Wohl jeder kennt ihn: Die Geschichte hinter dem Weinbergbunker in Kassel
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Wohl jeder kennt ihn: Die Geschichte hinter dem Weinbergbunker in Kassel

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Viele Gebäude, Statuen und Plätze in Kassel erzählen eine Geschichte. Doch welche? Wir blicken hinter die Fassaden – heute hinter die des Weinbergbunkers an der Frankfurter Straße.

Kassel – Sicher ist: jeder Kasseler, egal ob gebürtig oder zugezogen, ist wohl schon einmal den Weinberg in Richtung Frankfurter Straße hinuntergefahren – sei es zur Autobahn, zum Auestadion oder einfach zum Einkaufen. Aufgefallen sind dann sicher auch die Kalksteinfelsen des Weinbergbunkers. Ursprünglich wurde diese Anlage von den Kasseler Brauern genutzt, um das im Winter aus der Fulda geschlagene Eis einzulagern, das dann in den wärmeren Monaten zur Bierkühlung verwendet wurde.

Später wurden die Stollen auch für die Lagerung von Wein genutzt, daher der Name „Weinberg“. Die unteren Stollen wurden abgemauert, während die oberen Stollen in den natürlichen Felsen getrieben wurden. Mit Verbindungsgängen und weiteren Räumen war das Ganze ein echtes Labyrinth – ohne Guide konnte man sich schnell verirren.

Der Weinbergbunker an der Frankfurter Straße bietet viel Geschichte.
Der Weinbergbunker an der Frankfurter Straße bietet viel Geschichte. © Pia Malmus

Weinbergbunker diente im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzbunker

Im Jahr 1903 wurde der Berg mit Erde aufgefüllt, um ihn zur Straße hin zu verdecken. Das war eine Auflage, die von der Familie Henschel umgesetzt werden musste. Dann kam der Zweite Weltkrieg und die Stollen wurden zu einem Luftschutzbunker ausgebaut. Am 15. Februar 1942, anlässlich des Tages der Polizei, wurde der Bunker seiner Bestimmung übergeben. Belüftung, Heizung und Sanitäreinrichtungen wurden installiert. Bis zu 10.000 Menschen fanden hier während Luftangriffen zu Kriegszeiten Zuflucht. Bis zum großen Angriff auf Kassel am 22. Oktober 1943 trotzte das Bauwerk bereits elf Attacken.

Da der Bunker nur für kurzzeitige Aufenthalte ausgelegt war, mussten die Insassen das Belüftungssystem per Handkurbeln betreiben. Für Pendler und Familien gab es in verschiedenen Räumen Betten. Es gab auch eine Funkzentrale, um Nachrichten aus der Luftschutzzentrale zu empfangen und weiterzuleiten, sowie eine Krankenstation.

Heute kann man in der Anlage immer noch Schriften und Zeichen aus der Vergangenheit erkennen. Die Notausgänge, die während des Krieges verwendet wurden, sind mittlerweile verschlossen. Bis in die späten neunziger Jahre diente die Anlage als Zivilschutzeinrichtung der Stadt Kassel – heute bietet der Feuerwehrverein Kassel jeden ersten Montag im Monat eine spannende Geschichtsführung im größten Kasseler Bunker an.

Die Geschichte hinter dem Weinbergbunker an der Frankfurter Straße.
Die Geschichte hinter dem Weinbergbunker an der Frankfurter Straße. © Hendrik Schulz

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