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Helmut Kohls Ehefrau bricht ihr Schweigen

„Und es ist ein Wunder, dass es ihm heute so viel besser geht“: Maike Kohl-Richter erzählt in der „Welt am Sonntag“ von ihrem Leben mit Altkanzler Helmut Kohl „Und es ist ein Wunder, dass es ihm heute so viel besser geht“: Maike Kohl-Richter erzählt in der „Welt am Sonntag“ von ihrem Leben mit Altkanzler Helmut Kohl
„Und es ist ein Wunder, dass es ihm heute so viel besser geht“: Maike Kohl-Richter erzählt in der „Welt am Sonntag“ von ihrem Leben mit Altkanzler Helmut Kohl
Quelle: picture-alliance / dpa
In ihrem ersten Interview kritisiert Maike Kohl-Richter, Ehefrau von Altkanzler Helmut Kohl, die CDU wegen der Spendenaffäre. Und sie erzählt vom „Wunder“, dass ihr Mann seinen Sturz 2008 überlebte.

Maike Kohl-Richter, Ehefrau von Altkanzler Helmut Kohl (CDU), hat in ihrem ersten Interview überhaupt ihr jahrelanges Schweigen gebrochen. Mit der „Welt am Sonntag“ sprach sie exklusiv über ihr Leben mit dem Kanzler der Einheit und Ehrenbürger Europas. Zur CDU-Spendenaffäre 1999 sagte sie: „Der Umgang mit meinem Mann war gemessen an dem Fehler, den er gemacht hat, unverhältnismäßig und falsch.“ Kohl-Richter betonte: „Die Geschichte der Parteifinanzen war stets eine Geschichte der Rechtsunklarheit, und hier war wohl keine Partei besser als die andere.“

Die CDU „hat aus ihrem Verhalten selbst am meisten Schaden genommen, weil jeder, der die Fakten wägt, weiß, dass es Unrecht war“, sagte Kohl-Richter. „Man hätte Helmut Kohl besser in der Mitte der Partei gelassen, aber es ist nun einmal passiert. Das muss jeder mit sich selber ausmachen.“

Ihr Mann habe ihr einmal gesagt, „als wir über die Spendenaffäre sprachen: ,Die war sehr deutsch, sehr deutsch in dem, wie einer verfolgt wird. Es war blanke Rache. Es kommt gar nicht darauf an, was einer gemacht hat, sondern wie es dargestellt wird.‘“

„Für uns ist das Glas mindestens halb voll“

In dem „Welt am Sonntag“-Interview gibt Maike Kohl-Richter auch tiefe Einblicke in ihr privates Leben mit dem Altkanzler – und erzählt von der Zeit nach dessen schwerem Sturz im Jahr 2008. „Mein Mann hatte ein sehr schweres Schädel-Hirn-Trauma, ausgelöst durch einen Sturz auf der Kellertreppe hier im Haus. Es bleibt ein Wunder, dass er es überlebt hat. Und es ist ein Wunder, dass es ihm heute so viel besser geht.“

„Unser Tag ist jeden Tag eine Herausforderung“, erzählte die Frau des Altkanzlers. „Aber das Wichtigste ist, dass mein Mann noch da ist, dass er auch geistig voll da ist, dass wir das Leben teilen können. ... Für uns ist das Glas mindestens halb voll, nicht halb leer.“

An der Seite ihres Mannes habe sie gelernt, „mit der ständigen Sorge um ihn zu leben. Das hat sich bis heute nicht geändert. Sie gewöhnen sich nie daran, aber Sie dramatisieren nicht gleich alles, Sie bewahren einen klaren Kopf.“ Der Unfall habe das Paar „mittendrin“ getroffen, „mitten in den Planungen für unser gemeinsames Leben. Wir suchten eine Wohnung in Berlin, wir wollten ein gemeinsames Zuhause.“

Zugleich betonte Kohl-Richter, dass es „neben den dunklen Stunden in der Rehaphase“ immer auch „helle, lichte Momente“ gab. Mein Mann und ich haben ganze Nächte durchgesprochen. Ich habe immer wieder gemerkt, dass meinem Mann ganz vieles durch den Kopf ging, als er so da lag.“ Das Eheversprechen der beiden sei eine „bewusste Entscheidung“ gewesen. „Es war bei allem Unglück eine wirklich schöne, glückliche Hochzeit“, sagte Kohl-Richter mit Blick auf die Trauung, die in der Rehaklinik stattfand.

„Ich war kein Groupie von Helmut Kohl“

Kohl-Richter räumte auch mit den Gerüchten auf, sie sei früh eine Verehrerin ihres späteren Mannes gewesen: „Ich war kein Groupie von Helmut Kohl, wobei das auch keine Schande wäre. Ich stand unter Groupie-Verdacht, aber ich hatte eine politische Agenda. Bevor es die menschliche Annäherung gab, gab es die Sympathie für die Politik und natürlich vor allem für seine Politik.“

Über ihre Beziehung mit dem langjährigen Bundeskanzler sagte Kohl-Richter: „Wenn Sie einen Menschen lieben, dann bedeutet das auch Verantwortung, und dann ist das Erste, das Sie tun, nicht, dass Sie sein Leben umkrempeln, um sich Platz zu verschaffen.“ Helmut Kohl und sie hätten anfangs noch gar nicht gewusst, „was aus uns am Ende wird ... Die Umstände waren nicht einfach, und sie waren auch eher gegen uns. Ich bin in dieses Leben mit ganz viel Zurückhaltung gegangen. Ich weiß gar nicht, ob das so richtig war, wir haben dadurch auch Zeit verloren.“

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Die Reaktion auf ihre Beziehung im Umfeld Helmut Kohls sei zwiegespalten ausgefallen: „Die einen, und das ist die ganz überwiegende Mehrheit seiner Freunde und Weggefährten, haben sich gefreut. Gefreut darüber, dass Helmut Kohl nicht mehr allein war und wieder eine Frau an seiner Seite hatte. Und bei den anderen löste meine bloße Existenz Ängste aus, dass ich ihnen etwas wegnehmen könnte, auf das sie glaubten, einen Anspruch zu haben.“

Rückblickend sagt Kohl-Richter: „Natürlich wollte ich schon auch etwas Eigenes mit meinem Mann aufbauen. Sie verlieren irgendwann ja ein Stück weit Ihre Identität, wenn Sie in einem Haus mit einem gelebten Leben leben, das nicht das Ihre ist.“ Darüber seien ihr Mann und sie sich „vollkommen einig“ gewesen. „Deshalb hatten wir auch Pläne für Berlin, die wir durch den Unfall aber nicht verwirklichen konnten.“

Das vollständige Exklusiv-Interview mit Maike Kohl-Richter lesen Sie heute in der „Welt am Sonntag“.

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