Im Krieg verlieren Alle
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Profiteure von Kriegen sind oft die Rüstungskapitalisten.
Profiteure von Kriegen sind oft die Rüstungskapitalisten. © dpa

Törichte setzen dennoch auf Rüstungskeynesianismus.

In der Regierungskunst, so scheint es, bleiben die Leistungen der Menschheit weit hinter dem zurück, was sie auf fast allen anderen Gebieten vollbracht haben“, schreibt die US-amerikanische Historikerin, Barbara Tuchman, in ihrem Buch „Die Torheit der Regierenden.“ Besonders ausgeprägt war dabei die Torheit vor und während der beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert. Dies gilt auch für alle Kriege danach bis zum aktuellen Krieg in der Ukraine und im Gazastreifen. Das Versagen der Herrschaftseliten bringt Millionen Menschen den Tod, Schwerverwundete und wirtschaftliche Verwüstungen. Es werden Kriege geführt, ohne die Völker zu fragen. Das dann ausgelöste Kriegsrecht zerstört jede Demokratie in ihren Grundfesten.

Die Vermögenden, in der Regel gegenüber der Politik mit wirtschaftlicher Macht ausgestattet, sollten hier wissen, dass sie die größten Verlierer nach Kriegen sind. Kriege führen zu einer Verringerung der Ungleichheit beim Einkommen und Vermögen, stellt der französische Verteilungsexperte Thomas Piketty fest.

Profiteure sind aber die Rüstungskapitalisten und diese haben in der Politik Lobbyisten, denen Medien für ihre primitive Propaganda eine öffentliche Bühne bieten. Ökonomiestudierende höheren Semesters wissen, dass staatliche Rüstungsausgaben, im Gegensatz zu zivilen Ausgaben, eine nicht-reproduktive und geringere multiplikative Wirkung aufs Volkseinkommen auslösen und damit im Folgenden weniger absolute Verteilungsmasse implizieren. Verteilungskonflikte sind so vorprogrammiert.

Trotzdem setzen törichte Regierende und ihre Claqueure auf einen Rüstungskeynesianismus. Da dieser über staatliche Schulden (siehe das sogenannte „Sondervermögen“ im Grundgesetz) und nicht über Steuererhöhungen bei den Reichen finanziert wird, droht am Ende eines Krieges dem Verlierer regelmäßig ein Staatsbankrott.

Aber auch der „Gewinner“ verliert. Nicht nur durch seine zu beklagenden Toten, sondern auch durch hohe ökonomische Verluste an knappen Ressourcen, Umweltzerstörungen und weniger Wohlfahrtsgewinne. So verlieren am bitteren Ende Alle. „Warum agieren die Inhaber hoher Ämter so oft in einer Weise, die der Vernunft und dem aufgeklärten Eigeninteresse zuwiderläuft“, fragt Barbara Tuchman. Eine Antwort weiß sie nicht – vielleicht ist eine direkte Volksdemokratie die Lösung. Wir sollten darüber diskutieren.

Der Autor ist emeritierter Wirtschaftsprofessor.

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