Shootingstar Richard Vogel
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Shootingstar Richard Vogel

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Fokussiert: Richard Vogel auf Cydello.
Fokussiert: Richard Vogel auf Cydello. © IMAGO/Stefan Lafrentz

Der Wahl-Hesse eilt bei den Springreitern von Sieg zu Sieg und darf von der Olympiateilnahme in Paris träumen

Sich auch mal zurücklehnen und den Erfolg genießen, das kommt für Richard Vogel nicht infrage. Der 27 Jahre alte Springreiter eilt von Turnier zu Turnier, sammelt einen Sieg nach dem anderen ein. Oft ist der Pferdesportler zwischendrin nur zwei Tage zu Hause in seiner Wahlheimat Hessen, bevor er sich wieder auf den Weg zu neuen Herausforderungen, meist im internationalen Stangenwald, macht. Im Herbst verbrachte er gleich mehrere Wochen in Mexiko. Auf diese Weise hat sich der Shootingstar der Szene innerhalb von einem Jahr in der Weltrangliste um mehr als 100 Plätze verbessert. Als bester Deutscher nimmt Vogel derzeit den neunten Rang ein.

In diesen Tagen erlebt er dennoch eine eher ruhige Phase, weil er nicht so viele Kilometer wie sonst zurücklegen muss. Am Wochenende sicherte sich der gebürtige Baden-Württemberger den Triumph bei der Mannheimer Badenia und damit den Großen Preis in der Stadt, für die er weiterhin startet. An Pfingsten ist er beim an diesem Freitag beginnenden Traditionsturnier in Wiesbaden zu Gast und damit in dem Bundesland, aus dem er, obwohl er sich nicht als Hesse fühlt, trotz steter Angebote für einen Umzug nicht mehr weg will.

Zwei Pferde hat er für die schweren Prüfungen im Biebricher Schlosspark dabei: Adje, der aus Mexiko stammt und mit dem er erst sein zweites Turnier bestreitet. Und Cepano Baloubet, einen seiner beiden Kandidaten für die Olympischen Spiele in Paris, mit dem Vogel für den Großen Preis am Montag plant. Sein Geschäftspartner David Will, 36, hat das Turnierfinale 2022 auf Concordia gewonnen, in seiner aktuell bestechenden Form wäre es keine Überraschung, sollte der Jüngere diesmal nachziehen.

Vor fünf Jahren hatten sich die beiden zusammengetan und übernahmen das Hofgut Dagobertshausen in Marburg. Während Will schon zwei Jahre Erfahrung als Selbstständiger mitbrachte, verließ Vogel dafür den Stall von Ludger Beerbaum, wo er als Bereiter angestellt war. Das Wagnis sollte sich auszahlen: Der Ausbildungs- und Handelsbetrieb der beiden umfasst mittlerweile einen zweiten Standort in Pfungstadt, wo Vogels Freundin Sophie Hinners wohnt. Insgesamt 80 Pferde befinden sich bei dem Team im Training.

Allein vom Ehrgeiz getrieben, ist Vogel bei seinen Weltreisen in Sachen Turniersport deshalb nicht. Er weiß zwar, „dass man weiter hart arbeiten muss, wenn man erfolgreich bleiben will“. Doch die vielen verschiedenen Tiere, die von insgesamt 16 Mitarbeiter:innen betreut werden, müssten alle regelmäßig auf ihrem Niveau bewegt und das gesamte Unternehmen finanziert werden. Nicht selten sei man dabei auch gezwungen, Pferde zu verkaufen, die man gerne länger behalten würde, sagt Vogel. Aber das gehöre zum Geschäft, und „Besitzer, die ihre Pferde nur bei uns ausbilden lassen wollen, um sie dann wegzugeben, sind bei uns auch gut aufgehoben“.

Demut und gute Pferde

Das Vertrauen, das man Vogel und Co entgegenbringt, spiegele sich in den Erfolgen wider. Denn diese zeigten schließlich nur, „dass ich im Moment richtig gute Pferde habe“. Etwas darauf einbilden dürfe er sich nicht. Auch mit Blick auf eine mögliche Olympiapremiere im Sommer gibt sich der Nationenpreisreiter demütig. Zwar steht er mit zwei Pferden im Championatskader, neben Cepano der als Favorit in dem Duell geltende United Touch, mit dem Vogel im Dezember den finalen Grand Slam von Genf gewann. „Aber der Weg ist noch lang, und um dabei zu sein, muss alles zusammenpassen.“

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