Elite entdeckt
Unter „Elite entdeckt“ möchten wir Sie regelmäßig über interessante, neue Produkte und Innovationen in der Branche informieren, die wir bei Besuchen auf Milchkuhbetrieben oder durch andere Wege entdeckt haben.
Darauf haben viele Praktiker gewartet: Ein mobiler Scanner zur schnellen Untersuchung der TMR direkt am Trog. Jetzt ist die Technik offenbar so weit: Die ersten mobilen Futterscanner, die vor wenigen Jahren auf den Markt kamen und vor allem...
Elite entdeckt
Unter „Elite entdeckt“ möchten wir Sie regelmäßig über interessante, neue Produkte und Innovationen in der Branche informieren, die wir bei Besuchen auf Milchkuhbetrieben oder durch andere Wege entdeckt haben.
Darauf haben viele Praktiker gewartet: Ein mobiler Scanner zur schnellen Untersuchung der TMR direkt am Trog. Jetzt ist die Technik offenbar so weit: Die ersten mobilen Futterscanner, die vor wenigen Jahren auf den Markt kamen und vor allem Einzelfuttermittel wie Gras- und Maissilage untersuchen konnten, bieten jetzt auch die Beprobung von kompletten Rationen an. Aussagekräftige Studien dazu gibt es noch nicht, erste Berater, Landwirte und Tierärzte arbeiten aber schon recht erfolgreich damit.
Erste Praxiserfahrungen
So zum Beispiel Fütterungsberater Uwe Beißwenger von der Fa. BU-Beratung aus Oberrot in Baden-Württemberg. Er setzt seit zweieinhalb Jahren den NOA-Futterscanner (NutriOpt) von Firma Trouw Nutrition in der Beratung ein und nutzt mittlerweile die neuen TMR-Kurven mit am häufigsten: „Damit habe ich ein schnelles Controlling an der Hand und kann vor Ort beurteilen, ob es in der Ration an Stärke oder Protein fehlt. Vor allem bei der Rohfaser bestätigen sich die Werte gut. Zur Trockenmassebestimmung nehme ich fast nur noch den Scanner und trockne die Futterproben gar nicht mehr konventionell mit der Mikrowelle.“
Beim Vergleich der Ergebnisse mit denen der üblichen Trocknung in der Mikrowelle hat er eine Abweichung von 2 % nach oben festgestellt. „Das ziehe ich dann generell ab.“ Die aussagekräftigsten Ergebnisse erhält Beißwenger bisher nach eigenen Angaben mit Voll-TMR-Rationen, weil dann auch das Kraftfutter automatisch miteinbezogen werde. „Mit den Richtwerten, die man hieraus erhält, kann ich gut arbeiten.“
Futtermittellabore liefern nach drei bis vier Tagen ein Ergebnis, neue mobile Scanner schon in wenigen Minuten direkt am Silo. Ist die Technik praxisreif?
Mit der Erfahrung, also der Anzahl der Proben, steigt der Nutzen.
Uwe Beißwenger, BU-Beratung
Auch Trockensteher-Rationen möglich
Die TMR-Kurven des NOA-Gerätes sind laut Hersteller, Fa. Trouw Nutrition, für laktierende Hochleistungskühe kalibriert. „Sie eignen sich aber auch für Trockensteher-Rationen“, sagt Bennet Maaß von Trouw Nutrition. Neben der Gesamttrockenmasse in g/kg TMR werden für eine TMR folgende Parameter (jeweils in g/kg der TM) ausgewiesen: Rohasche, Rohprotein, Rohfett, Rohfaser, Stärke, Zucker, NFE, NDF und ADF sowie ADL. Der Energiegehalt wird hierbei in MJ ME ausgegeben. „Wir sehen die TMR-Kurven als wichtiges Tool an, um vor Ort nicht nur schnell die Inhaltsstoffe überprüfen zu können, sondern auch die Mischgenauigkeit und ob z.B. Komponenten fehlen.“ Gras- und Maissilagen sollten dennoch weiterhin zusätzlich einzeln untersucht werden, weil sie den größten Einfluss auf die Ration hätten.
Die Vielzahl der unterschiedlichen TMR-Rationen in der Praxis über nur eine Kalibrierkurve abzudecken, sei eine Herausforderung. „Je mehr unterschiedliche Proben wir in das System einlesen, um so aussagekräftiger werden die Messwerte auch bei unüblichen Rations-Komponenten.“ Das System lernt durch Probenergebnisse aus der nasschemischen Untersuchung. Schon jetzt sei eine Vielzahl an TMR-Proben aus milchviehstarken Regionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz hinterlegt. „Die bisherigen Ergebnisse sind flächendeckend recht treffsicher.“ Mögliche Abweichungen zur Labormethode gleiche man durch die Messhäufigkeit aus. „Mit der Anzahl der Proben können wir die Parameter ausgleichen, in denen die NIR-Methode nicht so genau ist wie die Nasschemie“, so Maass weiter.
Innerbetrieblicher Vergleich sinnvoll
Überhaupt empfiehlt er vor allem den Vergleich der Werte innerhalb des eigenen Betriebes, um zum Beispiel einen Verlauf darstellen und Einflussmaßnahmen herausfinden zu können. Neben den TMR-Kurven bietet z.B. das NOA-Gerät von Trouw Nutrition neu auch weitere Kalibrierungskurven zu Frischgras, Frischmais und CCM an. Mittlerweile sollen so über 30 Futtermittel analysierbar sein. Verbessert wurde bei der neuen F-Serie der Geräte auch die Messgeschwindigkeit und die Akku-Kapazität. Eine Messung soll mittlerweile nur noch 2 Minuten dauern und eine Akkuladung reiche offenbar für ca. 300 Messungen. Kaufen kann man in der Regel ein Lizenzpaket mit verschiedenen Kurven. Auf Anfrage könne man zudem vom Scanner Schnittstellen zum eigenen Rationsberechnungsprogramm schaffen. Zu folgenden Programmen würden bisher Schnittstellen bestehen: NutriXpert, Rovecom und Fodjan. Möglich ist auch, dass die Scannerergebnisse direkt in die firmeneigene NutriXpert-App übermittelt und im dazugehörigen Rationsprogramm NutriXpert weiter verarbeitet werden. So könne die Ration schnell und einfach an den aktuellen Stand angepasst werden.
„Vertraue den Werten nicht blind“
Uwe Beißwenger nutzt zum Teil auch diese Kurven in der Praxis: „Beim Frischgras war die Energie um bis zu 0,4 MJ NEL niedriger eingestuft und die Rohfaser um bis zu 30 g zu hoch, sagt Uwe Beißwenger. „Die Frischgras-Ergebnisse haben einen früheren Schnittzeitpunkt angezeigt, als das Labor.“ Bei Frischmais seien seine Auswertungen bisher fragwürdig, weil die Frischmaisprobe von der Struktur her vergleichbar gewesen sei wie das Häckselgut aus einem professionellen Häcksler.
Auf den mobilen Futterscanner will Uwe Beißwenger in der Beratung nicht mehr verzichten: „Man lernt die Messwerte mit zunehmender Erfahrung genauer einzuordnen. Ich vertraue ihnen nicht blind, aber das gilt fürs Labor eben genauso.“ Eine Probe in der Woche reiche nicht aus, um ausreichend Erfahrung damit zu erhalten. Daher sei das Gerät allenfalls etwas für große Betriebe oder eben für die Beratung.
Die Anzahl der Proben, die ins Labor gehen, sind bei ihm um ein Drittel gesunken. „Für die Mineralstoff-Messung ist das Labor nach wie vor unverzichtbar.“ Und auch vom 1. Schnitt schickt er nach wie vor Proben ein. „Aber wenn z.B. die Ration umgestellt wird oder Betriebe fragen, welches der beiden Grassilos sie nun als erstes öffnen sollen, kann ich schnell Vergleichswerte liefern.“
Mobile NIRS-Sensoren untersuchen die Silage direkt am Silo. Doch die Genauigkeit lässt zu wünschen übrig. Das zeigen Vergleichs-Untersuchungen der LfL Bayern.