Israelkritische User blockieren schweigende Promis nach Met Gala - 20 Minuten

Israelkritische User blockieren schweigende Promis nach Met Gala

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NahostkonfliktTiktok-User rechnen ab: Wer Israel nicht kritisiert, wird blockiert

Nach der Met Gala fordern viele User auf Social Media dazu auf, Prominente zu blockieren, die sich noch nicht zum Nahostkonflikt geäussert haben. Dies, um ihre Werbeeinnahmen zu beeinträchtigen.

Darum gehts

  • Nach der Met Gala fordern User auf Social Media dazu auf, Prominente zu blockieren, die sich nicht israelkritisch zum Nahostkonflikt äussern.

  • Dies, um deren Werbeeinnahmen zu beeinträchtigen.

  • Experten sehen in dieser Blockierstrategie eine Form der Cancel Culture, die kurzfristig wirkt, jedoch langfristig keine Auswirkungen hat.

«Met Gala oder Hunger Games?», heisst es in zahlreichen Videos auf Social Media zur diesjährigen Met Gala. Userinnen und User wollen mit dem Vergleich auf die «unglaubliche Diskrepanz» zwischen der Welt der Stars und Sternchen, in der ein Ticket zur Met Gala 75’000 Dollar kostet, und der humanitären Katastrophe im Gazastreifen aufmerksam machen.

Celebs, die sich nicht zum Nahostkonflikt äussern, werden blockiert

Darüber hinaus bezeichneten einige Kritiker und Kritikerinnen die Met-Gala als «tonlos» in Bezug auf die humanitäre Lage im Nahen Osten. Darum rufen sie auf Tiktok die sogenannte Blocklist ins Leben. Teil dieser Liste sind Celebrities, die sich entweder pro-israelisch oder noch gar nicht zum Konflikt geäussert haben. Diese sollen auf verschiedensten Social-Media-Plattformen, darunter Instagram, Spotify und Tiktok, blockiert werden – mit dem Ziel, dass dadurch ihre Werbeeinnahmen einbrechen. Die Videos zur Blocklist haben teilweise über eine Million Aufrufe. Oft genannt wurden beispielsweise Taylor Swift oder Kim Kardashian.

Kim Kardashian verliert rund 840’000 Follower auf Insta

Auf Tiktok machen Behauptungen die Runde, Taylor Swift hätte durch die Blocklist schon 5 Millionen und Kim Kardashian 3 Millionen Follower verloren. Laut der Webseite Instracker hat Kim K auf Instagram in den letzten 30 Tagen jedoch lediglich rund 840’000 Follower verloren und Taylor Swift sogar Follower dazugewonnen.

Marie-Antoinette-Sound erzürnt User

Besonders hohe Wellen schlug das Video von Influencer Haleyybalyee, die an der Met Gala in einem pompösen Kleid in einem Tiktok-Video den Soundclip «Let them Eat Cake» aus dem Film «Marie Antoinette» von 2006 verwendete. Diese berühmt-berüchtigten Worte werden häufig Marie Antoinette, der Königin von Frankreich während der Französischen Revolution, zugeschrieben. Sie sind zum Inbegriff einer Elite geworden, die vom alltäglichen Leben der Bürger so entfremdet ist, dass sie, angesichts des Mangels an Brot, stattdessen Kuchen vorschlägt. Für die User stand dies sinnbildlich für die Kluft zwischen der Celebrity-Elite und der Zivilbevölkerung in Gaza.

In einem knapp neunminütigen Video entschuldigte sich die Tiktokerin für die Nutzung des Soundtracks. Sie erwähnte darin, nicht zur Elite zu gehören und eine normale Person zu sein, was wiederum auf Kritik stiess, da sie laut den Usern ihre privilegierte Position als Influencer mit knapp 10 Millionen Followern nicht anzuerkennen schien.

«Solche Strategien können zur Cancel Culture gezählt werden»

Tatjana Hödl vom Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität Bern erklärt: «Followers auf Social Media sind sehr wichtig für Celebrities, weil viele Stars wie Kim Kardashian, Selena Gomez oder Rihanna ihre eigenen Marken vertreiben und daraufsetzen, dass ihre Anhängerschaft diese Produkte kaufen.»

Wie stehst du zur Nutzung von Blocklisten auf Social Media?

Wenn auf Social Media für ein vermeintliches Fehlverhalten zum Boykott von Personen aufgerufen wird, könne das zur Cancel Culture gezählt werden, ergänzt Hödl. «Die Nutzenden auf Social Media wollen die Celebrities zu einer Stellungnahme zwingen und werfen ihnen vor, dem Krieg in Gaza zu wenig Aufmerksamkeit zu schenken.»

«Blockieren reduziert effektiv die Sichtbarkeit auf Social Media»

«Das Blockieren auf Social Media reduziert effektiv die Sichtbarkeit und das Engagement», kommentiert auch Dr. Valerio Stallone von der Fachstelle Digital Marketing & Marketing Technology der ZHAW die Strategie. Es führe dazu, dass die Algorithmen die betroffenen Accounts weniger häufig ausspielten. «Das kann kurzfristig die Reichweite und Werbeeinnahmen einschränken, jedoch sind die langfristigen Auswirkungen zweifelhaft», so der Experte.

«Die Anzahl der Follower sollte zudem nicht als einziger Massstab für den Erfolg von Prominenten auf Social Media betrachtet werden», so Dr. Stallone. Wichtiger für Marken sei ein hohes Engagement der Follower, also Likes oder Shares.

Hödl fügt sogar an: «Grosse Unternehmen würden eher nicht mit Celebrities zusammenarbeiten, wenn sie sich für den Krieg in Gaza ausgesprochen hätten, weil Unternehmen dann befürchten mit der Meinung der Celebrities in Verbindung gebracht zu werden.»

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