Auf der Suche nach der Herkunft des rot-weiß-roten Wappens Österreichs

Erstellt am 16. Mai 2024 | 09:00
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Der Obmann des Museumsvereins, Leopold Gudenus (links) und der Kustos und Archivar Franz Fischer freuen sich über die neue ehrenamtliche Mitarbeiterin im Museumsverein, Birgit Reulle-Rompré, eine pro-movierte Philosophin.
Foto: Foto: Monika Freisel
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Franz Fischer ging den Legenden zur Herkunft der österreichischen Fahne nach.

Palästina oder Poigenreich? – Diese Frage weckt Neugier. Um die Antwort zu erfahren, musste man am Museumsstammtisch beim Waidhofner Kirchenwirt Jöch Platz nehmen.

Franz Fischer, Kustos und Archivar des Museumsvereins, referierte über die Geschichte der rot-weiß-roten Farben der österreichischen Fahne, über deren Herkunft sich einige Legenden und Sagen ranken.

Die bekannteste Legende erzählt, dass der „Bindenschild“, das Familienwappen der Babenberger, bei der Belagerung der 180 km von Damaskus entfernten Hafenstadt Akkon im Dritten Kreuzzug (1189-1191) entstand, zu dem der Staufer Friedrich Barbarossa, der bereits auf der Hinreise in einem Fluss ertrank, der englische König Richard Löwenherz, der später in der Burg Dürnstein als Gefangener festgehalten wurde und gegen ein Lösegeld von 100.000 Mark Reinsilber wieder freigelassen wurde, der französische König Philipp II. und der Babenberger Herzog Leopold V. aufgebrochen waren.

Nach der Schlacht bei Akkon soll das weiße Gewand von Herzog Leopold blutgetränkt gewesen sein, lediglich dort, wo er den Schwertgurt trug, blieb ein weißer Streifen.

Ein zweiter Denkansatz besagt, dass das rot-weiß-rote Wappen ursprünglich von den Grafen von Poigen stammt, Das Poigenreich, 1067 erstmals urkundlich erwähnt, war eine niederösterreichische Grafschaft, die das gesamte Horner Becken umfasste. Die zwischen Göpfritz und Horn gelegenen Burg Wildberg gehörte vermutlich einer Zweiglinie der Grafen von Poigen. Der Ort Poigen war der Verwaltungssitz des Poigenreiches.

Das Herrschaftsgebiet des Grafengeschlechts wurde bis in das 18. Jahrhundert "Poigreich" genannt. Nach dem Aussterben der Grafenfamilie Poigen haben die Babenberger deren Lehen übernommen und möglicherweise auch deren rot-weiß-rotes Wappen.

Eine weitere Vermutung ist, dass Babenberger Friedrich II. der Streitbare (1211-1246), Herzog von Österreich und der Steiermark, der Urheber der Fahne war und die roten Streifen das bebaubare, fruchtbare Land darstellen, das Weiß in der Mitte die Donau.

Nach der Theorie des Historikers Hermann Wiesflecker soll das österreichische Bindenschild auf die rot-weiß-rote Lehensfahne des Kärntner Geschlechts der Eppensteiner zurückgehen, deren Lehenschaften nach dem Aussterben des Geschlechts zuerst an die Meinhardiner, dann an die Traungauer und schließlich an die Babenberger, die Herzöge von Österreich, vererbt wurden.

Die Antwort auf die Frage nach dem Ursprung der österreichischen Fahne bleibt somit weiterhin offen.