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Giro d'Italia 2024 - Simon Geschke und das Bergtrikot: Auf diese Etappen und Berge kommt es gegen Tadej Pogacar an

Felix Mattis

Update 15/05/2024 um 22:40 GMT+2 Uhr

Zwei Jahre ist es her, dass Simon Geschke bei der Frankreich-Rundfahrt im beliebten Gepunkteten Trikot des besten Bergwertungsjägers zum deutschen Tour-Helden wurde - und zu einem tragischen dazu, weil der Freiburger die Führung in der Sonderwertung bei der letzten Bergankunft an Tour-Sieger Jonas Vingegaard verlor. Der Schmerz saß tief, doch nun nimmt Geschke ein ähnliches Duell wieder auf.

Geschke stellvertretend im Bergtrikot: "Den nötigen Kopf hat er"

Es ist ein ganz besonderer Giro d'Italia für Simon Geschke: Der 38-Jährige wird am Saisonende seine Karriere beenden und hatte sich für sein Abschiedsjahr im Winter gewünscht, noch einmal die Italien-Rundfahrt bestreiten zu dürfen.
Er absolvierte zwei Trainingslager im mit Höhenkammern versehenen Bikehotel in seiner Freiburger Heimat, kam in Top-Form zum Grande Partenza nach Turin und trägt jetzt das Bergtrikot - das Maglia Azzurra - stellvertretend für Spitzenreiter Tadej Pogacar, der Rosa an hat und auch in der Kletterer-Wertung mit 104 Zählern bereits weit vorne liegt - Geschke als Zweiter hat 59 Punkte auf dem Konto.
"Man muss realistisch bleiben: Ich bin relativ weit abgeschlagen und meine Chancen sind nicht besonders hoch, das in Rom zu gewinnen. Es steht und fällt alles mit Pogacar. Wenn er noch eine Bergankunft gewinnt, wird es sehr schwer, wenn nicht unmöglich, über die Ausreißergruppen genügend Punkte zu holen", sagte Geschke gegenüber Eurosport am Mittwochabend.
Trotzdem: Die Fans träumen davon, dass der bärtige Publikumsliebling zum zweiten deutschen Giro-Bergkönig nach Eurosport-Experte Fabian Wegmann wird. Der hatte das damals noch grüne Bergtrikot 2004 errungen. Auch Wegmann hatte gegen den übermächtigen Damiano Cunego damals auf dem Papier sehr schlechte Karten, hat es in dessen Gnaden letztlich aber doch geschafft.
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Geschke im Bergtrikot: Das sind seine größten Gegner

Unmöglich ist also gar nichts. "Ich werde jetzt versuchen, mich so gut es geht für die wirklich schweren Alpenetappen zu schonen - beginnend mit Sonntag, wo es wirklich super viele Punkte gibt. Auf diesen Etappen will ich in die Gruppe gehen und dann werden wir sehen, was dabei herauskommt", erklärte Geschke seine Herangehensweise für die nächsten Tage. "Ich hoffe natürlich aufs Beste, aber bin auch nicht enttäuscht, wenn ich das Trikot irgendwann wieder abgeben muss."
Doch wie realistisch oder unrealistisch ist der Griff nach dem Maglia Azzurra für Geschke denn wirklich? Um das einzuschätzen, muss man sich das Giro-Reglement genau anschauen. 24 Bergpreise gibt es bei diesem Giro noch - aufgeteilt in vier Kategorien, wobei die Bepunktung allerdings noch weiter aufgefächert ist.
Bergankünfte geben nochmal etwas mehr Punkte, als die Kategorie des Anstiegs eigentlich vorgeben würde - wenn auch nicht das Doppelte. Und die Cima Coppi, der höchste Bergpreis des Giro, der auf der 16. Etappe am kommenden Dienstag auf dem Umbrailpass in der Anfangsphase des Tages liegt, ist mit 50 Punkten für den Ersten genauso hoch datiert wie die beiden Bergankünfte in Livigno (15. Etappe) und am Passo Brocon (17. Etappe).

Das Prinzip: Ausreißergruppen vs. Favoriten im Hauptfeld

Für Geschke wird es, wie er selbst bereits ansprach, darum gehen, möglichst viele Zähler zu Beginn der Etappen in Ausreißergruppen zu sammeln und gleichzeitig zu hoffen, dass Pogacar und sein UAE Team Emirates nicht alle Fluchtgruppen wieder einholen, um am Ende noch um den Etappensieg zu fahren und dabei quasi im Vorbeigehen die großen Punktetöpfe mitzunehmen.
"Es ist immer noch Pogacar: Wenn er gewinnen will, macht er das auch - auch ohne direkt aufs Bergtrikot zu fahren. Es kann eine ähnliche Situation wie vor zwei Jahren bei der Tour werden, wo ich es an Vingegaard abgeben musste", blickte Geschke gleichzeitig voraus und zurück.
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Highlights: Vingegaard-Doppelschlag trifft Pogacar und Geschke hart

Schaut man sich die Etappenprofile der verbleibenden zehn Etappen genauer an, so teilen sich die 24 Bergpreise relativ trennscharf in 17 auf, die an Ausreißer gehen könnten, und sieben, die so spät in für die Gesamtwertung wichtigen Etappen kommen, dass dort Pogacar und die Klassementfahrer vorne sein könnten - wenn auch nicht müssen.
In Summe gibt es bei jenen sieben "wichtigen" Bergen maximal 264 Punkte für einen Fahrer zu gewinnen, wenn er sie alle als Erster erklimmt. Die verbleibenden 17 "leichter" zu erreichenden Berge zu Beginn der Etappen halten für einen Fahrer bis zu 287 Punkte bereit.

Etappen 15, 16 und 17 besonders wichtig

Nun wird Geschke diese 17 Bergwertungen nicht alle gewinnen können, aber Pogacar wohl auch kaum die anderen sieben komplett abräumen. Ganz besonders wichtig für das Maglia Azzurra werden aber drei Tage: Am kommenden Sonntag auf der Königsetappe nach Livigno, die Pogacar bereits konkret als ein Ziel auserkoren hat, gibt es für mögliche Ausreißer in den ersten zwei Renndritteln und über den Mortirolo hinweg bis zu 67 Punkte zu holen, während der erst neun Kilometer vor dem Ziel zu überquerende Passo di Foscagno und die Ankunft in Livigno 40 beziehungsweise 50 Punkte für den Ersten bringen.
Attackiert Pogacar dort bereits am Foscagno, um die prestigeträchtige Königsetappe als Solist zu gewinnen, könnte er schon dort also 90 Zähler einstreichen und seinen großen Vorsprung noch viel weiter ausbauen.
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Highlights: Dritter Streich! Pogacar bei Bergankunft unerbittlich

Ähnlich viel Gewicht auf dem Etappenfinale liegt bei der 16. Etappe nach dem Ruhetag: Zwar geht es dort früh über den 50 Punkte schweren Umbrailpass, die Cima Coppi, doch auch dort wartet zwölf Kilometer vor dem Ziel mit dem Panidersattel ein Kategorie-1-Berg (40 Punkte) und bei der Etappenankunft in St. Christina in Gröden gibt es nochmal 26 Zähler.
An diesen beiden Tagen muss Geschke also inständig hoffen, dass er mit einer Ausreißergruppe bis weit ins Finale kommt und Pogacar aus dem Feld heraus möglichst leer ausgeht. Etwas anders gelagert ist dagegen Etappe 17 von Gröden zum Passo Brocon. Dort nämlich dürfte für den Kampf um Rosa nur die Schlusssteigung wichtig sein. Die ist zwar auch 50 Punkte wert, doch unterwegs gibt es über Passo Sella, Passo Rolle, Passo Gobbera und die erste Brocon-Passage bereits bis zu 85 Punkte zu ergattern, die ziemlich sicher an Ausreißer gehen dürften.

19. Etappe als möglicher Joker für die Trikot- und Etappenjäger

Interessant wird dann die 19. Etappe aus dem Friaul hinauf nach Sappada. An den drei dortigen Bergpreisen sind bis zu 45 Punkte zu holen, und die könnten allesamt an Ausreißer gehen, weil es auf diesem Teilstück gut vorstellbar ist, dass die Gesamtwertungsasse sie gewähren lassen, um vor der entscheidenden Etappe am Folgetag nicht zu viel Kraft zu verbrauchen.
Die schließlich führt zwei Mal über den brutalen Monte Grappa, endet aber nicht mit einer Bergankunft, sodass beide Überfahrten mit 40 Punkten gleich viel wert sind und sich Ausreißer und Klassementfahrer dort wahrscheinlich nichts nehmen dürften.
Die Krux bei dem ganzen Spiel ist aber: Geschke muss die Ausreißergruppen auf den richtig wichtigen Etappen erstmal überhaupt erwischen und sich dort dann auch gegen andere starke Kletterer durchsetzen. Denn bei so vielen noch zu ergatternden Punkten in den Alpen hat rechnerisch jeder im Peloton noch Chancen aufs Trikot.
"Fahrer, die es wahrscheinlich auch noch probieren werden, sind Valentin Paret-Peintre und Romain Bardet", hat Geschke für sich auch schon zwei Hauptkonkurrenten abseits von Pogacar ausgemacht, die zu seinen Rivalen in den Ausreißergruppen werden könnten.
So viele Bergpunkte gibt es maximal auf den verbleibenden Etappen:
  • 12. Etappe: 12 Punkte für Ausreißer
  • 13. Etappe: 0 Punkte
  • 14. Etappe: 0 Punkte
  • 15. Etappe: 157 Punkte, 67 eher für Ausreißer, 90 in entscheidender Phase
  • 16. Etappe: 116 Punkte, 50 eher für Ausreißer, 66 in entscheidender Phase
  • 17. Etappe: 135 Punkte, 85 eher für Ausreißer, 50 bei Bergankunft am Brocon
  • 18. Etappe: 3 Punkte für Ausreißer
  • 19. Etappe: 45 Punkte, 27 eher für Ausreißer, 18 in entscheidender Phase
  • 20. Etappe: 83 Punkte, 43 eher für Ausreißer, 40 in entscheidender Phase
  • 21. Etappe: 0 Punkte
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