailer zur 14. Staffel der Serie „Doctor Who“

Hier noch abschließend der Trailer zur neuen 14. Staffel der Serie „Doctor Who“:

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