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TV-Kolumne zu „Hart aber fair“: Von Storch spielt die Rolle der Verfolgten gut - doch CSU-Frau entlarvt sie
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Beatrix von Storch stellt sich bei „Hart aber fair“ zum Thema „Die verrohte Republik“ als Opfer dar. Sie versucht allen Ernstes, sich als Verteidigerin der Demokratie aufzuspielen. Mit Leidenschaft bremst sie CSU-Politikerin Dorothee Bär aus. Das Duell der Frauen offenbart, dass Haltung im Kleinen steckt.

Es geht bei „Hart aber fair“, natürlich, um das aktuelle Urteil des Oberverwaltungsgerichts. Dieses besagt, dass die AfD vom Verfassungsschutz weiter als rechtsextremistischer Verdachtsfall beobachtet werden darf.

Das gilt in sechs Bundesländern. Der Landesverfassungsschutz hat die Partei in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen schon als „gesichert rechtsextreme Bestrebung“ eingestuft.

Storch-These 1: Urteil zum Verdacht ist falsch

Wie sieht das Beatrix von Storch bei „Hart aber fair“? Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion will den Rechtsweg nach Karlsruhe gehen. Und sie argumentiert so: „Es gibt einen Verdacht, offenbar hat es nicht gereicht, in drei Jahren etwas zusammenzutragen.“

Sie meint: „Das ist ein Unding, denn alle Beweisanträge sind abgewiesen worden.“ Daran sehe man, so insinuiert sie: Die AfD macht nichts Falsches.

Oft wird der AfD Doppelzüngigkeit vorgeworfen. Zu recht, wie man im ARD-Talk erleben kann. Frau von Storch spielt ihre Rolle der Verfolgten gut. Gibt sich gemäßigt und fernsehfreundlich.

Fast schon zwingend im Repertoire ist, dass sie den Moderator mehrmals hinweist, sie zu Wort kommen zu lassen. Das verstärkt den Eindruck, hier würde die rechtschaffene AfD nicht punkten dürfen.

Es wäre gut, wenn ihre Anhänger das lesen würden, was die AfD-Politikerin gestern nach dem Urteil auf der Plattform X gepostet hat: „Ein Unrechtsurteil. Nichts weiter. ALLE unsere Beweisanträge (470!) - ABGELEHNT. Eine Prozesssimulation, um der Form Genüge zu tun.“

Wer den nächsten Satz auch noch liest, muss sich doch ernsthaft fragen, ob diese sogenannte Alternative für Deutschland noch klar bei Verstand ist. Frau von Storch haut raus: „Aber daß Deutschland kein Rechtsstaat (!) ist, hat der EuGH bereits 2019 festgestellt, wegen fehlender Unabhängigkeit der Justiz von der Regierung.“

Surftipp: Verfassungsschutz-Urteil nutzen - Psychologin erklärt, warum die Demokratie jetzt zum Angriff gegen die AFD übergehen sollte

Storch-These 2: Gewalt kommt von links

Im Lauf der Sendung mit dem Thema „Die verrohte Republik: Wie gefährdet ist die Demokratie?“ versucht sich AfD-Politikerin von Storch zunehmend als Opfer darzustellen. Storch zählt auf: 2015 wurde ihr Auto abgebrannt, 2016 wurde sie körperlich angegriffen.

Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende resümiert: „Die Gewalt kommt acht mal mehr von Links!“ Wahr ist: Insgesamt gab es 2023 doppelt so viele Angriffe auf Politiker im Vergleich zum Jahr 2019, nämlich 2790.

Bei den Gewaltdelikten ist die AfD mit 86 Angriffen am meisten betroffen, danach folgen die Grünen mit 62 Angriffen. Beatrix von Storch schaut betroffen. Auf die Opferrolle hat sie sich sehr gut vorbereitet. Aber wer nimmt ihr das wirklich ab?

Jedenfalls nicht Dorothee Bär, die stellvertretende CSU-Parteivorsitzende. Sie hat in den vergangenen Jahren ihr Profil geschärft – und darf schon als Feministin gelten in einer Partei, die noch immer von älteren, konservativen Herren geprägt ist.

Bei „Hart aber fair“ gelingt ihr, Beatrix von Storch mit sehr simplen Erzählungen schlecht dastehen zu lassen. Das sitzt. Sie berichtet sehr leidenschaftlich und anschaulich von Debatten im Bundestag. Jedes Wort von der AfD höre sie dort, sie sitze ja unweit.

Politikerinnen aus dem linken Parteienspektrum, so Bär, würden ständig beleidigt – vor allem von Frau von Storch. Bär hat Beispiele mitgebracht. So würde Storch gerne rufen: „Was die wieder anhat!“

Oder: „Was die heute Nacht wohl wieder gemacht hat?“ Die AfD-Frau hat nichts zu erwidern. Man merkt schnell: Würden Bärs Äußerungen nicht der Wahrheit entsprechen, Frau von Storch hätte im Talk längst protestiert. Also versucht sie bei „Hart aber fair“ konsequent, die Opfer-Karte zu spielen.

Storch-These 3: Wir sind die Opfer!

Rhetorische Fragen zu stellen, scheint ihr das richtige Mittel. Sie fragt, wen auch immer: „Wo kommt das her? Woher kommt diese Polarisierung?“ Bevor jemand sagen kann, woher die Polarisierung kommt, gibt sie sich lieber die Antwort schnell selber: „Wir werden als Nazis beschimpft!“ Und: „Wir werden die ganze Zeit beleidigt!“

Auch hier trifft CSU-Frau Bär den richtigen Ton. Durch Zwischenrufe und abfällige Bemerkungen von AfD-Politikern sei das Klima bei Debatten im Bundestag auf ein extrem unterkomplexes Niveau gesunken.

„Die AfD lebt von Hass und Hetze“, erläutert Bär. „Das ist so vergiftet und so kaputt“, kommentiert sie leidenschaftlich. Sie ist der beste Gast in der Runde. Weil sie jenseits von theoretischem Geplänkel und üblichen Phrasen authentisch ihre Meinung sagt. Dieses Talk-interne Frauen-Duell entscheidet sie für sich.

Zuletzt wendet sich die Politikerin direkt an potenzielle Wähler. Auch dies mit Verve: „Ihr wisst schon, was Ihr euch da einkauft? Die AfD ist nicht nur ausländerfeindlich, auch frauenfeindlich und demokratiefeindlich.“ Sie befindet: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand die AfD wählt, der sich ernsthaft mit der Partei auseinandersetzt!“

Wir lernen nach diesem Talk: Man sollte die AfD gerne weiterhin in Talks einladen, ihre kruden Thesen vortragen lassen. Denn wer nicht nur aus Protest wählt, um es „denen da oben“ mal so richtig zu zeigen, muss sich fragen: Wollen wir in einem Land leben, dass die AfD nach ihren Werten gestaltet?

Ausländerfeindlich, frauenfeindlich, demokratiefeindlich. Und wer ernsthaft glaubt, dass Deutschland kein Rechtsstaat ist, der kann gerne bei einem guten Freund der AfD nachsehen: bei Putin, in Russland.

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