ESC-Star Nemo ist pansexuell und non-binär: So nahm Freundin das Coming-Out auf
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ESC-Star Nemo ist pansexuell und non-binär: So nahm Freundin das Coming-Out auf

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Der Nemo-Sieg beim Eurovision Song Contest sorgt auch für mehr Sichtbarkeit für Gender-Identitäten abseits der Mehrheit. Was gibt es hierzu bei Nemo zu wissen?

Biel – Die Schweiz feiert seit der Nacht von Samstag auf Sonntag (11./12.5.): Mit Nemo und dem Song „The Code“ gelang der erste Sieg beim Eurovision Song Contest für das Land seit 1988. Schlagzeilen schreibt Nemo nicht nur mit dem Siegertitel, der vor allem bei der Jury, aber auch beim Publikum viele Punkte sammelte. Sondern auch mit sehr persönlichen Aspekten.

Eurovision Song Contest: Siegact Nemo idenfiziert sich als non-binär

Nemo (24) identifiziert sich als non-binär, also weder nur dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zugehörig. In einem Instagram-Posting im November 2023 machte Nemo dies bekannt: „Ich habe bisher nicht öffentlich darüber gesprochen, aber einige von euch wissen es bereits: Ich identifiziere mich weder als Mann noch als Frau. Ich bin nur Nemo. Ich liebe es, mir das Gender als Galaxie vorzustellen und mich als kleinen Stern zu zeichnen, der irgendwo darin schwebt. Dort fühle ich mich am wohlsten.“ Weiter heißt es: „Meine Pronomen sind they/them, aber ich fühle mich genauso wohl, wenn ihr Nemo ohne Pronomen nutzt, insbesondere im Deutschen.“ Bis das Posting stand, verging eine Menge Mühe. „Ich habe mir sehr viel Gedanken gemacht, wie ich es sagen will“, erklärte Nemo dem SRF.

Der neue Ruhm von Nemo soll nun helfen, die Anliegen non-binärer Personen in der Schweiz voranzubringen. Anders als in der Schweiz ist es in Deutschland seit 2018 möglich, beim Eintrag ins Personenstandsregister neben wie früher nur „männlich“ und „weiblich“ auch „divers“ oder „ohne“ zu wählen. „Ich setze mich ganz klar für einen dritten Geschlechtseintrag ein“, sagte Nemo dem Sender SRF in der Nacht. Das müsse so schnell wie möglich geschehen. Justizminister Beat Jans lud ihn bereits zum Gespräch ein. „Lass uns bald zusammenkommen und über queere Rechte sprechen“, schrieb Jans an Nemo. 

Allerdings bekommt Nemo auch Gegenwind. So ist die Parlamentsabgeordnete Barbara Steinemann von der rechten Partei SVP gegen einen weiteren Geschlechtseintrag. „Man kann es mit dem Minderheitenschutz auch übertreiben“, meinte sie im Gespräch mit dem SRF. Nemo hatte beim Flaggeneinlauf des ESC in Malmö neben der Schweizer auch die Flagge der non-binären Community in den Farben Gelb, Weiß, Violett und Schwarz auf die Bühne gebracht.

Eurovision Song Contest: Nemo outete sich bereits 2022 als pansexuell

Bereits 2022 hatte sich Nemo via Social Media als pansexuell geoutet, wie etwa nau.ch berichtet und mit einem Instagram-Story-Screenshot belegt. Pansexuelle Personen fühlen sich zu Menschen unabhängig von deren Geschlecht hingezogen. Tatsächlich lebt Nemo laut Schweizer Medienberichten schon seit Jahren in einer festen Partnerschaft – zumindest war dies im November 2023 der Fall, als das Thema in einem Interview mit dem SRF zur Sprache kam. Die Rede ist darin von einer Freundin.

Der ESC und vor allem der Triumph dort waren damals noch ganz weit weg, das Instagram-Coming-Out als non-binäre Person hingegen noch frisch. Vorangegangen war natürlich Nemos Geständnis in der Partnerschaft, der Freundin gegenüber. „Sie war schon sensibilisiert für das Thema, und ich habe gewusst, sie hat mich gern.“ Nemo habe „Mega-Glück gehabt“: „Es hat nicht so viel Überwindung gebraucht.“

Coming-Out als non-binär änderte nichts an Nemos Beziehung

Geändert habe es in ihrer Beziehung nichts, glaube Nemo. „Unsere Beziehung ist überhaupt nicht auf irgendwelchen Rollenbildern aufgebaut. Wir sind einfach zwei Menschen und haben überhaupt keine Erwartungen aneinander, die ans Gender geknüpft sind, und noch nie gehabt. Die Erkenntnis war für mich megaspannend, dass das noch nie eine Rolle gespielt hat in der Beziehung.“

Nemo holte sich den ESC-Sieg 2024
Nemo holte sich den ESC-Sieg 2024. © IMAGO/Jessica Gow/TT

Ob die beiden weiterhin ein Paar sind, ist unklar. Anders als Deutschlands Kandidat Isaak (29), dessen Ehefrau Loreen die Öffentlichkeit rund um den ESC nicht gescheut hat, betrat Nemos Freundin nicht das Rampenlicht. Dort steht Nemo, eigentlich im Mundart-Sprechgesang verwurzelt, mit dem bunten Ohrwurm-Siegertitel „The Code“ und dem sehr persönlichen Hintergrund nun voll.

Zunächst aber möchte Nemo ein bisschen ausspannen. „Ich werde in den Garten meines Elternhauses gehen, mich hinlegen und versuchen, etwas herunterzukommen.“ Es gebe viel zu verarbeiten. „Plötzlich zu einem Ding zu werden, das über mich hinausgeht, ist absurd.“ Bei den Nemo-Pronomen unterlief Kommentator Thorsten Schorn ein Fehler – Kritik war die Folge. (lin mit dpa) Verwendete Quellen: dpa, Instagram, SRF, bpb.de, nau.ch

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