Virtuelle Ausstellung
Gertrud Bäumer. Ein "Lebensweg durch eine Zeitenwende"
Diese Galerie soll mittels zeitgenössischer Zeugnisse einen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der Protagonistin bieten. Ihre Tätigkeitsfelder als Frauenrechtlerin, Pädagogin, Essayistin, Politikerin und Schriftstellerin finden dabei Berücksichtigung.
Die am 12. September 1873 in Hohenlimburg (heute ein Stadtteil von Hagen) geborene Gertrud Bäumer war eine bedeutende Vertreterin der bürgerlichen Frauenbewegung. Weitere biografische Informationen finden Sie im angefügten pdf-Dokument.
"Ich hätte die Eindrücke dieser wenigen Jahre nicht missen mögen. Sie waren lebensentscheidend. Aber mich selbst bewegte ein bis dahin unerfüllbarer, brennender Wunsch: nach einer tieferen Bildung. Jeder neue Eindruck meiner Berufserfahrung enthüllte neues unbekanntes Land, nicht durchschaute Zusammenhänge, bedeutungsvolle, unzulängliche Hintergründe. Zu solchem Ziel gab es für mich nur einen Weg. Ich konnte mich nicht zum Abitur vorbereiten, denn ich musste angesichts der kleinen Pension meiner Mutter verdienen. So blieb nur der Weg, den eine Massnahme des preussischen Unterrichtsministeriums eröffnete: eine akademische Fortbildung auf Grund des Lehrerinnenexamens, die dann durch eine Prüfung für das höhere Lehramt abgeschlossen wurde." (BArch N 1076/1 S. 2f.)
Grünewald, Zollhof, d. 28.VI.13 Liebste Marianne, trotzdem ich zu Schreibebriefen eigentlich noch keine Zeit habe, möchte ich Dir schnell sagen, daß wir beide, [Helene Lange] und ich, mit deiner Auffassung der Frauenhochschule ganz einver- standen sind, bis auf den Namen und die allgemeine Abteilung. D.h., daß Universitäts- professoren für Bildungsdurstige allgemeine Vorlesungen halten, ist nicht zu beanstanden, nur daß
... das dann ein[e] "Frauen"-"Hoch- schule sein soll. Und dann: in Leipzig sagt einem jeder, für praktische Arbeit seien die Frauen nicht mehr zu kriegen, seit sie in Scharen dahin liefen. Ich bin je länger je mehr der Meinung, daß "allgemeinbildende" Themen immer in irgend einer Bezie- hung zu einer systematischen Facharbeit gebracht werden sollen, nicht aus Fachfuror, sondern weil nur dann an ein richtiges Ver- arbeiten gedacht werden kann. Es ist ja natürlich eine große Versuchung, in eine Fachschule ... Sie können den Brief im angehangenen pdf-Dokument weiterlesen.
"Wenn sich der Druck des deutschen Schicksals hätte ausschalten lassen, wären es glückliche Jahre gewesen; auf alle Fälle aber waren es fruchtbare Jahre. Durch selbstgewählte Arbeit und durch Freundschaft. […] Diese freie Zeit nutzten wir [Gertrud von Bäumer und Ludwig von Niessen] - in zwei aufeinander folgenden Jahren - zu Studienreisen für meine Bücher ,Adelheid', ,Der Berg des Königs', ,Dante', die uns im Wagen durch die Schweiz und Italien führten. Gab es eine vollkommenere Erlösung aus der Atmosphäre dieses vergifteten Jahrzehnts als den Eintritt in den grossen Raum der Geschichte - das unbeschreibliche Angerührtsein durch unsterbliche Wirklichkeit geheimnisvollen großen Lebens über die Jahrhunderte hin? Wenn Berge und Pässe, brandende Meeresküsten und Pinienwälder, Kathedralen und Höhlenheiligtümer, Burgen und Städte sich mit den Gestalten der Vergangenheit füllen und alles sich zu den erhabenen Bildern eines Lebens verbindet, das von hören Motiven bewegt, in anderen Tiefen verankert war als die Gegenwart!" (BArch N 1076/1 S. 8)
Dienstag den 18. Febr. 36 Liebste Marianne, ja Du hast Recht, ich sollte Dir einmal wieder einen richtigen Brief schreiben. Und ich will es gleich tun, ehe ich wieder in das 10. Jahrhundert steige. Ich war heute zu Besprechungen im offenen Wagen in Görlitz, nach Schnee u. Kälte noch bis vorgestern ist es ganz plötzlich Frühling ge- worden, die Sonne hat die dichte Schneedecke erstaunlich schnell aufgesogen, es war ein himm- licher Tag, die Sonne beinahe heiß und die Erde duftete. Ich habe das Fahren so genossen. Das Schloß im Winter ist wunderschön, die Natur so eigenartig lebendig durch das Netz von Tierspuren im Schnee, so viele ver- schiedene, man lernt sie richtig "lesen". Rehe u. Hasen, Füchse, Dachse und Marder und dann den Fasanen u. anderen Vögel. Und man sieht ihre regelmäßigen Gänge genau und fühlt überall ihre unsichtbare ... Nun gute Nacht, liebste Marianne, die Stille singt richtig um einen, wie ein Kind im Dun- keln. Ich spiele dann, wenn ich nicht mehr arbeite, noch ein paar Stunden Klavier, dazu ist diese Einsamkeit auch so gut. Von Herzen Deine G.B.
Gegenwart. D.h. die Rehe sind sichtbar, standen im Schnee wie Ziegenherden auf den Feldern u. scharrten mit den Flegeln auf den Tennen im Dorf von weitem. Es ist so schön für die Arbeit, weil es vor tausend Jahren auch nicht anders war. Das hilft einem so. Es ist ja wirklich nur möglich, so etwas zu machen, wenn man sich richtig in diese Welt "einlebt", so ganz plastisch verstanden, so daß man wirklich anfängt, sie selbst zu leben. Natürlich weiß man nicht, ob sie das wirklich ist, aber es ist eine Bestäti- gung, wenn man die verlorene Linie von einem Wesenszug zum anderen oder einer Handlung zur anderen auf einmal hat. Darum wird man ja auch sehr unbrauchbar für anderes bei solch einer Arbeit - und darum ist es so unermeßlich wertvoll, diese Studien zu zweien zu machen. Einmal, weil die Hunderte von Einzelheiten, ... Sie können den Brief im angehangenen pdf-Dokument weiterlesen.
"Aber in Berlin, als ich nach einigen Jahren der Schulpraxis zum Studium dorthin übersiedelte, wartete das Schicksal noch in anderer als der vorbereiteten Form auf mich: es führte mich zu Helene Lange. Dieses Schicksal hatte gewollt, dass ein Vortrag der Frau, die den deutschen Frauen eine höhere und breitere Sinnerfüllung ihres Lebens erschloss, mir schon in Magdeburg ein Ziel zeigte, das alle beruflichen Pläne als Mittel zum Zweck in sich einbezog. Porträtistisch wiedergegeben: ein junges Mädchen von 21 Jahren stand mit einem Blumenstrauss auf dem Bahnsteig am Zuge nach Berlin, zur Huldigung an die Abreisende - aber fand sich selber im letzten Augenblick zudringlich und zog sich mit Blumenstrauss zum Pfiff des Zuges beschämt zurück." (BArcfh N 1076/1 fol. 3)
"Die Persönlichkeit Friedrich Naumanns ist - zum Glück - dem Deutschen von heute durch das Buch seines Freundes und Schülers Theodor Heuss wieder nahe gebracht worden. Sonst bestände die Gefahr, dass die von Friedrich Naumann geführte national-soziale Bewegung als ein Vorläufer des Nationalsozialismus verstanden würde. […] Für uns, die wir - vom politischen Liberalismus ausgehend, zu Naumanns Jüngern wurden, bedeutete das nationalsoziale Programm eine Synthese der Werte, in denen wir Sinn und Ziel Deutschlands erkannten. Aus der Jüngerschaft erwuchs bei mir die redaktionelle Mitarbeit an Naumanns Zeitschrift "Die Hilfe" und eine von der gemeinsamen Aufgabe erfüllte nahe Freundschaft." (BArch N 1076/1 S. 4f.) "Sein Tod war ein Symbol. Die Lebensbedingungen, die Deutschland auferlegt waren, wurden der Boden für schwere wirtschaftliche Krisen. Sie waren nicht die einzige Ursache des Nationalsozialismus, aber sie sicherten den Erfolg seiner Werbung: ,So geht es nicht weiter'." (BArch N 1076/1 S. 7)
Gießmannsdorf, den 13. Dez 43 Liebe Ruth Ritter, nur in Eile am Abend ein paar Zeilen zu Ihrer "Enttäuschung" über die "Jubi- läumsnummer" der Frau. Ich habe nie daran gedacht, ein "Jubiläumsheft" zu machen u. noch weniger daran, das mit meinem Geburtstag zu verbinden! Ich habe es aber für notwendig gehalten, vor der "Geschichte" so zu sagen, bei dieser Gelegenheit ein sach- liches Bild der Gründung, der Bestimmung u. Entwicklung der Zeitschrift festzulegen, viel weniger für die Gemeinde als für die, die von dieser Geschichte gar nichts wissen. Das konnte nur so unpersönlich wie möglich sein. Die Lichtchen und Blumen konnte ich ... ...
... ja nicht liefern, nicht wahr? Und zu Feiern ist ja nun wirklich kein Anlaß, nachdem eine politische Mehrheit der Frauen die erstrebten u. errungenen Ziele im Stich gelassen hat, sondern nur zu einer "kühlen" - ja bewusst kühlen Darstellung. Man kann doch das 50jährige Bestehen der Kampfzeit- schrift der deutschen Frauenbewegung nicht nach den Gefühlsmaßstäben eines bürger- lichen "Geburtstags" behandeln. Ich weiß nicht, was Sie unter "etwas besonders" verstehen. Sollte ich die alten Leser schreiben lassen "was mir "die Frau" war"? oder so ähnlich?? Nein, wissen Sie, ich bin richtig enttäuscht, daß Sie sich so etwas vorge- stellt haben. Dies mußte ich heute gleich los werden. Im übrigen freu ich mich, daß Sie sich nun ganz erträglich eingerichtet haben. Das imponiert mir sehr. Herzl Gruß Ihre G.B.
"Statt dessen habe ich mir die paar Stunden unseres Zusammenseins noch einmal ordentlich vorgenommen und mich in tiefster Seele darüber gefreut. Ich habe hier in Berlin niemanden, mit dem ich so aus einer rechten Fülle des Verstehens und der seelischen Beziehungen schöpfen könnte - da ist das doch wie ein seltener und köstlicher Trunk." (Aus einem Brief von Gertrud Bäumer an Marianne Weber vom 15.05.1908, BArch N 1076/28)
Den 27. Dez. 39 Liebste Marianne, wie Ihr wohl Weihnachten erlebt habt? Wie schön, wenn es Euch die Sorgen um das Kind genommen hätte! Ich danke Dir sehr für Deinen Brief. Aber er hat mir doch gezeigt, wie gefährlich Diskussio- nen sind. Man bleibt dann immer an ei- nem nicht endgültigen Punkt stehen, einfach so, wie eine Uhr eben irgendwo stehen bleibt – ein Punkt der dann wie „das letzte Wort“ haften bleibt! Und das sehe ich aus Deinem Brief. Es ist doch 1. nicht so, daß wir nicht „endgültig Abstand nehmen vom gegenwärtigen Geschehen“ – ich nehme an, daß Du die Haltung und die Grundlagen der Regierung meinst – aber die deutsche Schicksalsfrage ist nun einmal gestellt, und ob die Vorzeichen uns passen oder nicht, wir haben sie als Deutsche anzusehen. Es gibt nur ...
... die Alternative, daß der Wahnsinn von Versailles sich gesteigert wiederholt oder daß wir das abzu- wenden vermögen. Die Schuldfrage überdeckt beide Lager. Die politische und die moralische Frage- stellung decken sich nie. Das hat ja niemand klarer gesehen als Max Weber. Ich kann die Menschen, die sagen: für diese Regierung opfere ich mich nicht, nicht moralischer finden als die Menschen, die einfach sagen: ich opfere mich für Deutschland. Hier heißt es einmal wirklich: right or wrong, my country. Ich will damit nicht das wrong beschönigen, aber ich darf mich nicht im Mantel der Tugend dem Schicksal meines Landes entziehen, sondern, da seine Schuld in gewissem Sinne zugleich meine ist, habe ich sie mit auf mich zu nehmen, wenn es um die Existenz geht. Und Kant: ja, das ist ein großes Kapitel. Ich muss wirklich einmal etwas ganz exakt Formuliertes dazu aufschreiben. Ich kann hier nicht für Nießen sprechen, der hier bestimmt anders ... Sie können den Brief im angehangenen pdf-Dokument weiterlesen.
den 15. Januar 44 Liebste Marianne, dies sollte eigentlich ein Gruß zu Weihnachten oder mindestens zum neuen Jahr werden, aber mein häuslicher "Betrieb" ließ mir wenig freie Stunden. Kinder, das volle Haus als solches (Evakuierte unten), die winterlichen Unbequemlichkeiten des Landes etc. zerfetzt den Tag so. Und arbeiten muß man ja auch. (Es ist übrigens durch den Ausfall einer Bibliothek nach der anderen immer mehr erschwert) Aber vor allem: wie mag es Dir gehen? Und wie und mit wem hast du Weih- nachten gefeiert. Hier ist es noch wirklich ein Fest. Die Bauern haben meist noch die alten „Lichterbäume“ – Barockzeit – oder „Pyramiden“ baumähnliche Holzgebilde, die mit Kugelringen, nach oben verjüngt, geschmückt sind, golden u. silbern und farbig, dazwischen die Lichtträger mit Prismen behängt, oder künstl. Blumen um- ....
... wunden. Die werden von den Kindern brennend im Zuge am Christabend in die Kirche getragen u. auf die Brüstung der Emporen u. auf Stän- dern im Chor um die Krippe aufgestellt. Es ist wun- derschön, u. wenn man selbst mit Kindern da ist, wirklich weihnachtlich. Wir selbst hatten eine große Tanne frisch aus dem Wald in der Erkernische des Zimmers, das auf den Park hinaus geht und konnten aus der wuchernden Tannenhecke des Parks so viel kleine Bäume heraussägen wie wir wollten. So hatten die Kinder die Krippe in einem kleinen Tannenwald aufgebaut u. haben in dem Zauber der Weihnachtsstube noch bis nach dem Drei-Königs-Tag geschwelgt. Es ist jetzt auch ein Kamin darin, da saßen sie Abends im Dunkeln. Karl Edward ist unerschöpflich im Märchenerzählen. Die Kinder meiner Nichte, jünger als er, u. eine kleine Bande von Kölner Arbeiterkindern, die unten wohnen, hängen an seinen Lippen. ... Sie können den Brief im angehangenen pdf-Dokument weiterlesen.
"Nun sind die letzten Deutschen aus dem Dorf [Gießmannsdorf], das seine Gründung der heiligen Hedwig war (12. Jahrhundert) vertrieben. Die Kirche, an deren Portal noch im Stein die Spuren der Schwerter zu sehen waren, die von der Mongolenschlacht dort, als an einer heiligen Stätte, geschliffen worden waren, ist zerschossen. Aber wir alle, die wir jetzt - einander unerreichbar - wie Spreu im Winde wahllos durch ganz Deutschland zerstreut sind, tragen das Bild unseres Dorfes unverlierbar in uns, und wo zwei oder drei einander irgendwo begegnen, wissen sie, dass sie zueinander gehören. Und dennoch müssen wir hoffen. Diejenigen von uns, die dem politischen Werdegang unseres Vaterlandes dur[c]h ein halbes Jahrhundert mitwirkend nahe gestanden haben, müssen trotz allem Verkünder der Hoffnung sein. Denn wir wissen, dass es ein dämonischen Zwischenspiel unserer Geschichte war, dem unser Volk unter dem Druck verhängnisvoller Umstände erlegen ist und von dem es genesen wird." (BArch N 1076/1 S.9)
Saalfeld, den 23. III. 45 Körnerstraße 6 Liebe Frau Rickmers Die Absenderin des beiliegen- den Briefes ist meine Gastgeberin hier in Saalfeld, wo mein "Rückzug" aus Gießmannsdorf ein vorläufiges Ende gefunden hat. Ich wüsste ihr niemanden zu nennen, an den sie sich wenden könnte u. dachte, Sie würden vielleicht irgendwelche Beziehungen zum Erziehungsministerium .....
... haben. Ich kenne dort nur von früher her (Reichsschulausschuß) Ministerialrat Bauerschmidt, weiß aber nicht, ob er noch im Amt ist. Er war ja auch der Referent für die Höhren Schulen. Wie mag es Ihnen gehen? Ich bin mit einen zehnjährigen Pflegejungen erst einige Tage im Treck des Gutes ziellos durchs Land gefahren u. dann auf Umwe- gen in schauerlichen Bahnfahrten hierher. Die Haltungslosigkeit der von Angst vor Besitzsorgen getriebenen Menschenmassen ist erschütternd. Ich suche aber noch ... Sie können den Brief im angehangenen pdf-Dokument weiterlesen.
Bamberg Aufseesianum den 20. IX. [1945?] (ich bin hier bis Ende März) Liebe Frau Rickmers Ich wüsste so gern, wie Sie zu der christlich- sozialen Union stehen. Mich besuchten hier zuerst Bamberger Herren u. dann drei Herren der Münchener Kommission, um mich zur Mitarbeit aufzufordern. Ich habe schon vorher die Überzeugung gehabt, dass der Wiederaufbau - auch der politi- sche - unter dem Zeichen der religiösen Er- neuerung stehen muß. In der furchtbaren Gefahr - wenn sie überhaupt bestanden werden kann - in der die ganze Menschheit steht, kommt es vor allem darauf an, daß die religiösen Bindungen wieder als ver- pflichtend erlebt u. anerkannt - gelebt - werden müssen; die Menschen haben sich hemmungs- ...
... los Ihren Zerstörungsmächten anvertraut, für deren Anwendung u. Auswirkung es überhaupt keine Grenze - kein Halt! - mehr gab. Das muß in Kürze dahin führen, dass die Menschen den Erdball ins Weltall zersprengen. Und darum kommt alles darauf an, die Ehrfurcht vor der Schöpfung u. von da her die Wertung des Menschen zu erwecken. Das antike Wort, dass der Mensch dem Men- schen eine res sacra sein sollte, muß die Grundlage sowohl für das Leben der Völker wie für die sozialen Zusammenhänge innerhalb ihrer sein. So halte ich den Zusammenschluß der Träger dieser Kräfte - die allerdings nicht auf die beiden Konfessionen beschränkt werden darf - für sinnvoll. Sehen Sie es auch so an? Manche Formulierungen des Kulturprogramms stoßen mich ein bisschen, z.B. "Kunst u. Wissenschaft auf sittlicher Grundlage" u. dgl. Aber so etwas, was heute formuliert wird, ist ja wohl nicht endgültig Also: werden Sie mir bald einmal schreiben? Mit he[r]zlichen Grüßen Ihre Gertrud Bäumer
Hintergrundinformationen
Hintergrundinformationen
Der von Gertrud Bäumer gewählte Titel ihrer Autobiografie von 1933 „Lebensweg durch eine Zeitenwende“ ist Sinnbild für das Leben einer Frau, die sich durch ihre Vielseitigkeit über unstete Zeiten hinweg behauptete. Diese Galerie soll mittels zeitgenössischer Zeugnisse einen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der Protagonistin bieten. Ihre Tätigkeitsfelder als Frauenrechtlerin, Pädagogin, Essayistin, Politikerin und Schriftstellerin finden dabei Berücksichtigung. Dargestellt wird dies durch eine Auswahl an von Bäumer verfassten Briefen, die ihre unterschiedlichen Lebensstationen und ihre jeweils damit in Verbindung stehenden Funktionen abbilden. Ergänzt werden die zeitgenössischen Schriftstücke durch einzelne Fotos von Gertrud Bäumer sowie wichtiger Weggefährten, darunter Helene Lange, Friedrich Naumann und die ebenfalls in der Frauenbewegung engagierte Marianne Weber (1870-1954), Ehefrau des Soziologen Max Weber und Nachfolgerin Bäumers in der Funktion als Vorsitzende des „Bundes Deutscher Frauenvereine“ (BDF), mit der Bäumer eine enge Freundschaft pflegte. Den Fotos beigefügt sind Zitate Bäumers, die aus ihrem autobiografischen Abriss aus dem Jahr 1946 stammen und entweder inhaltlich mit dem jeweils folgenden Brief korrelieren oder eine emotionale Äußerung in Bezug auf Bäumers Weggefährten enthalten.
Ein Galeriebeitrag von Nicolas Kessler