EU-Kommission leitet Verfahren gegen Facebook-Mutterkonzern Meta ein
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EU-Kommission leitet Verfahren gegen Facebook-Mutterkonzern Meta ein

Junge Frau mit Handy im Sommer (Symbolbild).
Mark Zuckerbergs Social-Media-Konzern hat erneut juristischen Ärger. Instagram und Co. stehen im Verdacht, Kinder und Jugendliche zu gefährden.Bild: imago-images.de

Rabbit-Hole-Effekt: EU leitet Verfahren gegen Facebook-Konzern Meta ein

16.05.2024, 12:0216.05.2024, 14:20
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Die Europäische Kommission eröffnet wegen des Verdachts auf Verstösse gegen den Jugendschutz ein Verfahren gegen den Facebook- und Instagram-Mutterkonzern Meta.

Es gebe die Befürchtung, dass die Gestaltung der Dienste einschliesslich ihrer Algorithmen bei Kindern ein Suchtverhalten auslösen könnten, teilte die Brüsseler Behörde am Donnerstag mit.

Warum sind Instagram und Co. gefährlich?

Befürchtet werden demnach insbesondere sogenannte Rabbit-Hole-Effekte (auf Deutsch: Kaninchenbau). Damit ist gemeint, dass man sich so tief in einem Thema verliert, dass man nicht mehr herausfindet – ähnlich wie sich die Hauptfigur in der Geschichte Alice im Wunderland in einem Kaninchenbau verliert. Algorithmen – vereinfacht gesagt von Menschen geschriebene Anleitungen für Computer – können theoretisch solche Verhaltensmuster erkennen und ausnutzen, damit Nutzerinnen und Nutzer mehr Zeit auf einer Plattform verbringen.

Auf welcher Gesetzesgrundlage agiert die EU?

Hintergrund ist das von der Europäischen Union erlassene Gesetz über digitale Dienste, kurz DSA (Digital Services Act, das strengere Regeln für sehr grosse Online-Plattformen und Suchmaschinen umfasst.

Plattformen wie Instagram und TikTok sind gemäss DSA unter anderem verpflichtet, Minderjährige besonders zu schützen. Das Gesetz verbietet, sie gezielt mit Werbung anzusprechen, die auf persönlichen Daten beruht.

Ausserdem müssen durch die Plattformbetreiber Risiken bewertet und abgeschwächt werden, die Schwächen und die Unerfahrenheit von Minderjährigen ausnutzen und süchtiges Verhalten verursachen.

Die EU-Kommission hat Zweifel, dass Meta diesen Regeln zum Jugendschutz ausreichend nachkommt. Auch die Methoden des Konzerns zur Alterskontrolle gäben Anlass zur Sorge. Diese seien möglicherweise nicht wirksam.

«Wir sind nicht davon überzeugt, dass Meta genug getan hat, um den DSA-Verpflichtungen nachzukommen und die Risiken negativer Auswirkungen auf die körperliche und geistige Gesundheit junger Europäer auf seinen Plattformen Facebook und Instagram zu mindern.»
Thierry Breton, EU-Kommissar
X-Posting von Thierry Breton.
Screenshot: twitter.com

Was sagt Meta?

Ein Sprecher des US-Konzerns erklärte gegenüber dem «Wall Street Journal», Meta wolle, «dass junge Menschen sichere, altersgerechte Erfahrungen im Internet machen» und man habe ein Jahrzehnt damit verbracht, Tools und Richtlinien zu entwickeln, um sie zu schützen.

Wie geht es weiter?

Die EU-Kommission will nun weiter Beweise sammeln, etwa durch Befragungen. Mit der Einleitung des Verfahrens werde zunächst nur ein Verdacht geprüft, das Ergebnis steht noch nicht fest.

Bereits Ende April hatte die Kommission ein Verfahren gegen Meta eingeleitet. Dabei geht es um den Verdacht, der Konzern habe sich im Umgang mit politischer Werbung nicht an den DSA gehalten.

Denn durch das Gesetz müssen sich Plattformen nicht nur an schärfere Regeln zum Jugendschutz halten, sondern auch schneller und schärfer als früher gegen illegale Inhalte wie zum Beispiel Hass und Hetze im Netz vorgehen. Sonst drohen ihnen saftige Geldbussen.

Was ist mit anderen Plattformen?

Gegen das chinesische TikTok und das US-amerikanische X (früher Twitter) laufen bereits Verfahren.

Bei TikTok wird geprüft, ob der chinesische Konzern mit seiner App-Version «TikTok Lite» die psychische Gesundheit von Minderjährigen gefährdet. X wurde nach Hinweisen auf illegale und irreführende Beiträge zum Angriff der islamistischen Hamas auf Israel ein Fragenkatalog geschickt, den die Firma wohl nicht zur Zufriedenheit der EU-Kommission beantwortet hatte. Mitte Dezember war ein Verfahren gegen X eingeleitet worden.

Update folgt.

Quellen

  • Nachrichtenagenturen Keystone-SDA und DPA

(dsc)

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14 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ItsMee
16.05.2024 13:24registriert Juni 2017
"Es gebe die Befürchtung, dass die Gestaltung der Dienste einschliesslich ihrer Algorithmen bei Kindern ein Suchtverhalten auslösen könnten"

Macht das nicht JEDER Algorithmus ?
TikTok, Youtube, Spotify, WoldOfWarcraft, CS2, Whatsapp, Apple, Samsung, ? etc. etc. ?

Das Ziel eines Prodkts/Algorithmus ist doch, die Kundenbindung zu stärken und ein Produkt zu etablieren?
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