Streitgespräch: Grüner Michaelerplatz „Ja“ oder „Nein“? - #821 - FALTER.at

Streitgespräch: Grüner Michaelerplatz „Ja“ oder „Nein“? - FALTER.morgen #821

Versendet am 16.05.2024

In der Innenstadt wird der Konflikt zwischen Denkmal- und Klimaschutz ausgetragen: Ein Streitgespräch mit zwei Architekten >> Wo Sie Orientierungshilfe für die EU-Wahl bekommen >> Lokaltipp: Wiener Cucina >> Der Fassadenleser über den unterschätzten Svobodahof

Wetterkritik: Kennen Sie den Film „A Rainy Day in New York von Woody Allen? Es regnet dort andauernd. Die Protagonisten stören sich aber nicht daran. Im Gegenteil. Sie finden das Wetter romantisch. In Wien regnet es heute nur vereinzelt, aber mit Temperaturen um die 21 Grad lädt das Wetter trotzdem zu einem Spaziergang zu zweit ein.


Guten Morgen!

Der Michaelerplatz wird gerade mit viel Getöse umgebaut. Ein neuer Bodenbelag soll her, ein Wasserspiel und XXL-Bäume (wir haben hier und hier berichtet). Nur noch vier Fiaker werden künftig auf dem Platz stehen, damit es dort nicht mehr so sehr nach Gülle stinkt. 

Wenn Sie dachten, dass Getöse kommt von den Baggern, die das Kopfsteinpflaster aufreißen, Fehlanzeige. Die Initiative „SOS Michaelerplatz“ stellt sich vehement gegen den Umbau. Das Grün und die Wasserduschen würden das „kulturell bedeutsame Ensemble entwerten”, argumentierte mein Kollege Maik Novotny im FALTER.morgen. Seine Ansichten teilen über 100 Unterzeichner eines offenen Briefes an SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig, darunter renommierte Architekten und Kunsthistoriker. 

Das kann man natürlich auch ganz anders sehen. Denn die Stadt wird immer heißer. 2023 gab es im 1. Bezirk 37 Hitzetage (Temperaturen mit mindestens 30 Grad). Am 22. August kletterte das Thermometer in der City auf 36,7 Grad – der höchste in Wien gemessene Wert des Vorjahres. Was für effektive Abkühlung sorgt? Grünzeug: Laut Studien der TU München kühlen Bäume Straßen und Plätze um bis zu 20 Grad ab. Und ja, natürlich ist das historische Ensemble bedeutsam: Aber es verschwindet auch nicht, es verändert sich bloß. 

Na gut, das war meine Meinung. Im aktuellen Falter hat meine Kollegin Lale Ohlrogge zwei Auskenner zu einem Streitgespräch getroffen: Architekt Johannes Zeininger ist gegen den Umbau, Paul Katzberger – er hat die neuen Pläne zum Michaelerplatz entworfen – dafür. Ihre zentralen Argumente lesen Sie gleich. 

Außerdem: Daniela Krenn gibt Ihnen einen Überblick, welche Plattformen Ihnen eine Orientierungshilfe zur EU-Wahl bieten. Und Fassadenleser Klaus-Jürgen Bauer widmet sich heute der architektonischen Königsdisziplin: der Gestaltung von Rotunden.

Einen schönen Tag wünscht

Soraya Pechtl

PS: Wie die FPÖ versucht, mit dem strenggläubigen Konstantin Dobrilović bei orthodoxen Christen zu punkten und was Sie über den blauen Serben wissen müssen, der bei der EU-Wahl auf Listenplatz 11 für die Freiheitlichen antritt, lesen Sie in der neuen Ausgabe von Blauland, der FPÖ-Kolumne von Nina Horaczek.


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ICONIC AUBÖCK im MAK

Die ikonischen, bis heute handgefertigten Designklassiker der in vierter Generation in Wien geführten Werkstätte Auböck waren von Anfang an ihrer Zeit voraus und prägten österreichisches Design generationenübergreifend. Die Ausstellung ICONIC AUBÖCK konzentriert sich auf die stilprägende Ära der Zwischen- und Nachkriegszeit bis in die experimentellen 1980er Jahre.

Muss der Michaelerplatz mit Bäumen „klimafit“ gemacht werden? 

Der Architekt Paul Katzberger hat die Umbaupläne entworfen und sagt: Ja. Sein Kollege Johannes Zeininger hat einen offenen Protestbrief unterschrieben und meint: Nein.

von Lale Ohlrogge

Johannes Zeininger: Ich finde den Platz so eigentlich supertoll. Wenn ich Tourist aus Japan wäre, fände ich das authentisch. Ich komme da auf den Platz, da sitzen die Leute hier, so wie wir gerade in einem sogenannten Gastgarten von Starbucks, ich finde ihn übrigens schiach und irre grauslich. Das ist Stadt. Schau, dort rennen die Leute rum, dort ist die Baustelle, dort stinkt der Urin der Fiakerpferde. Wir sind im Zentrum einer Stadt, wo es immer so war. Mir fehlen hier eigentlich noch die Taschendiebe. Und jetzt wird das alles geändert. Was wollen die Leute eigentlich? Wollen sie das, was sie in jedem Einkaufszentrum bekommen? Wo es ausschaut wie überall? Die gleichen Geschäfte wie überall? Die gleichen Bänke, die gleichen Wasserduschen wie überall? Was soll das? Wo sind wir da? Wo bleibt die Baukultur?

Paul Katzberger: Wir hatten zu Projektbeginn ein Briefing mit drei Punkten: Sensibler Umgang mit der historischen Substanz, Barrierefreiheit, und der Platz soll „klimafit“ werden. Den Platz, wie er jetzt ist, gibt es seit ungefähr 100 Jahren. Der Bau des Loos-Hauses hat den Platz in seiner jetzigen Figuration überhaupt erst geschaffen. Wir arbeiten immer in einem historischen Kontext, und es ist ganz wesentlich, dass dieser Kontext immer neu interpretiert wird. Und da kommt es immer zu Wertveränderungen. Das Loos-Haus war ein bürgerliches Statement gegenüber dem Kaiserhaus. In den Attacken wird argumentiert, dass wir uns mit der Geschichte nicht beschäftigen würden. Und ja, Hannes, ich verstehe, was du meinst. Wir sprechen oft davon, dass die Stadt zu einem Disneyland werden könnte. Das wollen wir natürlich alle nicht. Meine Hoffnung ist, dass wir durch diesen Umbau nicht an Vielschichtigkeit verlieren, sondern dass wir sie steigern. Eben dadurch, dass wir diese ökologischen Dinge auf den Platz bringen.

Paul Katzberger (links) baut den Michaelerplatz um, Johannes Zeininger ist dagegen (© Christopher Mavrič)

Zeininger: Ich verstehe Architektur so, dass sie eher Hintergrund ist. Für das eigentliche Leben. Das heißt, auch wenn du Material noch so sensibel neu gestaltest, machst du den Platz ein bisschen trist. Auch wenn ich besonders die Blumenbeete, die du am Michaelertrakt hinzufügen möchtest, witzig bis kühn finde. Doch das ist der erste Schritt, dass hier alles gleichförmig, geregelt und kommerzialisiert wird. Ich übertreibe jetzt. Bald darf man hier keine kurzen Hosen mehr anziehen, weil das hier ein historischer Platz ist, oder es wird Eintritt verlangt wie in Venedig, weil der Platz ja so toll ist und wirtschaftliches Potenzial hat.

Katzberger: Ich bin davon überzeugt, dass Wien sich wirklich bemüht, dass die öffentlichen Räume öffentlich bleiben und nicht voll kommerzialisiert werden. Das ist ja auch der Grund, warum wir erreichen wollen, dass die Fiaker nicht mit 20, 25 Gefährten in der Ecke stehen. Wir wollen das über ein System lösen. Dass sie vier Plätze hier und in einer Seitengasse diese Nachzugebene haben.

Zeininger: Wo findest du, wenn du in der Welt herumreist, noch eine Stadt, wo unerträglich viele Fiaker auf einem Platz stehen? Es stinkt herum. Aber du musst es unbedingt gesehen haben. Und jetzt wird es ausgeräumt. Es geht auch um Erwartungshaltungen. Dass man die Sicherheit haben will, dass es so ist, wie man es sich erwartet, und deshalb arrangiert ihr die Pferde einfach anders. Anstatt dass man so wie früher eine Reise nach Iran oder sonst wohin gemacht hat und wirklich etwas Neues erlebt, damit man eine Erfahrung hat.

Das gesamte Streitgespräch lesen Sie hier und im aktuellen Falter. 

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„Es war wie ein Underground-Märchen“ (Peaches)

Der preisgekrönte Film TEACHES OF PEACHES zeigt anhand von privatem Archivmaterial und Aufnahmen der aktuellen „The Teaches of Peaches Anniversary Tour“ den Weg der Kanadierin Merrill Nisker zur Künstlerin Peaches.
Ihre furchtlose Originalität stellt soziale Normen infrage, zerschmettert Stereotype und patriarchale Machtstrukturen. Mit bissigem Humor und scharfsinnigem Verstand setzt sie sich für LGBTQIA+ Rechte ein und rückt Fragen nach Gender- und sexueller Identität in den Fokus.

Ab 17. Mai in ganz Österreich im Kino!


Falter-Radio

Von links nach rechts: Raimund Löw, Barbara Staudinger, Muna Duzdar und Robert Treichler

Über die aufgeladene Stimmung sprechen in dieser Podcast-Folge Barbara Staudinger (Jüdisches Museum Wien), der Schriftsteller Daniel Kehlmann, die Nationalratsabgeordnete Muna Duzdar (SPÖ) und der Außenpolitikjournalist Robert Treichler (profil).


Stadtnachrichten

Das Lineup für das Donauinselfest steht. Vom 21. bis 23. Juni werden auf 14 Bühnen um die 1.000 Künstlerinnen und Künstler auftreten. Darunter Voodoo Jürgens, der Nino aus Wien, Wolfgang Ambros, Christina Stürmer, Wanda und die deutsche Sängerin Alice Merton. Der Eintritt ist auch heuer kostenlos. Das ganze Programm finden Sie hier


Die Stadt Wien hat seit dem Frühjahr 2023 eine Million Euro Förderungen von privaten Kindergärten zurückgefordert, acht Fördervereinbarungen wurden gekündigt. Anfang 2023 kritisierte der Stadtrechnungshof, dass der private Kindergartenverein „Minibambini“ Subventionen missbräuchlich verwendet habe. Die Magistratsabteilung 10 (Kindergärten) startete daraufhin eine „Aktion scharf“ und kontrollierte verstärkt die Verwendung von Fördermitteln bei privaten Trägern. 


Wahlhelfer

Daniela Krenn

Wählen, aber wen?

Am 9. Juni wählen die Europäerinnen und Europäer das EU-Parlament. Zwei Online-Tools geben Orientierungshilfe, welche Partei am besten zu den eigenen Ansichten passt. 

Ein Kreuzerl hinter dem Vorhang in der Wahlkabine zu machen, ist leicht. Schwieriger ist für die meisten die Entscheidung, wo sie es setzen sollen.

Die Europawahl findet in Österreich am 9. Juni statt (©APA/HERBERT NEUBAUER)

Zwei Tools helfen bei der Orientierung: 

  1. Der Wahl-Checker – Der inklusive Fragenkatalog, den jede und jeder einfach verstehen kann

    15 Fragen stellt der Wahl-Checker zu Themen wie Klimaschutz, Arbeit, Inklusion. Die Antwortmöglichkeiten sind „Ja”, „Nein” und „Ich weiß es nicht”. Sie sind zusätzlich mit verschiedenen Farben und mit unterschiedlichen Icons versehen. Bei jeder Frage kann man angeben, wie wichtig einem das Thema ist. Es gibt ein Glossar, das Begriffe wie „Asyl” und „Arbeitgeber” erklärt. 

    Hinter diesem Fragenkatalog steckt die Redaktion und der Verein andererseits. Das Magazin publiziert Artikel in einfacher Sprache. Innerhalb der Redaktion arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung zusammen. „Menschen mit Behinderung gehen seltener wählen”, so die Redaktion von andererseits. Der Grund? Es fehlen ihnen Informationen zur Politik. Der Wahl-Checker richte sich jedoch an alle Wahlberechtigten, „denn auch Menschen ohne Behinderung fühlen sich gerade zur EU nicht ausreichend informiert.”

  2. Der Wahlrechner – Der Ausführliche und die Ablöse der Wahlkabine

    Orientierungssuchende können 42 Fragen beantworten. Abgefragt wird, ob man etwa eine höhere Besteuerung von Unternehmen befürworte, wenn sie CO2 ausstoßen und ob man eine gemeinsame militärische Verteidigung oder Grenzkontrollen zwischen den EU-Staaten sinnvoll fände. Jede Frage kann mit „Dafür” oder „Dagegen” beantwortet werden. Wer sich nicht entscheiden kann, überspringt die Frage. Zusätzlich kann ein Sternchen angeklickt werden, wenn einem das Thema besonders wichtig ist. Für Eilige gibt es den „Wahlrechner Express” mit nur 25 Fragen.

    Der Wahlrechner ist seit 13. Mai zum ersten Mal online. Er wurde von mehreren demokratiepolitischen Nichtregierungsorganisationen, wie beispielsweise Wahlbeobachtung.org (eine unparteiische Arbeitsgemeinschaft österreichischer Wahlbeobachter und Wahlbeobachterinnen mit internationaler Wahlbeobachtungserfahrung) realisiert. Wahlkabine.at, die bei vergangenen Wahlen Orientierung bot, gibt es dieses Jahr aufgrund von Finanzierungsproblemen nämlich nicht mehr (sie will aber rechtzeitig zur Nationalratswahl 2024 zurück sein). 

Ebenso schwer dürfte es vielen fallen, sich für die Wahl zu motivieren. Die Österreicherinnen und Österreicher stehen der Europäischen Union nicht nur deutlicher kritischer gegenüber als die restlichen EU-Bürger, sie schreiten auch in viel geringerer Anzahl zur Urne als bei Nationalratswahlen. Bei der EU-Wahl 2019 lag die Wahlbeteiligung bei knapp 60 Prozent.


Lokalkritik

Wiener Cucina (1030, Arsenal Objekt 1)

© FALTER/Corn

Die Arsenalstuben ist wohl das versteckteste Lokal der Stadt, von 2006 bis 2020 wurde hier wirklich toll gekocht, was sie zum geheimsten Geheimtipp machte. Jetzt wurde das Lokal von Patrizia Cirillo übernommen. Sie verpasste dem Lokal schöne, massive Tische, nannte es Wiener Cucina und engagierte Stefan Szombar, der schon in ganz Europa in tollen Häusern gekocht hatte. Die Karte erzählt von saisonalem Tatar, Gulasch und Pasta, von Kalb in Schwarzbrotkruste und Fisch des Tages.

Noch vor der Bestellung erfahre ich, dass es mittags nur das Mittagsmenü gebe, alles andere nur abends. Die Rindsrouladen vom Mittagsmenü waren um 12.30 Uhr leider schon aus, dann also das Spargelrisotto.

Es kommt eine Karotten-Ingwersuppe, die wenig beeindruckend war. Der Risotto war okay, aber nicht mehr, ein bisschen fade (€ 11,–). Nachdem am Nebentisch dann aber sehr wohl jemand dieses Schwarzbrot-panierte Kalb essen durfte, bat ich um Erklärung.

Dem Koch war’s peinlich, er sprach von Personalknappheit, Frau Cirillo wiederum verlangte, nicht von ihrem Lokal zu berichten. Ich versuchte zu erklären, dass Lokalkritik so halt nicht läuft, sie warf mir Profilierungssucht vor und versprach, den FALTER weiterhin nicht zu abonnieren.

Okay. Wenn das mit dem Personal passt und die Chefin ihre Nerven im Griff hat, kann das durchaus einmal ein ganz interessantes Lokal werden. Momentan ist das aber leider noch nicht so.

Die ganzen Lokalkritik von Florian Holzer finden Sie hier.

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ROKOKO ROCKS!

Von Maria Theresia bis heute

Auf den Stil der Blütezeit der Monarchie unter Maria Theresia im 18. Jahrhundert griffen nicht nur die Habsburger immer wieder zur Bestätigung ihres Anspruches zurück, auch moderne Designer finden Inspiration in dieser einzigartigen Formensprache.

Welchen Einfluss das Rokoko auf Thonet, die Wiener Moderne und heutige Architekten ausübt, beleuchtet diese Führung durch das Möbelmuseum Wien.

Am 19.05. und 16.06. um 11:00 Uhr

www.moebelmuseumwien.at


Frage des Tages

Was zeigt unser heutiges Satellitenbild?

© Geoland

Auflösung von gestern: Das Polizeikommissariat, in dem der spätere Bundeskanzler Bruno Kreisky 1933 von den damaligen austrofaschistischen Machthabern gefangen gehalten wurde, befand sich in Simmering, nicht etwa in Hietzing oder in der Leopoldstadt.


Events des Tages

Gerhard Stöger

Literatur

Die Autorin Irene Diwiak studierte Judaistik, Slawistik und Komparatistik, arbeitete fürs Theater und hat bis dato vier Romane veröffentlicht. Zuletzt erzählte sie in „Sag Alex, er soll nicht auf mich warten“ von der Widerstandsgruppe Weiße Rose und einer ungewöhnlichen Freundschaft. Das witzig-ironische neue Buch „Die allerletzte Kaiserin“ erzählt nun von einer alten Dame, die behauptet, die Enkeltochter von Kronprinz Rudolf zu sein. Der allerletzte Habsburgerroman? (Sebastian Fasthuber)

Konzertcafé Schmid Hansl, 19.00


Musik

Hans Wagner kommt aus Berlin, gehört aber schon lange zur Wiener Musikszene. Seine Band Neuschnee steht für anspruchsvoll-poetisches Liedgut, das trotz Streichquartett-Begleitung nicht gleich nach Kammermusik klingen muss. Elektronik darf sein, Schlagzeug und Stromgitarre ebenso. Aktives Zuhören ist bei diesen kunstvollen, mal filigranen, mal intensitätsgeladenen Songs stets erwünscht; Wagner überrascht aber auch einmal durch federleichten Groove, der die Depression zum Tanzen bringt.

Sargfabrik, 19.30


Buch

Marion Poschmann: Chor der Erinnyen

Texte wie Gespenster. Sie gleiten durch die finsteren Flure, um hier und da für kurze Augenblicke aufzuschimmern und danach gleich wieder zu verschwinden. Sie begleiten uns bei jeder Lektüre eines Werkes von Marion Poschmann (Jg. 1969). Man kann sich ihre Bücher als alte, unbewohnte, aber stets mit einem merkwürdigen Zauber belegte Villen vorstellen. Wer sie betritt, taucht in Räume voller Echos und Spiegelungen ein.

In Poschmanns jüngstem Roman „Chor der Erinnyen“ hallt noch deren Vorgänger „Die Kieferninseln“ von 2016 nach. Es ging darin um einen Mann, der unversehens seine Gattin verlässt, sich auf eine Reise nach Japan begibt und dort den Spuren eines Haiku-Dichters des 17. Jahrhundert folgt – bis er sich gänzlich in den Weiten einer Landschaft verliert … (Björn Hayer)

Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at

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Die FALTER Arena präsentiert Journalismus live! Wie eine Zeitung, nur im Theater.

Wir haben eine Idee! Die FALTER-Zukunftsarena
Zu Gast: Matthias Strolz (ehemaliger Neos-Chef), Niko Bogianzidis (Öklo), Sonja Jöchtl (Love Politics), Theresa Imre (markta), Christoph Schwarz (Cabriobeet), 
Karl Ochsner (Unternehmer) und Eva Konzett (FALTER).

Musikalische Begleitung von Anna Mabo.

Sonntag, 26. Mai 2024, 11 Uhr
Stadtsaal

Tickets gibt es hier.

Gefördert durch die Wirtschaftsagentur Wien. Ein Fonds der Stadt Wien.


Der Fassadenleser #161

Klaus-Jürgen Bauer

Die runde Ecke

Viele Architektur-Aficionados, die zum weltberühmten Karl-Marx-Hof pilgern lassen – zu Unrecht! – den daneben befindlichen Svobodahof oftmals liegen. Er ist ein typisches Beispiel für eine Lückenverbauung, wie sie neben den riesigen Superblocks vom Roten Wien in der Zwischenkriegszeit gebaut wurden. Der aus dunklen, blaurot gebrannten Klinkern gestaltete Haupteingang des viergeschossigen Baus befindet sich in der Heiligenstädter Straße 80. Die Erschließung der Wohnungen erfolgt wie üblich über den grünen Innenhof. Das Volumen wird durch schlichte Gesimse, blockartige Vorsprünge und Eckbalkone gegliedert. 

Ein reizvoller Eckpavillon im Svobodahof in der Heiligenstädter Straße 80.

Besonders reizvoll ist jedoch der seitlich angedockte Eckpavillon. Die Gestaltung von Rotunden ist seit der Spätantike eine Art Königsdisziplin für die entwerferische Zunft. Man studierte vor allem intensiv den erste Rundbau Europas – das Baptisterium des Lateranpalastes in Rom – und orientierte sich daran. An den Proportionen dieses Nebenbauwerks kann man jedenfalls erkennen, dass hier jemand mit einer sehr guten Ausbildung zugange war. Karl Ehn – auch als Architekt des benachbarten Karl-Marx-Hofes bekannt – war nicht umsonst Meisterschüler von Otto Wagner an der Akademie der bildenden Künste. Man kann sagen: Er lernte von den Besten.

PS: Klaus-Jürgen Bauer hat auch mehrere Bücher geschrieben, die im faltershop.at erhältlich sind.


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