Wanderung entlang der Ringbahn: Ostkreuz bis Gesundbrunnen
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Wanderung entlang der Ringbahn: Teil 1 – Ostkreuz bis Gesundbrunnen

Einmal im Kreis um Berlin. Unser Autor lief immer an den Gleisen entlang, rund um das Zentrum der Stadt. Hier ist der erste Teil der großen Ringbahn-Tour: eine Wanderung vom Ostkreuz bis Gesundbrunnen.

Gleise, Brücken und die Stadt. Aussichten entlang der Ringbahn, hier in Prenzlauer Berg. Foto: Jacek Slaski
Gleise, Brücken und die Stadt. Aussichten entlang der Ringbahn, hier in Prenzlauer Berg. Foto: Jacek Slaski

Auf der Spuren der Ringbahn: Zu Fuß ist man etwas länger unterwegs

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Rundwanderwege sind Klassiker, man läuft um Seen oder durch idyllische Berglandschaften, doch mitten im Großstadtdschungel sind solche Expeditionen eher selten. Dabei lässt sich auf diese Weise viel entdecken, auch in vermeintlich gutbekannten Gebieten, wenn man sich einfach nur an einer wegweisenden Landmarke wie dem S-Bahn-Ring orientiert und an ihr entlangläuft wie an einem Ufer oder Bergkamm. Die S41 bzw. S42 braucht für die Strecke einmal ums Berliner Zentrum eine gute Stunde. Zu Fuß ist man etwas länger unterwegs, daher haben wir die Wanderung entlang der Ringbahn in vier Abschnitte unterteilt. Teil eins führt vom Ostkreuz bis Gesundbrunnen.

Das Ostkreuz hat sich in den letzten Jahren sehr gewandelt. Aus einem öden Bahnhof an der Grenze zwischen Friedrichshain und Lichtenberg ist ein wuseliger Verkehrsknotenpunkt geworden – mit Asia-Restaurants, Bars und Jugendherbergen drum herum. Geht man aber die Gürtelstraße hoch und dann weiter zum Wiesenweg und Kietzer Weg, ändert sich schlagartig das Szenario. In diesem fast vergessenen Areal auf der äußeren Seite des Rings wechseln sich alte Werkstätten, baufällige Häuser und wucherndes Buschwerk ab. Fast so, als wäre hier die Zeit in den 1990er-Jahren stehengeblieben. An der Frankfurter Allee wird es wieder etwas lauter, der Weg entlang der Gleise führt durch die einst unscheinbare Pettenkoferstraße, heute entsteht hier ein gewaltiges Neubauprojekte, das sich auf Werbeplakaten vollmundig „The Pettco“ nennt und ein neues urbanes Gefühl verspricht.

Ein Relikt aus alten Zeiten, BVG-Depot unweit des Velodroms. Foto: Jacek Slaski
Ein Relikt aus alten Zeiten, BVG-Depot unweit des Velodroms. Foto: Jacek Slaski

Bis zur Storkower Straße streift man durch die Hermann-Blankenstein-Straße und am einstigen Zentralen Vieh- und Schlachthof vorbei. Dort, wo bis zum Mauerfall noch die Fleischversorgung für Ost-Berlin geregelt wurde, ist ein neues Stadtquartier entstanden. Erst an der Landsberger Allee verblassen etwas die Zeichen des Wandels. Das Velodrom ruht wie ein ausgedientes Raumschiff auf einer unwirtlichen Freifläche, dahinter folgen Sportanlagen und ein Betriebshof der BVG, vor dem eine antike Straßenbahn an die Geschichte des Berliner Nahverkehrs erinnert.

An der Kniprodestraße kann man auch als Fußgänger in der Sprint-Tankstelle einkehren und sich mit süßem Gebäck und Kaffee versorgen. Von dort geht es weiter durch eine gepflegte Siedlung namens „Grüne Stadt“ und den beschaulichen Anton-Saefkow-Park, der am Bahnhof Greifswalder Straße endet. Das Niemandsland zwischen Friedrichshain, Lichtenberg und Prenzlauer Berg setzt sich mit dem Ernst-Thälmann-Park und dem Zeiss-Großplanetarium noch etwas fort. Ab dem Bahnhof Prenzlauer Allee nimmt die Wanderung aber wieder einen städtischen Charakter an. Eng bebaute Straßen, Altbaufassaden, Boutiquen und nette Cafés bestimmen das Bild, die gute Stube des Prenzlauer Bergs nimmt Form an.

Die Schönfließer Brücke bietet tolle Ausblicke

Hier driftet man zeitweise von den Gleisen weg. Über die Kanzowstraße und Wichertstraße geht es zur Schönhauser Allee. Großstadttrubel, Tram, U-Bahn und S-Bahn kreuzen sich an den Schönhauser Arcaden, folgt man weiter der Dänenstraße, wird es gleich ruhiger und die S-Bahn-Wanderung tatsächlich pittoresk. Mächtige Brandmauern der ans Gleisbeet angrenzenden Häuser zeichnen eine Grenzlinie zwischen Stadt und Bahntrasse. Die Schönfließer Brücke, für Fußgänger und Radfahrer reserviert, bietet tolle Ausblicke und führt an der gemütlichen Pizzahütte vorbei (Tipp zum Einkehren) zur Kopenhagener Straße und weiter zum ehemaligen Mauerstreifen.

Die Jugendfarm Moritzhof mit ihren pelzigen Bewohnern markiert die Ausläufer des Mauerparks und am Bärbel-Bohley-Ring strahlen frischgebaute Wohnhäuser. Gleich verlässt man den ehemaligen Ostteil der Stadt, es geht rüber in den Westen. Über eine Unterführung und an einem grauen Shoppingcenter vorbei erreicht man den Bahnhof Gesundbrunnen, das Nordkreuz, wie es auch manchmal genannt wird. Hier endet der erste Teil unserer Ringbahnwanderung. Der zweite Teil führt vom Gesundbrunnen zum Westkreuz.

  • Die Wanderung vom Ostkreuz bis Gesundbrunnen entlang der Ringbahn hat eine Länge von etwa elf Kilometern. Man sollte sich dafür drei Stunden Zeit nehmen.
  • Lust auf einen Snack? Am Ostkreuz finden sich zahlreiche Restaurants. Zu empfehlen ist Umami (Sonntagstraße 8, Friedrichshain), in Prenzlauer Berg kommen Italienfans in der Pizzahütte (Kopenhagener Str. 17) auf ihre Kosten, und am Bahnhof Gesundbrunnen gibt es in der Currybaude (Badstraße 1-5, Wedding) sehr gute Currywurst.

Ringbahnwanderung


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