The Second Act: Kritik zum Eröffnungsfilm des Cannes Filmfestivals 2024 mit Bond-Girl Léa Seydoux
Mit dem Film "The Second Act" wurden die Filmfestspiele von Cannes 2024 eröffnet. Wir verraten euch, ob der Film mit Bond-Girl Léa Seydoux ein würdiger Einstieg ist!
- Mögen die Spiele beginnen: "The Second Act" von Regisseur Quentin Dupieux hat im Anschluss an die Eröffnungszeremonie die diesjährigen Cannes-Filmfestspiele eröffnet.
- Die Komödie läuft außerhalb des Hauptwettbewerbs und darf sich somit keine Chancen auf die Goldene Palme ausrechnen. Dennoch liegt auf dem Film als Startschuss ganz schön viel Druck. Liefert "The Second Act" ab?
"The Second Act" (auf Französisch: "Le deuxième Acte") hat die 77. Filmfestspiele von Cannes am Abend des 14. Mais 2024 eröffnet. Die Regie der Filmkomödie hat Frankreichs Querkopf Quentin Dupieux übernommen, der für seinen surrealistischen Stil und seine schwarzen Komödien bekannt ist.
Mit Léa Seydoux, die als Bond-Girl aus "Keine Zeit zu sterben" und Filmen wie "Dune 2" bekannt ist, kann der französische Independent-Film "The Second Act" sogar mit einem großen Hollywood-Star aufwarten. Französische Stars wie Louis Garrel ("Little Women"), Vincent Lindon ("Hass - La Haine"), Manuel Guinot ("Van Gogh") und Raphael Quenard ("Yannick") vervollständigen den Cast.
Der französische Schauspieler Raphael Quenard ist durch seine Besetzung in "Le Deuxième Acte" zum dritten Mal in Folge im Eröffnungsfilm der Cannes-Filmfestspiele zu sehen. In 2023 hatte er eine Nebenrolle in "Jeanne du Barry" und 2022 spielte er in Michel Hazanavicius' "Final Cut of the Dead" mit. Darüber hinaus ist Quenard dieses Jahr noch mit einem weiteren Film in Cannes vertreten: "Beating Hearts" ("L'amour ouf") von Regisseur und Schauspieler Gilles Lelleouche.
Wo Dupieux draufsteht, ist auch Dupieux drin!
Schlechte Schauspieler in einer schlechten Komödie! Keine Sorge: Das ist nur die Prämisse des Films!
"The Second Act" ist eine Meta-Komödie, in der es um Florence (Seydoux) geht, die ihrem Vater (Lindon) gerne ihren Freund David (Garrel) vorstellen möchte. David liebt Florence jedoch nicht und möchte sie stattdessen mit seinem Freund Willy (Quenard) verkuppeln. So scheint es zumindest ...
Schnell wird klar, dass die eben genannten Charaktere eigentlich nur Rollen sind und die Schauspieler und Schauspielerinnen andauernd aus ihren Rollen fallen, die Vierte Wand durchbrechen, indem sie direkt in die Kamera schauen oder das Geschehen kommentieren und die Filmdialoge kritisch bewerten.
Die vielen Meta-Witze weisen zynische und gesellschaftskritische Kommentare auf und erzeugen einen wunderbar surrealistisch-humorvollen Ton im Film, wie ihn nur Regisseur Quentin Dupieux erzeugen kann. Wo Dupieux draufsteht, ist auch meistens Dupieux drin - und "The Second Act" gehört zu den Highlights in Dupieuxs Karriere!
Der Regisseur, der auch als Musiker unter dem Namen Mr. Oizo bekannt ist, zeichnet sich für abgedrehte Charaktere und ebenso abgedrehte Stories aus. Sein Stil kann am besten mit einem Zitat seines Film "Rubber" zusammengefasst werden:
Wahrscheinlich haben Sie noch nie darüber nachgedacht, aber alle großen Filme enthalten ausnahmslos ein wichtiges Element: "Grundlosigkeit". Und wissen Sie warum? Weil das Leben selbst voll von Grundlosigkeit ist. Warum können wir die Luft um uns herum nicht sehen? Grundlosigkeit. Warum denken wir ständig nach? Grundlosigkeit. Warum lieben manche Menschen Würstchen und andere Menschen hassen Würstchen? Grundlosigkeit.
Rubber (2010; Übersetzung aus dem Englischen)
Meine Damen und Herren, der Film, den Sie heute sehen werden, ist eine Hommage an diese "Grundlosigkeit" - das stärkste Stilelement.
So gesellschaftskritisch war Quentin Dupieux noch nie!
Während Dupieuxs Filme wie "Reality" mit Alain Chabat oder "Yannick" zwar stets mit gesellschaftskritischen Themen aufwarten konnten, stand oftmals eine gewisse Grundlosigkeit im Zentrum. Dupieux versteht es, Kritik am System zu üben, ohne wirklich Teil der Diskussion zu werden oder groß Stellung zu beziehen.
Mit "The Second Act" parodiert Dupieux moderne und frisch aufflammende Aspekte wie politische Korrektheit, Cancel-Culture, Homophobie und Transphobie sowie sexuelle Belästigung (und auch das Thema K.I.). Kein Charakter im Film agiert tadellos und eigentlich ist auch niemand sympathisch. Und genau hier liegt die Stärke des Films.
Der Film zeigt uns nämlich keine Charaktere, sondern Rollen, die von anderen Rollen gespielt werden. Es ist nie klar, wie sich die einzigen Charaktere im Film positionieren, da der Film sich in seinen eigenen Meta-Ebenen verliert. Aber hierzu wollen nicht zu viel vorwegnehmen, das würde den Spaß schmälern.
Wichtig ist hier nur, dass Dupieux durch den Wechsel der Persönlichkeiten einzelner Charaktere, in dem sie aus der Rolle fallen und die Vierte Wand durchbrechen, viele Themen vielseitig parodieren und zynisch kommentieren kann. Er muss keine Stellung beziehen, er lädt uns auch nicht zwangsläufig dazu ein, selbst Stellung beziehen zu müssen. Wozu er uns jedoch einlädt, ist lauthals loszulachen.
Mit der Eröffnung der Cannes-Filmfestspiele erwarten uns in den Tagen vom 14. bis zum 25. Mai 2024 zahlreiche Stars am Roten Teppich und Film-Highlights auf der großen Leinwand. Wir verraten euch, welche Highlights dieses Jahr an der Cote d'Azur gezeigt werden.
Nach dieser Cannes-Eröffnung haben die noch kommenden Filme des Wettbewerbs es wahrlich schwer!
Wer Regisseur Quentin Dupieux durch seine Filme "Reality", "Rubber" oder "Monsieur Killerstyle" kennt, weiß, dass seine Filmkomödien immer abgedreht, surrealistisch und schlichtweg einzigartig sind. Genau das wird auch hier geboten, allerdings ist "The Second Act" deutlich zynischer und kommentiert das aktuelle gesellschaftliche Geschehen deutlich nuancierter als andere Filme des Regisseurs. Dupieux geht mit Themen wie Homo- und Transphobie, Kunstschaffung durch Künstliche Intelligenz, Übergriffigkeit gegenüber Frauen und Cancel-Culture hart ins Gericht und hält uns keine Standpauke, sondern lädt zum lauten Lachen auf einer absolut grotesken Ebene ein, was den eigenen Standpunkt zwar schonungslos, aber stets unterhaltsam herausfordert.
Altersfreigabe | ab 12 Jahren |
Laufzeit | 76 Minuten |
Release | 14. Mai 2024 |
Post-Credit-Szene | ✘ |
Besetzung
- Françoise GazioRose
- Léa SeydouxFlorence
- Louis GarrelDavid
- Manuel GuillotStéphane
- Raphaël QuenardWilly
- Vincent LindonGuillaume
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