Dunkle Vergangenheit: Frühere Schokoladenfabrik ist ein Lost Place
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Dunkle Vergangenheit: Frühere Schokoladenfabrik ist ein Lost Place

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Die Schokoladenfabrik Lammert in Rehme in Bad Oeynhausen ist ein Lost Place mit dunkler Vergangenheit.
Schokoladenfabrik Bad Oeynhausen ist ein Lost Place mit viel Geschichte. © Bad Oeynhausen/ Volker Ulrich-Müller

Die Fabrik Lammert in Bad Oeynhausen stellte früher Süßwaren und Schokolade her. Doch das verlassene Gebäude hat auch eine bittere Vergangenheit.

Hamm - Lost Places haben eine magische Anziehungskraft für viele Menschen. Sp auch die Schokoladenfabrik in Bad Oeynhausen (NRW). Das mysteriöse Gebäude bereitete den Einwohnern einst Freude mit Süßigkeiten – doch während der NS-Zeit durchlief die Fabrik ein dunkles Kapitel.

Schokoladenfabrik und Zwangsarbeit - die Geschichte des verlassenen Gebäudes

Das Gebäude am Alten Rehmer Weg in Bad Oeynhausen im Kreis Minden-Lübbecke inspiriert heutzutage urbane Legenden und Gruselgeschichten. In einem Gespräch mit dem WDR berichtet ein Einwohner, wie er in seiner Jugend mit Freunden Mutproben in den leeren Hallen der Fabrik durchzog. Das Ambiente für einen Horrorfilm soll zumindest stimmen. Metertiefe Löcher in dunklen, heruntergekommenen Kellern stellen eine Gefahr für Lost-Place-Touristen dar. An einer Wand soll sogar in Graffiti „Hier liegen die toten Kinder“ stehen.

Dabei begann die Geschichte des Gruselgebäudes ganz harmlos – als „Westfälische Brot- und Pumpernickelfabrik“ auf dem Grundstück eines Alfred Lammert. 1919 übernahm dieser die Fabrik auch, und 1923 wandte sich die Einrichtung dem Schokoladengeschäft zu. Die nächsten Jahre stellte die Fabrik Süßwaren her. Doch ein Unternehmerwechsel in den späten 30er Jahren bezeichnete eine dramatische Funktionsänderung.

Fritz-Todt-Organisation nutzt die Fabrik für Kriegszwecke

1939 übernahm ein Unternehmer namens Ferdinand Venema das Ruder. Venema war, wie es zu der Zeit bereits üblich war, Mitglied der NSDAP. Als sich der Zweite Weltkrieg dem Ende zuneigte, wurde das Fabrikgebäude von der paramilitärischen Fritz-Todt-Organisation genutzt. Die Organisation war eine Bautruppe, die bei ihren Operationen auch Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge einsetzte. Nach Recherche der Neuen Westfälischen soll die Fabrik auch als Lager für Zwangsarbeiter gedient haben.

Erst 1948 wurden Räumungen der im Krieg erlittenen Bombenschäden in Auftrag gegeben. Bis 1955 wurde in der Firma noch Schokolade produziert, bis sie dann den großen Unternehmen weichen musste. Nach dem Krieg nutzten britische Besatzer das Gelände des Gebäudes als Deponie für Möbel. Heute findet das Fabrikgebäude in keiner Form mehr Nutzung. Zwar hat der Architekt Henning Bökamp zwischendurch das Gebäude erworben und es eine Zeit lang als Event-Location genutzt, verkaufte sie aber wieder 2023.

Von der umfangreichen Geschichte des Gebäudes zeugen heute nur noch die leeren Hallen und zahlreiche Graffiti, die Jugendliche seit Jahren an die Wände sprühen. Das Gebäude bleibt beliebt bei Fans von Lost Places und mysteriösen, zuweilen auch unheimlichen Orten.

In Dortmund liegt derweil im Untergrund vor der Westfalenhalle ein altes Hotel verborgen. Die Lost-Place-Szene ist fasziniert vom früheren Bunker an der B1.

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