Die Yoga Sutras des Patanjali - die wichtigsten Texte im Yoga

Das sind die Yoga Sutras des Patanjali!

Von Leon, Redaktion von YOga Knigge

Ich finde Yoga klasse, nicht nur wegen der Yoga-Übungen, also den Praktiken. Sondern auch wegen der Philosophie, besser gesagt: den Philosophien, die dahinter stecken. 

Ganz entscheidend sind dabei die Yoga Sutras, dem klassischen Leitfaden des Yoga, niedergeschrieben vom indischen Gelehrten Patanjali!

Yogasutras
Die Yoga Sutras entstanden vermutlich vor mehr als 2000 Jahren – und sind so aktuell wie eh und je.

Hinführung: Was sind die Sutras?

Wenn von Sutras die Rede ist, sind keinesfall immer die Yoga Sutras gemeint.

Das Wort „Sutra“ kommt aus dem Sanskrit und bedeutet „Faden“ oder „Schnur“. Die Sutras sind kurze und prägnante Texte, die die Essenz der jeweiligen Lehre darstellen – ein Leitfaden. Es gibt sie in der hinduistischen, buddhistischen und jainistischen Tradition.  

Sutras in der hinduistischen Tradition 

In der hinduistischen Tradition gibt es verschiedene Arten von Sutras, wie die Yoga Sutras des Patanjali (um die es auf dieser Seite geht) oder die Brahma Sutras des Vyasa. Diese Texte behandeln Themen wie Yoga, Vedanta-Philosophie, Rituale und religiöse Praktiken.

Sutras in der buddhistischen Tradition

In der buddhistischen Tradition sind die Sutras ebenfalls sehr bedeutend. Die wichtigsten Texte sind die Pali-Canon-Sutras, die die Lehren des Buddha enthalten. Es gibt auch Mahayana-Sutras, die später entstanden sind und zusätzliche Lehren und Geschichten enthalten.

Sutras in der japanischen Tradition

Auch in der jainistischen Tradition gibt es Sutras, die die Essenz der Lehren darstellen. Die wichtigsten Texte sind die Agamas, die die Lehren und Geschichten der Tirthankaras (heilige Lehrer) enthalten.



Die Yoga Sutras des Patanjali

Die Yoga Sutras des Patanjali sind einer der wichtigsten Texte im Yoga und auch im Hinduismus. Die Sutras stellen eine Zusammenfassung der Yoga-Lehren dar und bieten eine systematische Anleitung für die Praxis des Yoga. Patanjali gilt als der Vater des klassischen Yoga und seine Sutras haben bis heute einen großen Einfluss auf die Yoga-Praxis.

Die Yoga Sutras bestehen aus 196 kurzen Aphorismen oder Sutras, die in vier Kapitel aufgeteilt sind. Jeder Sutra ist sehr prägnant und enthält oft nur wenige Worte. Dennoch sind die Sutras sehr tiefgründig und enthalten viele Schichten der Bedeutung.

Die Yoga Sutras wurden wahrscheinlich zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 4. Jahrhundert n. Chr. verfasst. Patanjali selbst ist ein mysteriöser Charakter. Es ist vergleichsweise wenig über sein Leben und seine Persönlichkeit bekannt. Es wird jedoch angenommen, dass er ein Gelehrter und Yogameister war, der die verschiedenen Yoga-Traditionen seiner Zeit studiert und systematisiert hat.



Wer war Patanjali?

Patanjali war ein berühmter Gelehrter und Philosoph im alten Indien, der traditionell als Verfasser der Yoga Sutras gilt. Es gibt nicht viele historische Aufzeichnungen über Patanjali, aber es wird angenommen, dass er irgendwann zwischen 200 v. Chr. und 500 n. Chr. gelebt hat.

Patanjali ist für seine Beiträge in verschiedenen Bereichen wie Grammatik, Ayurveda und Philosophie bekannt, aber er ist am bekanntesten für seine Arbeit an den Yoga Sutras. Seine Schriften haben einen großen Einfluss auf die Entwicklung des Yoga und anderer spiritueller Traditionen in Indien und auf der ganzen Welt gehabt.

Obwohl es viele Legenden und Überlieferungen über Patanjali gibt, ist wenig über sein Leben bekannt. Es wird jedoch angenommen, dass er in Südindien geboren wurde und möglicherweise ein Schüler von dem berühmten Weisen Bhartrihari war. Einige Geschichten besagen auch, dass er eine Schlange war, die sich in einen Menschen verwandelte, um die Schriften zu lehren.

Die vier Kapitel der Yoga Sutras von Patanjali

Die Yoga Sutras sind nicht nur ein wichtiger Text für Yoga-Praktiker, sondern auch für alle, die sich für Philosophie und Spiritualität interessieren. Die Sutras enthalten Lehren über die Natur des Geistes, den Zweck des Lebens und die Bedeutung von Ethik und moralischem Verhalten. Die Sutras betonen auch die Wichtigkeit von Achtsamkeit, Konzentration und Meditation für die innere Entwicklung.

In den Yoga Sutras von Patanjali gibt es vier s. g. Padas (Kapitel), die jeweils unterschiedliche Aspekte des Yoga behandeln. 

  • Samadhi Pada: Dieses Kapitel behandelt das Ziel des Yoga und die verschiedenen Konzepte, die damit verbunden sind, wie z. B. die Natur des Geistes und die Bedeutung von Konzentration und Meditation.
  • Sadhana Pada: Dieses Kapitel beschreibt die Praxis des Yoga, einschließlich der acht Glieder des Yoga (Ashtanga Yoga) und der Hindernisse, die auf dem Yogaweg auftreten können.
  • Vibhuti Pada: Dieses Kapitel diskutiert die verschiedenen Kräfte und Fähigkeiten, die durch fortgeschrittene Yoga-Praktiken erlangt werden können, wie z. B. die Fähigkeit, die Gedanken anderer zu lesen.
  • Kaivalya Pada: Dieses Kapitel behandelt das Konzept des Kaivalya, was bedeutet, dass man von allen Begrenzungen und Bindungen befreit ist und in einem Zustand der absoluten Freiheit lebt. Es beschreibt auch den Prozess und das Erreichen von Moksha (Sanskrit für “Befreiung” oder „Erlösung“).


Die vier Arten von Yogis

Patanjali beschreibt in den Yoga Sutras u. a. vier Arten von Yogis, basierend auf der Art der mentalen Aktivität, die in ihrem Geist vorherrscht.

  • Kshipta – Der unstete Yogi: Dies ist jemand, dessen Geist ständig in Bewegung ist und von Gedanken und Emotionen überwältigt wird. Sie haben Schwierigkeiten, sich auf eine Sache zu konzentrieren und ihre Yoga-Praxis zu vertiefen.
  • Mudha – Der stumpfe Yogi: Dieser Yogi hat kein Interesse an der Yoga-Praxis und wird leicht abgelenkt. Sie sind nicht in der Lage, den Zweck der Yoga-Praxis zu verstehen und haben wenig Interesse an ihrer eigenen persönlichen Entwicklung.
  • Vikshipta – Der zerstreute Yogi: Dieser Yogi ist aufgrund von äußeren Einflüssen, wie Lärm und Störungen, abgelenkt. Sie haben Schwierigkeiten, ihre Konzentration aufrechtzuerhalten, aber sobald sie ihre Umgebung kontrollieren können, sind sie in der Lage, ihre Yoga-Praxis zu vertiefen.
  • Ekagra – Der fokussierte Yogi: Dies ist jemand, dessen Geist vollständig auf die Yoga-Praxis ausgerichtet ist. Sie haben eine tiefe Konzentration und sind in der Lage, ihre Gedanken und Emotionen zu kontrollieren. Dies ermöglicht ihnen, in einen tiefen Zustand der Meditation einzutreten und ihr Bewusstsein zu erweitern.

Die Hindernisse auf dem Yogaweg

In den Patanjali-Sutras geht es u. a. um die Hindernisse auf dem Yogaweg. Sie werden als „Antarayas“ bezeichnet und sind mentale und emotionale Blockaden. Sie hindern uns daran, unser volles Potenzial in der Yoga-Praxis zu entfalten.



Die fünf Antarayas lauten:

Avidya – Unwissenheit: Dieses Hindernis bezieht sich auf unsere Unwissenheit über unsere wahre Natur und unser Potenzial. Wir sind uns nicht bewusst, wer wir wirklich sind und was wir erreichen können. Dies führt zu einem Mangel an Motivation und Engagement in unserer Yoga-Praxis.

Asmita – Egoismus: Asmita bezieht sich auf unser Ego und unsere Identifikation mit unserem Körper, unseren Gedanken und Emotionen. Wenn wir uns zu sehr mit unserem Ego identifizieren, können wir unsere Yoga-Praxis nicht vollständig erleben.

Raga – Anhaftung: Dieses Hindernis bezieht sich auf unsere Anhaftung an Dinge und Situationen, die uns Freude und Zufriedenheit bringen. Wir werden von unseren Wünschen und Bedürfnissen kontrolliert und können uns nicht vollständig auf unsere Yoga-Praxis konzentrieren.

Dvesha – Abneigung: Dvesha bezieht sich auf unsere Abneigung gegenüber Dingen und Situationen, die uns Unbehagen oder Schmerz bereiten. Wir vermeiden diese Situationen und können uns nicht vollständig auf unsere Yoga-Praxis konzentrieren.

Abhinivesha – Furcht vor dem Tod: Abhinivesha bezieht sich auf unsere Angst vor dem Tod und unsere Unfähigkeit, loszulassen und das Leben in vollen Zügen zu genießen. Diese Angst kann uns daran hindern, uns vollständig auf unsere Yoga-Praxis zu konzentrieren.

Die fünf Antarayas der Yoga Sutras

FAQ zu den Yoga Sutras

Q: Was sind die Yoga Sutras?

A: Die Yoga Sutras sind eine Sammlung von 196 kurzen, aber gehaltvollen Aphorismen oder Sätzen, die von dem indischen Philosophen Patanjali verfasst wurden. Sie werden als eine der grundlegenden Schriften der Yoga-Philosophie angesehen.

Q: Wann wurden die Yoga Sutras verfasst?

A: Es wird angenommen, dass die Yoga Sutras zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 5. Jahrhundert n. Chr. verfasst wurden.

Q: Was ist der Zweck der Yoga Sutras?

A: Der Zweck der Yoga Sutras besteht darin, den Yoga-Praktizierenden eine Anleitung zu geben, wie sie durch Selbstbeherrschung und spirituelle Praxis eine höhere Bewusstseinsebene erreichen können.

Q: Was ist das Konzept von Ashtanga Yoga in den Yoga Sutras?

A: Ashtanga Yoga ist das Konzept der acht Glieder des Yoga, die in den Yoga Sutras von Patanjali beschrieben werden. Diese acht Glieder umfassen Yama (ethische Grundsätze), Niyama (persönliche Disziplinen), Asana (Yoga-Figuren/-positionen), Pranayama (Atemübungen), Pratyahara (Rückzug der Sinne), Dharana (Konzentration), Dhyana (Meditation) und Samadhi (Einssein).

Q: Was sind die Hindernisse auf dem Yogaweg, die in den Yoga Sutras beschrieben werden?

A: Die Yoga Sutras beschreiben fünf Hindernisse auf dem Yogaweg, auch als Kleshas bekannt, die den Geist beeinträchtigen können. Diese Hindernisse sind Avidya (Unwissenheit), Asmita (Ichbezogenheit), Raga (Anhaftung), Dvesha (Abneigung) und Abhinivesha (Angst vor dem Tod).

Q: Kann jeder die Yoga Sutras studieren und praktizieren?

A: Selbstverständlich, jeder kann die Yoga Sutras studieren und praktizieren, unabhängig von Alter und Geschlecht. Es ist jedoch wichtig, einen qualifizierten Lehrer zu finden, um die richtige Anleitung und Unterstützung zu erhalten.

Q: Ist die Kenntnis von Sanskrit notwendig, um die Yoga Sutras zu verstehen?

A: Nein, es ist nicht notwendig, Sanskrit zu kennen, um die Yoga Sutras zu verstehen. Viele Übersetzungen der Yoga Sutras sind in verschiedenen Sprachen verfügbar und können von jedem gelesen werden, der sich für Yoga interessiert.

Q: Wie können die Yoga Sutras in das moderne Leben integriert werden?

A: Die Yoga Sutras bieten zeitlose Lehren, die auch in der heutigen Zeit anwendbar sind. Indem man die Prinzipien der Yoga Sutras in das tägliche Leben integriert, kann man ein tieferes Verständnis für sich selbst und für das Leben im Allgemeinen entwickeln. Dies kann zu einem friedlicheren, gesünderen und glücklicheren Leben führen.

Sanskrit-Begriffe dieses Textes

Die Sanskrit-Begriffe, die in Bezug auf die Yoga Sutras verwendet werden, spielen eine wichtige Rolle in der Yoga-Praxis und -Philosophie. Hier eine kleine Auswahl:

Yoga: Das Wort Yoga stammt vom Sanskrit-Wort „Yuj“ ab, was „verbinden“ oder „vereinen“ bedeutet. Es bezieht sich auf die Vereinigung von Körper, Geist und Seele, um eine tiefe spirituelle Verbindung zu erreichen. 

Sutra: Ein Sutra ist ein kurzer, prägnanter Text, der eine Idee oder einen Gedanken ausdrückt. Die Yoga Sutras des Patanjali sind eine Sammlung von Sutras, die die Grundlagen der Yoga-Philosophie und -Praxis beschreiben.

Asanas: Asanas sind die verschiedenen Körperhaltungen, die in der Yoga-Praxis eingenommen werden. Sie helfen dabei, den Körper zu dehnen, zu stärken und zu entspannen.

Pranayama: Pranayama bezieht sich auf die Atemübungen, die in der Yoga-Praxis durchgeführt werden. Sie helfen dabei, den Geist zu beruhigen und die Lebensenergie im Körper zu steuern.

Samadhi: Samadhi bezieht sich auf den höchsten Zustand der Meditation, in dem der Geist vollständig konzentriert und auf das Wesentliche ausgerichtet ist. In diesem Zustand erlebt man ein Gefühl der Einheit und Verbundenheit mit allem um uns herum.

Kleshas: Die Yoga Sutras beschreiben auch verschiedene Hindernisse, die auf dem Weg zur Erleuchtung auftreten können. Diese Hindernisse werden als „Kleshas“ bezeichnet und umfassen Dinge wie Ignoranz, Egoismus und Anhaftung.


ÜBER DEN AUTOR

Erst über Umwege fand Leon, Betreiber dieses kleinen Yoga-Blogs, zum Yoga: Gesundheitliche Probleme zwangen zu einer Umstellung der Ernährung sowie zu mehr Achtsamkeit mit dem Körper – ein Glücksfall, wie sich herausstellen sollte.