Russlands Wirtschaft zu ewigem Krieg verdammt? Putin im Teufelskreis
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Putin im Teufelskreis: Russlands Wirtschaft zu ewigem Krieg verdammt?

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Für Russland hat die Fortführung der Kriegswirtschaft oberste Priorität. Selbst mit einem Ende des Krieges könnte sich Putin nicht zufriedengeben.

Moskau – Der Ukraine-Krieg stellt Wladimir Putin vor ein schweres Dilemma: Einerseits ist das Wachstum der russischen Wirtschaft angewiesen auf die hohen Ausgaben für den Krieg. Andererseits wird gerade die Abhängigkeit vom Ukraine-Krieg zum Zusammenbruch der Wirtschaft führen. Kann sich Putin ein Ende des Krieges aus wirtschaftlicher Sicht leisten?

Russlands Wirtschaft abhängig von Militärausgaben – Putin zum ewigen Krieg verdammt?

2024 soll Russlands Wirtschaft um 3,2 Prozent wachsen. Das berichtete der Internationale Währungsfonds (IWF) unter Berufung auf Wirtschaftsdaten (Stand April 2024). Im Vergleich zum Wachstum im Jahr 2023 von 3,6 Prozent, das einige Experten ohnehin anzweifeln, würde das zwar einen deutlichen Rückgang bedeuten. Dennoch würde Russland stärker wachsen als viele westliche Länder.

Diese vermeintlich positive Entwicklung der russischen Wirtschaft kann wohl aber nur dann eintreten, wenn Russland weiterhin die Militärausgaben ankurbeln kann – andernfalls drohen schwere Folgen. Zu dem Schluss kommt Thinktank-Analystin und Wirtschaftswissenschaftlerin Elina Ribakova.

Russlands Präsident Wladimir Putin
Der Ukraine-Krieg stellt Putin vor ein großes Dilemma. © Uncredited/dpa

Ribakova rechnet damit, dass Putins Sorge vor einem wirtschaftlichen Zusammenbruch den Kreml dazu bringen könnte, die Militarisierung der Wirtschaft deutlich hochzufahren. Dies würde Putin selbst dann tun, wenn der Ukraine-Krieg zum Stillstand komme, schreibt die Analystin vom Peterson Institute for International Economics in einem Beitrag für die Financial Times. Laut Ribakova haben sich die direkten Militärausgaben Russlands seit Beginn des Krieges mehr als verdreifacht. Sie machen nun sechs Prozent des BIP aus. Diese Zahl sei wahrscheinlich noch viel höher, da ein großer Teil der Staatsausgaben nicht öffentlich sei.

Putin wird Russlands Wirtschaft ankurbeln – großes Dilemma wegen Ukraine-Krieg

Russlands Umstellung auf die „Kriegswirtschaft“ habe zudem mehr Arbeitsplätze beschafft. Laut Ribakova melden die lokalen Regierungen einen Anstieg von Arbeitsplätzen, Produktionsanlagen und Unternehmen. Insgesamt ist die Zahl der militärisch-industriellen Betriebe im ganzen Land von 2.000 auf 6.000 im Zeitraum des Ukraine-Kriegs gestiegen. Die Betriebe beschäftigen laut Business Insider mehr als 3,5 Millionen Arbeitnehmer.

Der kriegsbedingte Boom der Wirtschaft könnte also für Putin ein Anreiz sein, seine Ausgaben für den Krieg zu erhöhen. Dafür nimmt Russland auch sozialwirtschaftliche Folgen in Kauf. Besonders ärmere Menschen leiden unter den Auswirkungen der Kriegswirtschaft. Seit dem Ausbruch des Krieges ist das Leben in Russland nicht zuletzt aufgrund der hartnäckigen Inflation deutlich teurer geworden. Laut Zahlen des staatlichen Statistikamtes Rosstat gab es im Jahr 2023 einen enormen Preisanstieg bei einigen Lebensmitteln im Vergleich zu 2022: So stiegen die Preise für Kohl um 74 Prozent, bei Orangen um 72 Prozent und bei Gurken um 47 Prozent.

Verheerende Folgen für Russlands Wirtschaft: Sanktionen greifen

Experten rechnen schon seit geraumer Zeit, dass Russlands Wirtschaft zerfällt und sogar in einen ähnlichen Zustand wie in Zeiten der Sowjetunion zurückfallen kann. Moskau wiederhole die Fehler der Vergangenheit, glaubt der Professor für die Volkswirtschaft Russlands an der Universität Oxford, Michael Rochlitz. Die Sowjetunion habe Ministerien aufgebläht und tausende administrative Jobs geschaffen. „Es gab viele Menschen, die davon abhingen, dass die Kriegsindustrie weiterläuft“, so der Experte jüngst zu n-tv. Der Druck auf Putin wird immer größer. „Die Umkehrung der strukturellen Investitionen, die im Krieg getätigt wurden, wird eine monumentale Herausforderung darstellen“, so Ribakova.

Ein Rückgang der russischen Wirtschaft würde nicht nur aus der hauptsächlich kriegsbedingten Wirtschaftsentwicklung resultieren. Auch die westlichen Sanktionen treffen Putins wirtschaftliche Standbeine hart und schränken beispielsweise seine Gewinne im Öl-Geschäft ein. Als einer der weltweit größten Öl-Lieferanten ist Russlands Wirtschaft stark auf die Produktion von russischem Öl angewiesen. Doch ukrainische Angriffe auf Ölraffinerien legten die Herstellung zwischenzeitlich lahm.

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