Robot Dreams (2023) – „Urbane Liebe“ | Filmkritik
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Robot Dreams (2023) – Filmkritik

„Urbane Liebe“

Das Leben in der Großstadt wird selten so schön und wahrhaftig eingefangen wie in dem Animationsfilm ROBOT DREAMS. Die Vielfalt der Persönlichkeiten, das Zusammenleben und die Einsamkeit werden in farbenprächtige Bilder gegossen. Aber auch die Kultur, das Essen und die Freizeitmöglichkeiten werden mit feinem Gespür für das Leben zwischen den Häuserschluchten eingefangen. Welche Stadt könnte besser für eine solche Liebeserklärung dienen als das New York der 1980er Jahre? Im Stadtviertel East Village trafen Ethnien unterschiedlichen Alters und Lebensvorstellungen zusammen. Das ging nicht immer gut, erzeugte aber ein hohes Gespür dafür, dass es nicht nur einen Lifestyle gibt. Neben dieser urbanen Bühne ist ROBOT DREAMS ein Film über Liebe, Freundschaft und Beziehungen mit all ihren Zwischenstufen, die manchmal fließend ineinander übergehen. Das alles in einem Trickfilm? Ja, das geht, sogar ohne ein einziges Wort, das gesprochen wird.

© Plaion Pictures

Handlung

Dog ist einsam. Essen, Fernsehen und Spielen machen allein einfach keinen Spaß. Aber für alles gibt es die passende TV-Werbung. Dog bestellt sich einen neuen besten Freund, einen Roboter. Nach einer schnellen Montage erwacht er zum Leben. Jetzt kann Dog ihm die Stadt zeigen und Dinge, die ihm Spaß machen: Rollschuh fahren, Hotdogs essen und am Strand liegen.

© Plaion Pictures

Nach einem langen Tag im salzigen Meerwasser kann Robot aber nicht mehr von seinem Badetuch aufstehen, der Rost sitzt in seinen Gelenken. Robot ist zum Tragen viel zu schwer und Dog will gleich am nächsten Tag mit Werkzeug zurückkehren. Doch am Morgen darauf ist der Strand bis zum nächsten Sommer verschlossen. Dog muss ihn zurücklassen und Robot träumt von seinem Freund, seiner Rückkehr und trifft auf egoistische Hasen und eine liebevolle Vogelfamilie.

© Plaion Pictures

Tierische Umgebung

ROBOT DREAMS basiert auf der Graphic Novel von Sara Veron aus dem Jahr 2007. Wie schon bei der Serie BOJACK HORSEMAN dienen auch hier Tiere als menschliche Charaktere: der Kurier ist ein Wasserbüffel, der Hausmeister ein Waschbär und der Schrotthändler ein Krokodil. Die tierischen Besonderheiten fließen in ihr Benehmen ein. Wenn sich Dog über etwas freut, wedelt sein Schwanz und die gemeinen Ameisenbären strecken gern ihre lange Zunge heraus.

ROBOT DREAMS nimmt auch eine stetig beobachtende Perspektive ein, selbst die Figuren im Film beobachten eher, als dass sie agieren. Das liegt natürlich zuallererst an der Perspektive des Roboters, der in diese neue Welt hineingeboren wird und sie kennenlernt. Mit kindlicher Neugier begegnen ihm gute wie auch schlechte Dinge. In einem Film ohne Dialoge sind Beobachtungen auch eine Möglichkeit zu erfahren, was in den Figuren vorgeht. Warum auf Sprache hier verzichtet wird, ist ganz einfach, denn es macht ROBOT DREAMS noch universeller und zugänglicher. Es ist keine Synchronisation notwendig und die Sinne des Publikums werden geschärft.

© Plaion Pictures

Stummfilm, bei weitem nicht

Im jazzigen Score von Alfonso de Vilallonga werden wir durch die Stadt und die Beziehungen geführt. Wenn es keinen Dialog gibt, muss bei der Inszenierung noch genauer gearbeitet werden, damit jeder versteht, was die Figuren wollen und denken. Das stellt unsere Empathie für die Hauptfiguren auf ein Höchstmaß ein und wir sind traurig bzw. verständnislos, wenn Dog seinen Freund Robot am Strand zurücklassen muss.

Die Träume von Robot lassen auch jede Menge Interpretationsspielraum und werden zum Teil auch etwas surrealistisch. Zu Diskussionen regt auf jeden Fall das Ende an. Sind beide durch die Trennung andere Persönlichkeiten geworden? Wie schwer ist es, eine neue Beziehung für eine alte wieder loszulassen? Das Finale kann man nun gut oder schlecht finden, es birgt auf jeden Fall Gesprächsstoff.

© Plaion Pictures

Fazit

ROBOT DREAMS bringt einen wunderbar zurück auf den Boden des Lebens zurück. Es gibt enorm viel in dieser kleinen Geschichte zu entdecken. Keine Termine, keine digitalen Inhalte und keine gesellschaftspolitischen Fallstricke. Es ist reine Freundschaft und zwischenmenschliche Liebe, die das Leben in der schönsten Filmmetropole zelebriert wie auch ihrer Bewohner. So geht Gesellschaft.

© Christoph Müller

Titel, Cast und CrewRobot Dreams (2023)
Poster
ReleaseKinostart: 09.05.2024
RegisseurPablo Berger
Trailer
DrehbuchPablo Berger
Vorlagebasiert auf dem gleichnamigen Graphic Novel von Sara Varon
MusikTom Howe
Alfonso de Vilallonga
SchnittFernando Franco
Filmlänge102 Minuten
FSKab 0 Jahren

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