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EU-Parlamentspräsident David Sassoli gestorben

David Sassoli hinterlässt zwei Kinder David Sassoli hinterlässt zwei Kinder
David Sassoli hinterlässt zwei Kinder
Quelle: dpa-infocom GmbH
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Die Nachricht kam mitten in der Nacht: EU-Parlamentspräsident David Sassoli ist im Alter von 65 Jahren in Italien gestorben. Er war bereits längere Zeit im Krankenhaus wegen einer Störung des Immunsystems behandelt worden.

Der Präsident des EU-Parlaments, David Sassoli, ist tot. Er sei am Dienstag um 1.15 Uhr im Centro di Riferimento Oncologico in Aviano, einer Klinik in der nordostitalienischen Region Friaul-Julisch Venetien, gestorben, sagte EU-Parlamentssprecher Roberto Cuillo der Deutschen Presse-Agentur. Der gebürtige Mann aus Florenz wurde 65 Jahre alt. Am frühen Morgen drückten die ersten Politiker ihr Beileid aus. „Ciao David, lebenslanger Freund“, schrieb Italiens Kulturminister Dario Franceschini auf Twitter.

„Seine Herzlichkeit war eine Inspiration für alle, die ihn kannten. Mein aufrichtiges Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Lieben“, schrieb EU-Klimakommissar Frans Timmermans auf Twitter. „Mir fehlen die Worte.“ Er sprach Sassolis Familie sein Beileid aus.

Sassoli war seit dem 26. Dezember im Krankenhaus „wegen einer schweren Komplikation aufgrund einer Funktionsstörung des Immunsystems“ behandelt worden. Der Aufenthalt war erst am Montag bekannt geworden. Im Oktober hatte Sassoli bereits eine Tagung des Parlaments wegen Fiebers verpasst. Zuvor war er wegen einer Lungenentzündung im Krankenhaus behandelt worden.

Das Krankenhaus Centro di Riferimento Oncologico in Aviano machte auf Nachfrage am Dienstagmorgen keine Angaben. Sprecher Cuillo erklärte auf Twitter weiter, Zeit und Ort der Beerdigung würden in den kommenden Stunden bekannt gegeben.

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Über sein privates Twitter-Konto hatte Sassoli noch am Montagvormittag zum Tod der italienischen Journalistin Silvia Tortora kondoliert. Am 31. Dezember lobte er die Worte des italienischen Staatsoberhauptes, Sergio Mattarella, aus dessen Neujahrsansprache.

Pfadfinder, Journalist, Politikwissenschaftler

Sassoli gehörte der sozialdemokratischen Partei Partito Democratico (PD) an. Er war seit Juli 2019 Präsident des Europäischen Parlaments gewesen. Der Sozialdemokrat löste seinen Landsmann Antonio Tajani von der konservativen Forza Italia ab. Zuvor hatte er von 2014 bis 2019 den Posten des Vizepräsidenten in der EU-Institution und hatte damit noch rund drei Jahre (2014 bis 2017) als Vertreter des damaligen Europaparlamentspräsidenten Martin Schulz (SPD) gearbeitet.

Sassoli wurde am 30. Mai 1956 in Florenz in der Toskana geboren. Vor seiner politischen Karriere arbeitete er als Journalist. Der Werdegang des studierten Politikwissenschaftlers startete zunächst bei kleineren Tageszeitungen. 1985 schaffte er es in die Redaktion der römischen Zeitung „Il Giorno“ (Der Tag).

Er entwickelte sich schnell zum vertrauten Gesicht für Millionen Italiener, als er die Abendnachrichten im Sender Rai Uno präsentierte – eine Art italienischer „Mister Tagesschau“. 2007 wurde er auch stellvertretender Direktor des Nachrichtenprogramms TG1. 2009 zog er für die sozialdemokratische Partito Democratico (PD) ins EU-Parlament ein. Ab 2014 war er einer der 14 Vize-Präsidenten der EU-Abgeordnetenkammer. Neben seiner Abgeordnetenarbeit betätigte sich Sassoli weiter schriftstellerisch als Autor von Büchern und Gastbeiträgen in verschiedenen Tageszeitungen und Zeitschriften.

Sassoli galt unter anderem als Kritiker der Migrationspolitik vieler Mitgliedstaaten. Immer wieder setzte er sich für die Belange von Menschen auf der Flucht ein. In Italien ist Migration besonders zwischen linken und rechten Parteien ein Streitthema, da in dem Mittelmeerland sehr viele Migranten auf ihrer Flucht in Booten ankommen, um in die EU zu gelangen. Er galt zudem als progressiver Katholik. Nach Angaben seiner Partei war er schon als Jugendlicher bei den Pfadfindern und hatte sich in katholischen Jugendgruppen engagiert.

„Ich bin kein Mann des Rates“

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Sein Aufstieg zum Präsidenten des EU-Parlaments als Nachfolger seines konservativen Landsmanns Antonio Tajani kam für viele überraschend, da Italien 2019 mit dem heutigen Regierungschef in Rom, Mario Draghi, als Chef der Europäischen Zentralbank und Federica Mogherini als EU-Außenbeauftragter noch zwei weitere Spitzenposten besetzt hatte. Sassoli stellte klar, dass er seine Wahl auch als Zeichen der Unabhängigkeit des Parlamentes im Machtkampf mit den Regierungen der EU-Staaten sah. „Ich bin kein Mann des Rates“, sagte er nach seiner Wahl mit Blick auf die Vertretung der Mitgliedstaaten.

Parlamentsdebatten führte der „Presidente“, der sich oft in seiner Muttersprache Italienisch äußerte, mit harter Hand, jedoch ohne verbale Ausbrüche. Seine zweieinhalbjährige Amtszeit wurde durch die Corona-Pandemie geprägt. So musste er die Umstellung des Parlamentsbetriebs auf Telearbeit koordinieren. Sein Organisationstalent verschaffte ihm Respekt unter den Abgeordneten.

Als Zeichen seiner Solidarität inmitten der Krise stellte er die verwaisten Räumlichkeiten des Parlaments sowohl in Straßburg als auch in Brüssel zur Verfügung, um Mahlzeiten für bedürftige Familien zuzubereiten und ein Covid-19-Testcenter einzurichten. Er hinterlässt zwei Kinder.

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dpa/AFP/ll

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