King Gizzard & The Lizard Wizard in Offenbach: Spektakel mit eigenen Noten
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King Gizzard & The Lizard Wizard in Offenbach: Spektakel mit eigenen Noten

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King Gizzard & The Lizard Wizard im Jahr 2023 in Göteborg. Foto: Gonzales Photo/Tilman Jentzsch /Imago Images
King Gizzard & The Lizard Wizard im Jahr 2023 in Göteborg. Foto: Gonzales Photo/Tilman Jentzsch /Imago Images © IMAGO/Gonzales Photo

King Gizzard & The Lizard Wizard in der Offenbacher Stadthalle.

Eine Wonne der monströsen Wucht, mit reichlich Fuzz und Wah Wah. Anders können sie zwar auch, an diesem Abend in der Offenbacher Stadthalle jedoch gingen King Gizzard & The Lizard Wizard nicht ernstlich über den Rahmen des Sounds hinaus, für den sie berühmt sind.

Sagenhaft allein schon die Diskografie. 25 Studioalben seit dem Debüt des aus dem australischen Melbourne stammenden Sextetts (vormals Septett) im Jahr 2012, 2017 und 2022 waren es jeweils fünf innerhalb eines Jahres. Dazu 16 Live-Alben (14 davon ausschließlich bei Bandcamp veröffentlicht), drei EPs, 59 Singles und 60 Musikvideos, ein Remix-Album sowie drei Compilations. Überflüssiges Zeug ist mir von King Gizzard zumindest noch nicht zu Ohren gekommen, in Kritiken habe ich auch nichts Dahingehendes gelesen. Das scheint es bei King Gizzard nicht zu geben.

Anders können sie wie gesagt auch. In einer halb- chamäleonartigen Weise, etwa mit akustischen Gitarren und einem Folkansatz auf „Paper Mâché Dream Balloon“ (2015) oder der in Teilen räudigen Annäherung an einen loungigen Jazz auf dem gemeinsam mit der amerikanischen Band Mild High Club eingespielten „Sketches of Brunswick East“ (2017). Halb-chamäleonartig, denn gleich in welche Richtung sie gerade ausschwingen, ein Kern des Psychedelischen bleibt.

Die Musik an diesem Abend ist durchweg spektakulär, über beinahe zwei Stunden hinweg, man wundert sich, dass sich das nicht irgendwann erschöpft. In der Mitte des Saals bilden sich die von Konzerten der Band bekannten Pogokessel, mitunter erweitert um die Spezialität eines gemeinsamen Im-Kreis-Laufens.

Auf „The Silver Cord“ (2023), dem jüngsten Album, haben King Gizzard House und Techno, Drum’n’ Bass, Jungle und Trance verarbeitet und klingen beinahe wie die neuen Underworld. Was eher wie eine Verirrung anmutet und sich gleichwohl nicht übel macht. Doch offenkundig haben sie geglaubt, das Konzertpublikum davor bewahren zu müssen und lassen das Repertoire dieses Albums außen vor.

Bluesrock klingt immer wieder an, Momente von Grateful Dead, Canned Heat und ZZ Top. Der Sänger, Gitarrist und Songschreiber Stu Mackenzie spielt auch Flöte. Bis zu drei Gitarristen – manche wechseln die Instrumente, auch Saxofon und Mundharmonika tauchen auf – und zwei Spieler an den Synthesizern sowie das mit zwei Bassdrums ausgestattete Schlagzeug von Michael Cavanagh stehen für die Fülle des Sounds. Die verschiedenen Auftritte des Keyboarders Ambrose Kenny Smith sowie des Gitarristen Joey Walker als Leadsänger sorgen für ausgeprägt eigene Noten.

Zum Schluss, keine Zugabe, fliegen die Trommelstöcke und Gitarrenplektren ins Publikum.

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