München/Interview: Hans Stadlbauer im Gespräch mit Hallo München
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„Ich hoffe, ich vertrete den Joseph würdig“

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155155fc-0458-4110-b0b6-c252fb811582.jpg © Joerg Genius

Für seine Bühnen-Premiere in der Komödie hat er sich keine leichte Aufgabe ausgesucht: Der 74-Jährige übernimmt für seinen verstorbenen Kollegen Hannesschläger. Wie das als weltoffener Bayer geht und warum dahoam dahoam bleibt, selbst wenn Hollywood anruft…

Herr Stadlbauer, würden Sie Ihre Figur als ausländerfeindlich bezeichnen? 

Franz Maisacher stört sich an der Hautfarbe seines neuen Angestellten, regt sich schon allein über den Namen auf: „Alpha Kitenge – ist das eine Automarke?“ Aber „ausländerfeindlich“ ist zu pauschal. Das ist er zu 75 Prozent. Nicht zu 100 Prozent. Übrigens: Nicht der Stadlbauer, ge. Sondern der Maisacher.

Schauspieler darf man nicht mit der Rolle verwechseln. 

Ich selbst fühle mich als Weltbürger. Auf Reisen habe ich gemerkt: Man kann auch was anderes lieb haben außer Bayern. Lass es Kreta sein. Meine Frau geht shoppen, ich sag ihr: Du, in die Kneipe setz ich mich rein. Das endet immer so, dass ich mit ein paar einen Hoagascht mach.

Wie fühlt es sich dann an, jemanden „Neger“ oder „Bimbo“ zu nennen – auch in der Rolle? 

Am Anfang hab ich mir dacht: Des ist so brutal, das bring ich nicht über die Lippen. Man muss als Schauspieler komplett in die Rolle einsteigen, um so etwas überhaupt sagen zu können. 

Gehören die Begriffe überhaupt auf die Bühne? 

Maisacher muss am Anfang so brutal sein. Damit der Umbruch später umso größer wird – er versöhnt sich dann mit Alpha Kitenge, sie wollen die Metzgerei gemeinsam retten. Die Rolle ist interessant, weil man den Umbruch von Rassismus zum Akzeptieren des Anderen zeigen kann.

Für das Stück wurden Sie nach dem Tod von Joseph Hannesschläger engagiert. Eigentlich hätte er die Rolle gespielt. 

Ich hoffe, ich vertrete den Joseph würdig. Dass er mein Spiel, wenn er es aus vom bayerischen Himmel sieht, gut findet und akzeptiert. Wir haben uns bei „Forsthaus Falkenau“ kennengelernt und jahrelang zusammengearbeitet. Zwei, drei Wochen vor seinem Tod haben wir lange telefoniert. Aber wir haben beide vermieden, über seine Krankheit zu reden. Wir haben nur über gemeinsame Erlebnisse im Beruf gesprochen. Wir haben gelacht, das war gut.

Wie war es für Sie, die Rolle zu übernehmen? 

Am Anfang war es schwer. Aber wenn ich das Kostüm anhabe, gibt es nur noch die Szene, die Kollegen und das Publikum. Alles andere blende ich aus. Einmal habe ich Theater gespielt, da ist um 17 Uhr meine Mutter gestorben, um 20 Uhr musste ich auf der Bühne ein unterhaltendes, bayerisches Volksstück spielen.

Wie ist es für Sie, vor allem für Rollen bekannt zu sein, die in Bayern verankert sind? 

Ich möchte nicht ein Schauspieler sein, der farblos ist, weil er,… Nein, anders: Ich bin ständig im Kampf mit Regisseuren, die sagen: Hans, bissl weniger Bairisch. Aber wieso? Ich bin einer, der bestrebt ist, den bairischen Dialekt auf die Stufe zu heben, wo er hingehört. Da gibt es ja auch einen Witz: Der Herrgott fliegt über Deutschland und verteilt Dialekte. Sächsisch, Schwäbisch, Hessisch und so weiter. Am Tegernsee sitzt ein Hirte auf der Wiese und ruft: Herrgott, wie soll denn i reden? Sagt der Herrgott: Ja, mei, red oafach so wia i. Wenn meine Sprache nicht zur Figur passt, dann braucht man mich gar nicht anrufen.

Nicht mal, wenn Hollywood anruft? 

Hab ich ja gehabt! Einmal reicht. Ich war dabei! Auch wenn ich schnell heim fliegen musste.

Wie das? 

Den Film „Out of Rosenheim“ haben wir in den USA gedreht. Ich hatte aber keine Arbeitsgenehmigung. Der Sheriff kam: „In zwei Tagen ist er weg!“ Also wurde das Drehbuch umgeschrieben und ich bin nach vier Tagen im Flieger gesessen. Trotzdem hat es mich gefreut, dass ich dabei sein konnte. Nachher hätte es sich noch ein, zwei Mal ergeben, aber ich konnte hier nicht alles hinter mir lassen. Ich hab ja das Forsthaus gehabt. 

Und später „Dahoam is Dahoam“. 

Ferdinand Schmidt-Modrow, der den jungen Pfarrer gespielt hat, ist leider tragisch verstorben. Die Produktion hat mich angerufen, und vielleicht komme ich zurück. Alles mit einem Fragezeichen aber.

Haben Sie die Serie immer verfolgt? 

Na, ich schau von mir nix an.

Warum? 

Weil ich mich nicht gut finde (lacht).

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ZUR PERSON 

„München ist für mich die einzige lebenswerte Stadt der Welt“, sagt Hans Stadlbauer. 1945 ebenda geboren, lebt er heute mit seiner Frau, der Schauspielerin Marianne Rappenglück, in Thalkirchen. 

„Ich bin ein Naturmensch geworden. Die Isar ist fünf Minuten weg, der Wald zehn“. Mit seinem Hund, der „Prinzessin Peppi“, ist er dort unterwegs. An Ruhestand denkt der Schauspieler trotzdem nicht: „Es gibt ja diese Schubladen: „Der junge Liebhaber, der Professor. Ich bin in der Schublade, gegen die ich mich lange gewehrt hab: Jetzt bin ich der Alte. Und als solcher möchte ich noch einige Rolle spielen“.

Bekannt geworden ist Stadlbauer als Mitglied des Chiemgauer Volkstheaters. Darüber hinaus hat er in unzähligen Filmen und TV-Serien mitgewirkt – unter anderem in „Forsthaus Falkenau“ und „Dahoam is Dahoam“.

Interview von SEBASTIAN OBERMEIR

Haben wir ihr Interesse geweckt? Mehr exklusive Interviews gibt es in unserer Übersicht.

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