Investor aus München: Lippert-Mitarbeiter wollen weitermachen | OberpfalzECHO

Investor aus München: Lippert-Mitarbeiter wollen weitermachen

Pressath. Es ist ein kleines Pfingst-Wunder. Möglicherweise gibt es eine Zukunft für Mitarbeiter der Firma Lippert aus Pressath. Ein Münchner Investor - die Firma Thermoplan - will einsteigen.

Lippert Maschinenbau Insolvenz
Christian Nether, Geschäftsführer von Thermoplan, und Alexander Gorlt. Der Lippert-Mitarbeiter steht mit einer Gruppe von Kollegen hinter den Zukunftsplänen. Foto: Christine Ascherl

Geschäftsführer Christian Nether stellte sich am Pfingstmontag vor. Zu dem Treffen beim “Leinerbauern” in Oed (Parkstein) waren rund 50 gekündigte Lippert-Mitarbeiter gekommen. Sie hörten, was der Investor zu sagen hatte.

Vor knapp vier Wochen hatte alles noch nach dem endgültigen Aus für den Maschinenbauer aus Pressath ausgesehen. Dem Insolvenzverwalter war es nicht gelungen, eine Übernahme zu verwirklichen. Ein Kauf war in letzter Minute gescheitert. Die traditionsreiche Firma Lippert ging völlig überraschend in die Abwicklung.

Alle 200 haben Kündigung erhalten

Von 200 Mitarbeitern sind 150 schon ausgestellt. Und auch die übrigen 50, die mit der Abwicklung von laufenden Projekten beschäftigt sind, haben ihre Kündigung zum 31. Juli erhalten. Dann wäre Schluss.

Das darf nicht sein. Sagte sich eine Gruppe von Mitarbeitern um Alexander Gorlt. Keiner der Gekündigten hätte Probleme, eine neue Stelle zu finden. “Wir haben alle gute Angebote bekommen”, sagt ein Elektromeister: “Aber wir wollen, dass es weiter geht.”

Der Plan: Investor wäre der Maschinenbauer Thermoplan mit Standorten in München und nahe Paderborn. Sein Schwerpunkt liegt auf Großkeramik-Lösungen für Ziegeleien. Lippert wiederum ist Spezialist für Maschinen für die Porzellan- und Keramikindustrie. Das zweite Spezialgebiet – Maschinenbau für Logistik-Kunden wie die Post – ist in dem Konzept nicht enthalten.

Anfangs 20 bis 30 Mitarbeiter, Tendenz steigend

Nether stellte sich als Familienunternehmen mit rund 40 Mitarbeitern vor. “Wir wollen den Standort Pressath weiter leben lassen und wieder aufbauen.” Anfangs mit 20 bis 30 Beschäftigten, Tendenz steigend. Ein Treffen mit dem Insolvenzverwalter ist geplant. “Aber wir brauchen ohnehin das, was der Insolvenzverwalter nicht braucht: Wir brauchen die Leute.”

Er will eine komplette Mannschaft zusammenstellen: Mechanik, Konstruktion, Elektrik, Programmierer, Vertrieb, Service. Lippert-Mitarbeiter Alexander Gorlt soll die Leitung übernehmen.

Sehr positive Resonanz der Kunden

Weltweit waren Kunden entsetzt, als das Ende von Lippert publik wurde. Keramikhersteller auf aller Welt sind angewiesen auf die Spezialmaschinen und das Knowhow aus Pressath. Insofern war die Resonanz groß, als letzte Woche eine Rundmail an 500 Kunden ging. 80 haben schon geantwortet: “durchwegs sehr positiv”, so Nether.

Standort soll Pressath bleiben, ob in der bisherigen Halle oder anderswo, das ist noch offen. Nether stellte klar: “Wir machen keinen Lippert wieder auf.” Thermoplan ist das Unternehmen, in dem die “Marke Lippert” bestehen bleibt. Er sicherte den Oberpfälzern Wertschätzung zu. “Mittelfristig wollen wir zu alter Größe zurück. Dafür brauche ich euch.”

Unterstützung von Enkelin und Urenkel des Gründers

Moralische Unterstützung gibt es aus der Familie Lippert. 1950 hatte der heimatvertriebene Julius Lippert die Maschinenbaufirma in Pressath gegründet. Enkelin Susanne Schug und Urenkel Christian Sper sind zum Treffen gekommen. Sper war zuletzt als Controller in der Firma tätig. Er begrüßt die Idee der Fortführung: “Ich wünsche es allen Beteiligten. Es wäre ein Jammer, wenn es nicht weitergeht.”

Unter den 50 “Lippertianern” beim Leinerbauern ist auch Vertriebsleiter Alois Voit, der fast 35 Jahre im Betrieb war. Seine Zukunft ist genauso ungewiss, wie die seiner 200 Kollegen. “Die Leute haben verdient, dass es weitergeht.” Ihm habe seine Arbeit jeden Tag Freude gemacht. Voit weiß: “Die Kunden wären erpicht darauf, dass wir auf dem Markt bleiben.”

Fürs Erste gibt’s Zoigl und Pizza und viel zu besprechen. Der Blick geht nach vorn. Alexander Gorlt: “Ziel ist es, so viele Leute wie möglich ins Boot zu holen – und dann den Lippert-Spirit wieder aufleben zu lassen.”

Maschinenbau Lippert
Rund 50 Lippert-Mitarbeiter hören sich am Pfingstmontag beim Leinerbauern in Öd an, was der Investor zu sagen hat. Alle haben die Kündigung schon erhalten. Foto: Christine Ascherl

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