FC Bayern träumt nach Halbfinal-Aus gegen Real Madrid vom Finale dahoam 2025: Realistisches Ziel oder Wunschdenken? - Eurosport
Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

FC Bayern träumt nach Halbfinal-Aus gegen Real Madrid vom Finale dahoam 2025: Realistisches Ziel oder Wunschdenken?

Thomas Gaber

Update 11/05/2024 um 11:46 GMT+2 Uhr

Nach dem Champions-League-K.o. von Madrid befindet sich der FC Bayern in einer ähnlichen Schockstarre wie nach dem verlorenen Finale 2012. Damals folgte die bis dato erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte. Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen träumt von einer Wiederholung mit dem großen Ziel CL-Finale im eigenen Stadion. Doch die Voraussetzungen dafür sind - anders als 2012 - ungünstig.

Tuchel völlig ungehalten: "Nicht Moment für Entschuldigungen"

Inmitten seiner Bankrettrede nach dem dramatischen Halbfinal-Aus bei Real Madrid kramte Jan-Christian Dreesen einen Zettel aus der Innenseite seines Sakkos und las vor: "Thomas Müller hat einen Tag nach dem Finale dahoam 2012 in den Mannschafts-Chat geschrieben: 'Kopf hoch, Jungs. Das, was gestern passiert ist, tut extrem weh. Aber nächstes Jahr schlagen wir zurück.'"
Diese Ankündigung erneuerte der Bayern-Boss nun zwölf Jahren später. "Kopf hoch, Mannschaft! Unser Ziel muss es sein, ab morgen den Blick nach vorne zu richten. Wir haben nächstes Jahr das Finale zu Hause, das ist jetzt unser großes Ziel. Nicht nur das Finale zu erreichen, sondern es auch erfolgreich zu bestreiten", sagte Dreesen.
Seinerzeit schwor ein Spieler die Mannschaft nach einem denkwürdigenr Misserfolg ein. Diesmal kam die Ansage von ganz oben. Dressen warf die Angel aus, um möglichst den dicksten aller Fische an Land zu ziehen.
Realistische Vorgabe oder pures Wunschdenken? Darüber dürfte sich Dreesen in dem Moment wenig Gedanken gemacht haben. Es ging eher darum, den Verein wachzuküssen, den - O-Ton Dreesen - "Mia-san-mia-Reflex" neu zu beleben.

FC Bayern: Kein Trainer, keine vernünftige Kaderplanung

Nach dem verlorenen Finale dahoam gegen den FC Chelsea legte der FC Bayern die bis dato erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte hin mit dem Gewinn des Triples aus Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League.
Bei genauerer Betrachtung sind die Voraussetzungen für einen ähnlichen Coup jedoch denkbar ungünstig. Das beginnt mit der nach wie vor vakanten Trainerstelle. Nach der Absagenflut einer Handvoll von Wunschkandidaten wird aktuell Ex-Trainer Hansi Flick als heißester Kandidat gehandelt.
Eine vernünftige Kaderplanung ist ohne Chef auf der Bank unmöglich. Joshua Kimmich will die Unterschrift unter einen neuen Vertrag abhängig vom neuen Trainer machen und potenzielle Neuzugänge wie die Leverkusener Jonathan Tah und Jeremie Frimpong würden auch gerne wissen, wer denn auf der geplanten Hausparty am 31. Mai 2025 die Platten auflegt.
2012 stand das Kadergerüst des FC Bayern auf stabilen Füßen. Mit Manuel Neuer, David Alaba, Jérôme Boateng, Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos, Thomas Müller, Arjen Robben und Franck Ribéry hatte Trainer Jupp Heynckes seine Stammelf in großen Teilen schon zusammen. Kein Leistungsträger verließ München nach der damals zweiten titellosen Saison in Folge.
Mit 40-Millionen-Euro-Mann Javier Mártinez wurde dem Coach der Wunsch nach einem neuen Sechser erfüllt. Außerdem kam mit Mario Mandzukic die frische Nummer eins auf der Stürmerposition. Danté für die Innenverteidigung und Xherdan Shaqiri als Alternative auf den Flügeln komplettierten den Kader.

Qualität reicht in großen Spielen nicht aus

2024 gibt es hingegen jede Menge Fragezeichen, was die Zusammenstellung der Mannschaft betrifft. Bei Kimmich, Noussair Mazraoui, Alphonso Davies, Leon Goretzka, Serge Gnabry, Kingsley Coman, Leroy Sané ist derzeit völlig offen, ob sie noch eine Zukunft in München haben.
Bei den Innenverteidigern Dayot Upamecano und Min-jae Kim reicht die Qualität für die ganz großen Spiele nicht aus. Kim hatte an drei von vier Gegentoren gegen Real seine Aktien. In Madrid hob der Südkoreaner vor dem entscheidenden 2:1 durch Josélu (90.+1) das Abseits auf, weil er zu zaghaft rausrückte.
Die Halbfinal-Teilnahme und das enge Duell mit den Königlichen täuschen darüber hinweg, dass es dem Kader in dieser Saison deutlich an Tiefe fehlt.
Ein Umstand, den Trainer Thomas Tuchel mitunter auch öffentlich monierte, der von den Oberen aber nicht erhört werden wollte. "Der Trainer muss jetzt etwas kreativer sein - das ist sein Job", hatte Dreesen nach dem gescheiterten Transfer von Joao Palhinha im September 2023 eingefordert.

Mammutaufgaben Trainer-Casting und Kadeumbau

Tuchel ist dem nachgekommen. Er hat aus Goretzka einen Innenverteidiger auf Zeit, aus Mazraoui einen Linksverteidiger auf Zeit und aus Raphaël Guerreiro einen linken Flügelspieler auf Zeit gemacht. In Madrid musste Mazraoui in der Schlussphase den angeschlagenen Sané auf dem rechten Flügel ersetzen - ein allerletzter Beweis für einen ausgefransten Bayern-Kader.
Das Trainer-Casting und der angestrebte Kaderumbau sind die zwei wesentlichen Unterschiede im Vergleich zum Neuangriff 2012/13. Zwei Merkmale des FC Bayern im Frühjahr 2024, die enorm ins Gewicht fallen, wenn es darum geht, gleich im nächsten Jahr wieder den europäischen Thron erklimmen und nebenbei die aufmüpfigen Leverkusener auf nationalem Terrain in die Schranken weisen zu wollen.
Der fiese Knockout von Madrid treibt den FC Bayern an. Er ist zweifelsohne auch eine Chance, die Zukunft neu und erfolgreich zu gestalten. Auf den Schultern der Entscheider, allen voran auf denen von Sportvorstand Max Eberl lastet jedoch eine Mammutaufgabe mit ungewissem Ausgang.
picture

Tuchel nach Halbfinale enttäuscht: "Ich bin einfach sauer"



Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung