Medizinstudium: Dauer, Aufbau, Ablauf, Inhalte - Operation Karriere

Medizinstudium: Dauer, Aufbau, Ablauf, Inhalte

Medizinstudium: Aufbau, Ablauf, Dauer, Prüfungen
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Das Medizinstudium in Deutschland ist eines der beliebtesten Studienfächer. Aber wie genau sieht das Medizinstudium eigentlich aus? Welche Voraussetzungen gibt es, wie lange dauert es, wie ist es aufgebaut und auf was musst du dich einstellen? Antworten findest du im Beitrag.

Medizinstudium: Voraussetzungen und Zulassung

Eine der größten Hürden ist immer noch die Zulassung zum Medizinstudium. Denn der Studiengang ist deutschlandweit zulassungsbeschränkt. Die Abiturnote ist dabei essenziell und der Numerus Clausus (NC) liegt meistens bei 1,0 bis 1,2. Je besser, desto höher stehen die Chancen auf einen Studienplatz. Zusätzlich zu der Abiturnote können auch Testergebnisse des Tests für Medizinische Studiengänge (TMS) die Chancen auf einen Studienplatz verbessern. Generell erfolgt die Vergabe der Studienplätze über drei Hauptquoten: 30 Prozent werden anhand der Abiturbestenquote ausgewählt, 10 Prozent anhand der Zusätzlichen Eignungsquote (Anrechnung von fachspezifischen Eignungstests wie dem TMS, berufsnahen Ausbildungen, freiwilligen Diensten etc.), 60 Prozent anhand der Auswahlverfahren der Hochschulen. Je nach Universität können andere Kriterien gelten, jedoch ist auch bei den meisten die Abiturnote ein wichtiger Teil.

Die Bewerbung und Zulassung wird zentral durch die Online-Plattform der Stiftung für Hochschulzulassung (SfH) koordiniert, die dafür das Dialogorientiere Serviceverfahren (DoSV) nutzt. Hier ist auch das Zentrale Vergabeverfahren (ZV) integriert.

Medizinstudium: Dauer und Aufbau

Die Regelstudienzeit für das Medizinstudium in Deutschland liegt bei sechs Jahren, also zwölf Semestern. Diese teilen sich im Regelstudiengang auf in vier Semester Vorklinik, sechs Semester Klinik und zwei Semester Praktisches Jahr (PJ).

Je nachdem, ob du im Regelstudiengang oder im Modellstudiengang Medizin studierst, ist das Studium anders aufgebaut:

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Im Regelstudiengang besteht das Medizinstudium aus drei Abschnitten: die Vorklinik, die Klinik und das PJ. Die Vorklinik dauert in der Regel vier Semester (1.–4. Semester) und schließt mit dem 1. Abschnitt der ärztlichen Prüfung (erstes Staatsexamen, M1), dem sogenannten Physikum, ab. Die Klinik dauert in der Regel sechs Semester (5.–10. Semester) und schließt mit dem 2. Abschnitt der ärztlichen Prüfung (zweites Staatsexamen, M2), dem Hammerexamen, ab. Früher bestand die Prüfung aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil, die kurz hintereinander absolviert werden mussten, mittlerweile wurde dies aber geändert. Der mündliche Teil, das dritte Staatsexamen (M3) findet nach dem PJ statt, was die Prüfung deutlich entzerrt. Der Begriff Hammerexamen hält sich trotzdem immer noch. Den letzten Abschnitt, das PJ, absolvieren Medizinstudierende in einer Klinik. Dies dauert ein Jahr (11.–12. Semester) und endet mit dem 3. Abschnitt der ärztlichen Prüfung (drittes Staatsexamen, M3). Ist diese Prüfung bestanden, können die Absolventinnen und Absolventen ihre Approbation beantragen.

Im Vergleich dazu haben Medizinstudierende im Modellstudiengang viel früher Patientenkontakt und nicht erst ab der Klinik. Es gibt keine direkte Teilung in Vorklinik und Klinik mehr. Gleichzeitig gibt es im Modellstudiengang das Physikum nicht mehr, sondern ein sogenanntes Physikumsäquivalent. Dieses besteht aus mehreren schriftlichen, mündlichen und praktischen Prüfungen und wird über mehrere Semester geschrieben. Nach dem zehnten Semester wird auch im Modellstudiengang das zweite Staatsexamen absolviert. Beim PJ und dem dritten Staatsexamen gibt es ebenfalls keinen Unterschied zwischen Modell- und Regelstudiengang.

Medizinstudium: Ablauf, Inhalte, Prüfungen

Im Regelstudiengang lernen die Medizinstudierenden in den Semestern der Vorklinik die medizinischen Grundlagen und Grundlagenwissenschaften, die sie für ihre Arbeit als Arzt oder Ärztin benötigen. Dementsprechend lernen sie in dieser Phase die Fächer:

  • Biologie
  • Chemie
  • Physik
  • Anatomie
  • Physiologie
  • Biochemie/Molekularbiologie
  • Medizinische Psychologie und Soziologie
  • Medizinische Terminologie

Darüber hinaus müssen die Studierenden ein Krankenpflegepraktikum und einen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren. Haben Studierende alle Voraussetzungen erfüllt, folgt als Prüfung nach dem vorklinischen Teil das erste Staatsexamen, das Physikum. Dies ist in eine schriftliche und eine mündliche Prüfung aufgeteilt. Der schriftliche Teil ist eine Multiple-Choice-Prüfung mit 320 Fragen und findet an zwei aufeinander folgenden Tagen statt. Die mündliche Prüfung findet nach der schriftlichen statt. Hierfür erhalten Studierende eine separate Einladung.

Im Anschluss an den vorklinischen Teil folgt der klinische Teil im Regelstudiengang Medizin. Hier lernen die Studierenden die verschiedenen medizinischen Disziplinen kennen, zum Beispiel:

  • Allergologie
  • Allgemeinmedizin
  • Anästhesie
  • Arbeitsmedizin und Sozialmedizin
  • Augenheilkunde
  • Chirurgie
  • Dermatologie und Venerologie
  • Gynäkologie und Geburtshilfe
  • Hals-Nasen-Ohrenheilkunde
  • Humangenetik
  • Hygiene, Mikrobiologie und Virologie
  • Innere Medizin
  • Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin
  • Neurologie
  • Orthopädie und Unfallchirurgie
  • Pädiatrie
  • Pathologie
  • Pharmakologie und Toxikologie
  • Psychiatrie
  • Radiologie
  • Rechtsmedizin
  • Transfusionsmedizin
  • Urologie

Beim Modellstudiengang lassen sich keine genauen Angaben machen, da das Curriculum je nach Universität unterschiedlich ist. Grundsätzlich werden die Fächer aber nicht mehr einzeln, sondern eher gemeinsam und organzentriert in Modulen gelehrt.

Keinen Unterschied gibt es der zweiten wichtigen und großen Prüfung im Medizinstudium, auch als Hammerexamen bekannt. Dies müssen alle Studierenden unabhängig vom Regel- oder Modellstudiengang nach dem zehnten Semester absolvieren. Das Hammerexamen besteht aus einer schriftlichen (zweites Staatsexamen, M2) und einer mündlichen Prüfung (drittes Staatsexamen, M3), wobei die mündliche Prüfung erst nach dem Abschluss des PJ stattfindet. Der schriftliche Teil ist wie auch schon das Physikum ein Multiple-Choice-Test mit 320 Fragen, der an drei aufeinander folgenden Tagen geschrieben wird und jeweils fünf Stunden dauert.

Der letzte Abschnitt des Medizinstudiums ist auch in beiden Fällen das Praktische Jahr (PJ). Dies ist in drei Tertiale zu je 16 Wochen aufgeteilt, die Medizinstudierende an einer Klinik oder auch im Ausland absolvieren. Ein Tertial muss in der Chirurgie und eines in der Inneren Medizin abgeleistet werden, für das dritte Tertial können Medizinstudierende ein Wahlfach bestimmen, das die eigene Universität im Katalog auflistet.

Nach dem PJ folgt schließlich die dritte und letzte Prüfung im Medizinstudium, das dritte Staatsexamen (M3). Diese mündliche Prüfung umfasst die Fachgebiete Chirurgie, Innere Medizin, das Wahlfach des jeweiligen Studenten oder der Studentin sowie ein zugelostes Fach. Die Prüfung findet an zwei aufeinander folgenden Tagen statt und dauert jeweils 45 bis 60 Minuten. Am ersten Tag findet eine praktische Prüfung am Patientenbett mit Fallvorstellung statt, am zweiten Tag eine mündliche Prüfung mit Fragen zu den vier Fachgebieten.

Haben Absolventinnen und Absolventen auch das dritte Staatsexamen bestanden, können sie ihre Approbation zur Ausübung der ärztlichen Tätigkeit beantragen.

Medizinstudium: Unterschiede Regelstudiengang und Modellstudiengang

In Deutschland gibt es neben dem traditionellen Regelstudiengang für Humanmedizin auch den Modellstudiengang. Letzterer ist wie bereits erwähnt anders aufgebaut und setzt auf einen früheren und stärkeren Praxisbezug. Das Curriculum ist modulbasiert, wobei jedes Modul thematisch organisiert ist und Aspekte aus verschiedenen Fachbereichen beinhaltet. Ein Fokus liegt auch auf der Kommunikation und der Teamarbeit, die für den ärztlichen Beruf wichtig ist. Je nach Universität kann der Modulstudiengang anders aufgebaut sein. So kann ein Modul sowohl anatomische, physiologische, psychologische als auch sozialmedizinische Aspekte einer bestimmten Erkrankung abdecken. Der Regelstudiengang ist eher stark strukturiert und klar in die Abschnitte Vorklinik und Klinik aufgeteilt, in denen zunächst die Grundlagenfächer einzeln und später die medizinischen Disziplinen einzeln gelehrt werden.

An diesen Universitäten gibt es den Regelstudiengang Medizin:

  • Bonn (Rheinische Friedrichs-Wilhelms-Universität Bonn)
  • Bochum (Ruhr-Universität Bochum)
  • Duisburg-Essen (Universität Duisburg-Essen)
  • Erlangen (Friedrich-Alexander Universität Erlangen Nürnberg/Bayreuth)
  • Frankfurt a.M. (Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main)
  • Freiburg (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg)
  • Gießen (Justus-Liebig-Universität Gießen)
  • Göttingen (Georg-August-Universität Göttingen)
  • Greifswald (Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald)
  • Halle-Wittenberg (Martin-Luther-Universität Greifswald)
  • Jena (Friedrich-Schiller-Universität Jena)
  • Kiel (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel)
  • Leipzig (Universität Leipzig)
  • Lübeck (Universität zu Lübeck)
  • Magdeburg (Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg)
  • Mainz (Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
  • Marburg (Philipps-Universität Marburg)
  • München (LMU München, TU München)
  • Münster (Technische Universität Münster)
  • Regensburg (Universität Regensburg)
  • Rostock (Universität Rostock)
  • Saarland (Universität des Saarlandes)
  • Tübingen (Eberhard Karls Universität Tübingen)
  • Ulm (Universität Ulm)
  • Würzburg (Julius-Maximilians-Universität Würzburg)

An diesen Universitäten gibt es den Modellstudiengang Medizin:

  • Aachen (RWTH Aachen)
  • Augsburg (Universität Augsburg)
  • Berlin (Charité Universitätsmedizin)
  • Bielefeld (Universität Bielefeld)
  • Dresden (Technische Universität Dresden)
  • Dresden-Chemnitz (Technische Universität)
  • Düsseldorf (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)
  • Hamburg (UKE Universität Hamburg)
  • Hannover (Medizinische Hochschule Hannover)
  • Köln (Universität zu Köln)
  • Heidelberg (Ruprechts-Karls-Universität Heidelberg)
  • Mannheim (Ruprechts-Karls-Universität Heidelberg/Mannheim)
  • Oldenburg (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg)
  • Witten/Herdecke (Universität Witten/Herdecke)
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