Ausstellung über Bildhauer-Freunde Gaul und Barlach in Güstrow
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Neue Ausstellung in Güstrow

August Gaul und Ernst Barlach – eine besondere Bildhauer-Freundschaft

Güstrow / Lesedauer: 2 min

In der Ausstellung im Barlachmuseum am Heidberg in Güstrow werden das Verhältnis beider Künstler zueinander und ihre Schaffensphasen thematisiert.
Veröffentlicht:08.05.2024, 12:00

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Die Künstlerfreunde August Gaul und Ernst Barlach teilen sich ein Stück gemeinsamen Lebenslauf – beide sind deutsche Bildhauer mit einer engen Bindung und gegenseitigem Einfluss. Dieser besonderen Freundschaft widmet sich aktuell die neue Ausstellung im Barlachmuseum am Heidberg in Güstrow.

Kuratorin Franziska Hell hat sich für eine chronologische Anordnung der Werke im Museum entschieden. Die frühen Versuche, der Durchbruch und die Spätwerke beider Künstler können beim Rundgang durch die Ausstellung in Korrespondenz zueinander betrachtet werden.

Gaul half Barlach auf die Weltbühne

Gaul und Barlach sind fast im gleichen Jahr geboren, 1869 und 1870, jedoch hatte Gaul bereits viel früher seinen künstlerischen Durchbruch. Barlach lernt Gaul erst 1905 in Berlin kennen. Da gehörte Gaul bereits zu den Gründungsmitgliedern der Berliner Secession, einer revolutionären Künstlergruppe und hatte schon große Bekanntheit erlangt, zum Beispiel auf der Pariser Weltausstellung 1900.

„Gaul unterstützte seinen Freund, er stellte für ihn Kontakte in die Künstlerwelt her, zum Beispiel auch zu seinem späteren Händler Paul Cassirer“, erklärt Franziska Hell. Gaul initiierte auch eine Eingabe an das Kriegsministerium, das daraufhin den damals eingezogenen Soldaten Barlach 1916 aus dem Kriegsdienst entlässt. „Damit hat er Ernst Barlach vermutlich vor dem sicheren Tod bewahrt“, sagt Hell. Barlach durfte auf der Berliner Secessionsausstellung 1907 auch seine Russen-Skulpturen ausstellen, was ihm zum künstlerischen Durchbruch verhalf.

„Hamster“ von August Gaul, eine Anlehnung an die Hungersnöte und Hamsterkäufe im Deutschen Reich im 1. Weltkrieg.
„Hamster“ von August Gaul, eine Anlehnung an die Hungersnöte und Hamsterkäufe im Deutschen Reich im 1. Weltkrieg. (Foto: Toni Cebulla)

Der Museumsrundgang beginnt bei den Frühwerken der beiden Bildhauer – Gauls Tiere und Barlachs Menschengestalten. Dort findet sich der detailreiche Kopf des Gorillas Jumbo, oder Gauls sitzender junger Löwe, genannt „Dusselchen“. „Der frühe August Gaul hat sehr malerisch und detailliert gearbeitet, hat im Verlauf seines Schaffens den Fokus erst auf Zoo-, später auch auf Nutztiere gelegt“, sagt die Kuratorin. Erste Parallelen beider Künstler finden sich in den grafischen Arbeiten, zum Beispiel in Gauls Ziegen oder Barlachs „Bildhauern vor dem Modell“.

Durchbruch beider Künstler um 1900

Um die Jahrhundertwende sind die künstlerischen Durchbrüche beider Bildhauer datiert. Gauls lebensgroße Löwin mit den originalen Bernsteinaugen ist die zentrale Skulptur und ein Highlight in der neuen Ausstellung. „Hier führt der Schwenk direkt zum Kunsthändler der beiden Bildhauer, Paul Cassirer“, sagt Hell. Der Dreiecks-Beziehung der Künstler und des Verkäufers ist eine weitere Abteilung der Ausstellungshalle gewidmet. 

August Gauls Serie „Kleiner Tierpark“, um 1915 entstanden.
August Gauls Serie „Kleiner Tierpark“, um 1915 entstanden. (Foto: Toni Cebulla)

Im Grafikkabinett ist unter anderem eine der wenigen Menschendarstellungen von August Gaul zu sehen, dazu die Skulpturengruppe „Kleiner Tierpark“. Auch in die dramatischen Werke und Zeichnungen von August Gaul und Ernst Barlach sowie den Briefaustausch der Freunde ist ein Einblick möglich.

Die Ausstellung ist ab sofort bis zum 8. September zu sehen.