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„Es ist extrem“: Mysteriöser CO2-Rekord in wichtigster Klima-Station - das sind die Gründe
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Das Mauna-Kea-Observatorium auf der Insel Hawaii, die zur gleichnamigen US-Inselkette gehört
Getty Images/iStockphoto Das Mauna-Kea-Observatorium auf der Insel Hawaii, die zur gleichnamigen US-Inselkette gehört
  • FOCUS-online-Redakteur
Montag, 13.05.2024, 21:21

Während ein Temperatur-Rekord seit elf Monaten den nächsten jagt, haben Forscher in Hawaii jetzt in dem wichtigsten Klima-Observatorium einen ominösen CO2-Rekord gemessen. Denn: Die weltweit wachsenden Emissionen haben zu CO2-Rekordwerten in der Atmosphäre geführt. 

Hoch oben, am Gipfel des größten aktiven Vulkans der Welt, liegt eine der wichtigsten Forschungsstationen der Klimawissenschaft. Das Observatorium am Mauna-Loa-Vulkan auf Hawaii, der größten Insel der gleichnamigen US-Inselgruppe im Pazifischen Ozean, misst schon seit den 1950ern den CO2-Gehalt in der Atmosphäre - ein nützlicher Indikator dafür, wie weit der Klimawandel vorangeschritten ist.

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„Das ist ein neuer Meilenstein“

Durch den menschengemachten Klimawandel steigt der CO2-Gehalt bereits seit Jahrzehnten an, doch nun entdeckten die Forschenden im Observatorium und den beteiligten Einrichtungen etwas Erstaunliches. Die CO2-Konzentration wird in sogenannten „ppm“ gemessen, Abkürzung für „parts per million“, also Teile CO2 pro Millionen Luftteilchen. Zu Beginn der Messungen in den 1950ern lag der CO2-Gehalt noch bei 315 ppm, im März 2023 betrug er 420,8 ppm. In den folgenden zwölf Monaten stieg die CO2-Konzentration jedoch so rasant an wie noch nie: Um gleich 4,7 ppm sprang der Anteil bis zum März 2024, auf insgesamt 425,2 ppm. 

Forscherinnen und Forscher sind verblüfft. „Das ist ein neuer Meilenstein“, sagt Klimawissenschaftler Ralph Keeling von der University of California in San Diego zur Nachrichtenagentur Bloomberg. Den Expertinnen und Experten zufolge sind mehrere Phänomene für den raschen Anstieg verantwortlich. Zum einen ist da das natürliche Klimaphänomen El Niño, das vor allem die Pazifik-Region stärker erwärmt als sonst. Die Folge sind Dürren und Hitzewellen, durch die wiederum weniger Pflanzen wachsen, die das CO2 in der Atmosphäre binden könnten. Und die Pflanzen, die schon stehen, sind einem größeren Risiko durch Waldbrände ausgesetzt, die ebenfalls CO2 freisetzen.

So hoch wie seit 800.000 Jahren nicht

Der andere, noch größere Faktor ist allerdings: der Mensch. Der Ausstoß fossiler Brennstoffe wie Kohle, Gas und Öl hat im abgelaufenen Jahr ein weltweites Hoch erreicht, die Emissionen betrugen insgesamt 36,8 Milliarden Tonnen. Die Folgen daraus sind ebenfalls: Hitze, Dürre, Überschwemmungen, Waldbrände. Große Teile der Forschung gehen zwar davon aus, dass der Verbrauch fossiler Energien in den nächsten Jahren zurückgehen wird, vor allem dank der weltweit voranschreitenden Energiewende. Aber noch ist es eben nicht so weit. „Es ist nicht so, dass El-Niño-Ereignisse ungewöhnlich sind“, sagt Keeling zu Bloomberg. „Es ist das Verbrennen fossiler Energieträger, die in einem historischen Sinne ungewöhnlich sind. Es ist extrem. Es war noch nie so hoch.“

Tatsächlich zeigen historische Modellierungen, dass die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre höher ist als in den 800.000 Jahren zuvor. Innerhalb einer gewissen Schwankungsbreite hatte sich die CO2-Menge in dieser Zeit praktisch kaum verändert - bis zur Industrialisierung. Dass für den darauf folgenden raschen Anstieg der Mensch verantwortlich ist, gilt innerhalb der Klimawissenschaft als überwältigender Konsens. 

Ziel von Klimawandelleugnern

Die gesammelten Daten am Mauna Loa zeigen außerdem eine Auffälligkeit - ein wellenartiges, zyklisches Muster des Anstiegs. In den Sommermonaten binden Pflanzen durch Photosynthese CO2 aus der Atmosphäre, im Winter wird dieses CO2 dadurch abgegeben. Die Folge sind natürliche Schwankungen: Zum Ende der Winter ist die CO2-Konzentration am höchsten, am Ende des Sommers am niedrigsten. Auch innerhalb einzelner Tage kann es zu Unterschieden kommen. 

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Unter Klimawandelleugnern ist das Mauna-Loa-Observatorium ein beliebtes Ziel von Falschinformationen: Die gelieferten CO2-Daten seien nicht glaubwürdig, weil das Observatorium am Gipfel eines aktiven Vulkans liegt, heißt es. Allerdings bestätigten mehrere Messstationen auf der ganzen Welt, darunter das Sonnblick-Observatorium in den österreichischen Alpen, konstant die Daten der Einrichtung auf Hawaii.

mit dpa-Material

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