Precious - Das Leben ist kostbar - VISION KINO FilmTipp : VISION KINO
Filmplakat zu "Precious - Das Leben ist kostbar"

Precious - Das Leben ist kostbar

USA, 2009

Ein schonungsloses und dennoch feinfühlig erzähltes Sozialdrama ohne voyeuristische Elendsbilder, das durch filmische Virtuosität und kraftvolle schauspielerische Darstellungen überzeugt. Es lohnt sich, den Hintergrund der afroamerikanischen Unterschichtscinderella näher zu betrachten, um über gesellschaftsgeschichtliche und aktuelle soziopolitische Bezüge nachzudenken, die in ihren Kernproblemen nicht nur die Vereinigten Staaten von Amerika betreffen.

Originaltitel

Precious - Das Leben ist kostbar

Genre

Literaturverfilmung, Drama

Klassenstufe

ab 11. Klasse

Altersempfehlung

ab 16 Jahre

Unterrichtsfächer

Religion, Ethik, Deutsch, Englisch

Themen

Biografie, Gewalt/sexualisierte Gewalt, Erwachsenwerden, Menschenwürde, Vorurteile, Individuum (und Gesellschaft), Widerstand, Familie, Frauen, Aids, Menschen mit Behinderung, Gender/Geschlechterrollen

Kinostart

25.03.2010

Inhalt


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Am Leben von Claireece Jones, genannt Precious, scheint überhaupt nichts "wertvoll" zu sein: die 16-jährige Schwarze wiegt annähernd 190kg, lebt in Harlem, wurde vom eigenen Vater vergewaltigt, mit HIV infiziert und zweimal geschwängert, das erste Kind ist behindert. Die Mutter misshandelt und verachtet sie und lässt sie nur bei sich leben, um Geld von der Wohlfahrt zu kassieren; lesen und schreiben kann Precious trotz Schulbesuchs nicht. Doch die junge Frau, deren einzige Zuflucht Tagträume zu sein scheinen, findet unbeirrbar die Kraft, sich aus diesem Leben zu befreien. Sie lernt in einer Spezialklasse die junge Lehrerin Miss Rain kennen. Zusammen mit der Sozialarbeiterin Mrs. Weiss unterstützt diese sie darin, ihr Schicksal endlich in die eigene Hand zu nehmen – weg von der häuslichen Gewalt, hin zu einem erfüllten, glücklicheren Leben. Am Ende erscheint ihr Rufname passend, sie erkennt, dass sie wirklich "liebenswert" ist.

Umsetzung


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Die Autorin Sapphire verarbeitete ihre Erfahrungen als Lehrerin in Harlem und der Bronx in ihrem 1996 erschienenen und 1987 angesiedelten Romandebüt "Push", das Lee Daniels in einen kraftvollen Film umzusetzen verstand. Die im Ablauf als konventionelle Cinderella-Story angelegte Geschichte erhebt sich zum einen durch filmische Mittel, zum anderen durch eine geschickte Dramaturgie und hervorragende schauspielerische Leistungen über das Gros der üblichen Schwarzen- und Unterschichtsdarstellungen Hollywoods. Die Schmerzen von Precious drücken sich aus in der Kameraführung, in Jump-Cuts, asymetrischen Zooms, der Verwendung von Zeitlupe und dem Aufblitzen von scheinbar unwichtigen Details, gezeigt aus dem Blickwinkel der jungen Frau. Daneben wird Precious’ Traumwelt üppig und humoristisch in Szene gesetzt – in Momenten größter Erniedrigung erlebt sie sich als Model, Rockstar, schlanke weiße Frau oder als Heldin eines spät-neorealistischen Vittorio de Sica Films, den sie mit ihrer Mutter im Fernsehen anschaut. Die Armseligkeit des Milieus und die körperlichen Unzulänglichkeiten der Protagonisten werden weder tragisch ernst zelebriert noch der Lächerlichkeit preisgegeben; die Balance zwischen Schmerz und Hoffnung sorgt für Tiefgang und Leichtigkeit in gleichem Maße. Deswegen schaut man gerne hin ohne nur oberflächlich oder voyeuristisch fasziniert zu sein.

Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit


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Der u. a. von Oprah Winfrey produzierte Film sorgte in den USA für Kontroversen. Die Frage, ob das Leben in der sozialen (schwarzen) Unterschicht authentisch dargestellt wird oder ob vielmehr Vorurteile bestätigt werden, sollte auch mit Schüler/innen diskutiert werden. Ebenfalls interessant ist es, wie Menschen trotz schlechter sozialer Bedingungen Selbstbewusstsein entwickeln oder eben nicht entwickeln können. Dabei sind die Charakteranalyse von Precious und ihrer dysfunktionalen Mutter Mary eine Möglichkeit der Herangehensweise. Alternativ oder komplementär dazu können Ausschnitte des Romans mit der filmischen Umsetzung verglichen werden. Filmanalytisch sind die Darstellungen der Real- und der Traumebene untersuchenswert (Kamera, Schnitt, Farbgestaltung, Musik). Die Darstellung von Schwarzen im Film (von "Vom Winde verweht" bis zu "Leroy") oder die Darstellung unterschiedlicher sozialer Milieus sind ebenfalls Sujets, die sich z.B. für Referate eignen.

Veranstaltungen


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Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.

Autor*in: Dr. Martin Ganguly, 28.01.2010, letzte Aktualisierung: 28.04.2020

Regie

Lee Daniels

Buch

Geoffrey Fletcher, basierend auf dem Buch "Push" von Sapphire

Darsteller*innen

Gabourey Sidibe, Mo'Nique, Paula Patton, Mariah Carey, Sherri Shepherd, Lenny Kravitz, Stephanie Andujar, Chyna Layne, Amina Robinson, Xosha Roquemore, u.a.

Länge

109 Min

Sprachfassung

deutsche Synchronfassung; amerikanische Originalfassung mit deutschen Untertiteln

Format

35mm

FSK

ab 12 Jahre

Verleih

Prokino

Festivals

Sundance Film Festival (Audience Award Dramatic, Grand Jury Price Dramatic, Special Jury Prize Dramatic), Chicago Film Festival (Publikumspreis), Golden Globes (Beste Nebendarstellerin), u.v.m.

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