Nachdem sich Bobby Bare, Jr. zunächst als kreativer Kopf der Bands "Bare, Jr." und "Young Criminals Starvation League" erprobte, ist er seit 2010 auf Solopfaden unterwegs. Man kann den musikalischen Stil, den er dabei vertritt, durchaus als eigenwillig bezeichnen. Der Sänger und Songschreiber lässt sich so leicht in keine Schublade stecken, und das merkt man auch auf seinem neuen Album "Undefeated" ganz deutlich.
Mit elektronisch-verzerrten Klängen gibt "North of Alabama by Mornin'" den Startschuss. Auch der Gesang klingt ein wenig wie durch einen Fleischwolf gedreht, und man fühlt sich ein wenig an die Soloausflüge von Red Hot Chili Peppers Gitarrist John Frusciante erinnert. Leicht abgedreht, leicht psychedelisch angehaucht kommt dieser groovige Opener daher. Irgendwie gut, ist man nach dem ersten Hören geneigt zu sagen, ohne genau zu wissen, warum eigentlich.
Das folgende "If She Cared" ist da schon deutlich zugänglicher. Ein mächtiger Bass und eine eingängige, von Klavier und Acousticgitarre getragene Melodie machen diese Nummer zu einem echten Hinhörer. Bobby Jr. verzichtet diesmal auf irgendwelche Gimmicks und gibt seine Gesangskünste pur zum Besten, und siehe da - das klingt wirklich ganz hervorragend.Eine toller, melancholischer Track, der Lust auf mehr macht.
Mit dem dritten Song "The Big Time" schlägt der experimentierfreudige Sänger und Songschreiber dann aber schon wieder ganz andere Wege ein. Im ersten Moment fühlt man sich sehr an Frank Zappas "Bobby Brown" erinnert, um mal eine Landmarke zur Orientierung anzubieten. Zwar bewegt sich Bobby Jr. hier fernab des Mainstream, schafft es aber trotzdem, dass der Titel im Ohr hängen bleibt. Selbst ein paar Bläser kommen in "The Big Time" zum Zug und tragen so zu einem Sound bei, der irgendwie altbacken klingt, aber dennoch innovativ.
Vielseitig und unberechenbar geht es weiter. "Don't Wanna Know" und "The Elegant Imposter" (großartig!) entspringen erneut der ruhigen und gesitteten Kategorie, bevor der Titeltrack "Undefeated" wieder auf der experimentellen Schiene fährt und durchaus dem Soundtrack eines Quentin Tarantino Films entspringen könnte.
Langweilig wird es auch bei den vier verbleibenden Songs nicht. "My Baby Took My Baby Away" versprüht eine lockere Leichtigkeit, die zum Mitschunkeln animiert, ohne dabei überzogen zu wirken. "Blame Everybody (But Yourself)" greift erneut auf das Klavier und Blasinstrumente zurück und überzeugt durch eine komplexe und einfallsreiche Inszenierung. Auch "As Forever Became Never Again" schlägt in eine ähnliche Sparte, obwohl hier ein wenig der Wiedererkennungswert fehlt. Den Schlusspunkt setzt dann "Don't Stand At the Stove", welches wieder einmal die Vielseitigkeit von Bobby Jr. unter Beweis stellt. Die ersten 40 Sekunden sind so dreckig und rockig, dass sie fast einem Nirvana Song entstammen könnten. Nachdem ein verspieltes Gitarrenriff einsetzt, geht es genauso unkonventionell und unerwartet weiter. Die Gitarren heulen und krachen, die Synthesizer sind bis zum Anschlag aufgedreht, der Gesang wirkt abgedreht und ein bisschen schräg. Irgendwie ein passendes Ende nach 38 Minuten, die kaum abwechslungsreicher hätten sein können.
Fazit: Bobby Jr. ist ganz offensichtlich ein Künstler, dem Konventionen am Allerwertesten vorbei gehen. Gut so! Mit "Undefeated" ist ihm ein vielseitiges, komplexes Album gelungen, welches trotz aller Experimentierfreude einen hohen Unterhaltungswert hat.
Label: Bloodshot (rough trade) | VÖ: 25. April 2014 |
Titelliste
01 | North of Alabama By Morning | 06 | Undefeated |
02 | If She Cared | 07 | My Baby Took My Baby Away |
03 | The Big Time | 08 | Blame Everybody (But Yourself) |
04 | Don't Wanna Know | 09 | As Forever Became Never Again |
05 | The Elegant Imposter | 10 | Don't Stand At The Stove |