Mannheim: "Cat Stevens Story" mit kritischen Fußnoten - Kultur Regional - Rhein-Neckar-Zeitung
Mannheim

"Cat Stevens Story" mit kritischen Fußnoten

Eine Katze hat neun Leben: In Mannheim beleuchtet die "Cat Stevens Story" die bewegte Karriere des Londoner Liedermachers.

13.05.2024 UPDATE: 13.05.2024 04:00 Uhr 2 Minuten, 23 Sekunden
Elmar Schork, Adrian Schwartz und Peter Lotz (von links) sorgen im Mannheimer Capitol für britische Pub-Atmosphäre. Foto: Partner

Von Marco Partner

Mannheim. In der Kategorie "Was macht eigentlich?" zählt Cat Stevens zu den Spitzenreitern. Hits wie "Morning Has Broken" und "Father & Son" machten ihn zum Superstar. Doch auf den Welterfolg folgte der Rückzug, der britische Sänger konvertierte, wurde zu Yusuf Islam und brach mit seinem wilden Künstlerdasein. Mit der "Cat Stevens Story" wird in der Casino-Bar des Mannheimer Capitols das bewegte Leben des Singer-Songwriters erzählt – nicht ohne kritische Untertöne.

Für gewöhnlich schlüpfen sie als Twenty Legends in die Rolle der Beatles, imitierten die Rolling Stones oder singen wie Bob Dylan. "Ich kann auch Joe Cocker oder Janice Joplin", sagt Adrian Schwartz. Doch als er vor über 20 Jahren "Moonshadow" von Cat Stevens anstimmte, war etwas anders. "Er klang eins zu eins wie das Original", verrät sein Kollege Peter Lotz. Ein paar Jahre sollten verstreichen, bis man dem 1948 als Steven Demetre Georgiou geborenen Sänger ein ganzes Programm widmete.

Die "Cat Stevens Story", mit der das Cover-Trio (Elmar Schork an der Gitarre) deutschlandweit auftritt, ist aber kein Best-of. Sie erzählt vielmehr die Biografie des Londoner Liedermachers in 24 Songs. "Wir wollen die Lieder mit dem Leben verknüpfen und die schillernde, aber durchaus auch widersprüchliche Figur mit all ihren Facetten beleuchten", betont der Bassist Lotz, der die Zuhörer als Moderator an die Hand nimmt und ins wuselige Soho der 1960er entführt.

Mit "Wind (of my soul)" beginnt der Abend. Wenn man die Augen schließt, könnte man meinen, dass da tatsächlich der echte Cat sitzt. Die warme, wohlige Stimme und das Timbre stimmen, man fühlt sich wie in einem Pub in England. "Willkommen im West-End im Jahr 1965. Wir befinden uns in einer Kneipe, aber es herrscht schlechte Stimmung", erklärt Lotz, der seine Anekdoten mit Humor ("The First Cut Is The Deepest" wird zur Chirurgenhymne) anreichert.

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Die Eltern führen tatsächlich ein Pub mitten in London und bedauern, dass ihr 18-jähriger Sohn seine Ausbildung zum Grafiker abbricht. Der Karrierestart als Steve Adams verläuft zunächst holprig. Eine Freundin bringt ihn aufgrund seiner Katzenaugen darauf, sich Cat Stevens zu nennen. Mit "Matthew & Son" widmet er sich der Arbeiterklasse, wird an Gitarre und Klavier selbst zum Akkord-Arbeiter, geht mit The Who, Jimi Hendrix und anderen Ikonen der Sixties auf Tour – und am Exzess aus Sex, Drugs und Rock’n’Roll zugrunde.

"Er erkrankte an Tuberkulose, blieb mehrere Monate in der Klinik, sah Leid und Sterben", sagt Lotz. Aber eine Katze hat bekanntlich neun Leben. Cat Stevens befreit sich aus seinem Plattenvertrag, er wird kreativer und spiritueller. Nur in der Liebe hat er kein Glück. Die amerikanische Schauspielerin Patti D’Arbanville bricht ihm das Herz, er widmet ihr mehrere Lieder wie "Lady d’Arbanville" und "Wild World", das 1970 auf seinem Gold-prämierten Album "Tea for the Tillerman" erscheint.

Adrian Schwartz singt die über 50 Jahre alten Songs mit Verve und Hingabe. Beim Zwiegespräch "Father & Son" (ursprünglich für ein Musical über die russische Revolution geplant), "Sad Lisa" und "Morning Has Broken" setzt er auf Authentizität statt Imitationsnähe und weiß damit das mitsummende Publikum im Rücken. Cat Stevens wendet sich Ende der 1970er von der Musikwelt ab. Nachdem er bei einem Badeausflug am Malibu Beach fast ertrinkt und ihn eine nahezu göttliche Welle wieder ans Ufer spült, legt er seinen Künstlernamen ab und konvertiert zum Islam.

Als 1989 die Fatwa gegen den Schriftsteller Salman Rushdie verhängt wird, distanziert sich der sonst vom Frieden singende Künstler nicht vom Todesaufruf. Auch Homosexualität bezeichnet er als Sünde. "Das war nicht mehr der Cat Stevens, wie wir ihn kannten", sagt Lotz. Erst die Schrecken des 11. Septembers 2001 bringen ihn zu einem klaren Bekenntnis gegen den Fundamentalismus. 2023 war er sogar wieder als Cat Stevens auf Tour. Vielleicht genügt es aber auch, ihn als Cover-Version und dafür mit kritischen Fußnoten zu erleben.

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