Dickey Betts ist tot: Trauer um den Gitarristen der Allman Brothers
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Der Saiten-Revolutionär: Gitarrist Dickey Betts prägte den Sound der Allman Brothers Band

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Gitarrist Dickey Betts bei einem Konzert im Jahr 2009.
Sein bis dato unerhörter Gitarrensound veränderte die Rockmusik: Dickey Betts (1943-2023). © imago stock

Die Allman Brothers Band prägte den Southern Rock – und wurde damit weltberühmt. Jetzt ist Gründungsgitarrist Dickey Betts im Alter von 80 Jahren gestorben. Unser Nachruf.

Dickey Betts war der Archetyp des knorrigen Südstaatenrockers. So sehr, dass Regisseur Cameron Crowe einen Hauptcharakter in „Almost famous“, seiner cineastischen Hommage an die Goldene Ära des Rock aus dem Jahr 2000, nach seinem Vorbild formte. Der von Billy Crudup gespielte Russell Hammond – ein einerseits ruhiger, liebenswerter und hochbegabter Gitarrist mit andererseits ständig glimmender Rauflust und Hang zum Abgrund – ist auch optisch an den Mitbegründer der Allman Brothers Band angelegt: Schnauzbart, kinnlanges Haar und immer eine Gibson Les Paul in Reichweite. Nun ist die ikonische Südstaatenlegende im Alter von 80 Jahren gestorben. Sein Leben böte Material für gut ein Dutzend Filme – mit großartiger Filmmusik natürlich.

Dickey Betts galt als einer der größten Gitarristen aller Zeiten

Sie könnte von der Tedeschi Trucks Band stammen, beispielsweise. Von Marcus King, Blackberry Smoke, den Black Crowes, Gov’t Mule, Leif de Leeuw oder von den vielen Bands, an denen seine Kinder oder die seiner Bandkollegen beteiligt sind. Ihre Musik ist undenkbar ohne Forrest Richard „Dickey“ Betts’ Wirken und seine revolutionäre Verwendung der Gitarre im Bandgefüge. Für seinen Beitrag zur Rockgeschichte wurde er in die Liste der 100 größten Gitarristen aller Zeiten des „Rolling Stone“ aufgenommen. 

Im Jahr 1969 gründete Dickey Betts die Allman Brothers Band

Natürlich ist sein Verdienst unmittelbar mit der Geschichte der Allman Brothers verbunden, die er 1969 mit Duane und Gregg Allman aus der Taufe hob. Mit dem 1971 tödlich verunglückten Slide-Virtuosen Duane setzte der mit Blues, Bluegrass und Country aufgewachsene Gitarrist seine Vision von gleichberechtigten Lead-Gitarren um, deren zweistimmiges Wirken den Stücken mindestens so viel Struktur gibt wie ein gesungener Refrain. Dieser bis dato unerhörte Sound veränderte die Rock-Welt. 

Es ist bezeichnend, dass der reizvolle Clash aus beseeltem Blues und akkurater Bluegrass-Harmonik auf Rock-Basis zum ersten Mal publikumswirksam auf einem Live-Album zu hören war: „Live at the Fillmore East“ (1971) ist Zeugnis der überragenden Fähigkeiten aller Beteiligten. Die Allman Brothers Band, vor allem aber Allman und Betts, brauchten für ihre Vision von Musik nicht das Fangnetz einer Mehrspur-Studioaufnahme. Zudem setzten sie auf genreübergreifende, stilistische und kulturelle Vielfalt – anders als so manche Genre-Kollegen, die auf Ausgrenzung und Südstaatentümelei setzten. 

Auf das Konto des 1943 in Florida geborenen Betts ging außerdem der Country-Anteil im Allman-Sound, zu dem auch Jazz und Wandel durch Improvisation gehören – ebenso der warmherzige Southern-Soul-Einschlag seiner Kompositionen. Als er nach dem Tod seines kongenialen Partners als alleiniger Gitarrist und zweiter Sänger die Band prägte, entstanden seine größten Songs: etwa das Instrumental „Jessica“, gewidmet seiner Tochter, und der größte kommerzielle Erfolg der Allman Brothers, „Ramblin’ Man“. Der darin beschriebene rastlose Wanderer trägt zweifellos autobiografische Züge: Betts war fünfmal verheiratet und hinterlässt vier Kinder. Darunter ist sein Sohn Duane, der ihn als Gitarrist bei seinen Solo-Projekten unterstützte, nachdem er wegen anhaltender Alkoholprobleme aus der Band geflogen war. Ein filmreifes Leben, wie gesagt, das nun versöhnlich, erfüllt und im Kreis seiner Familie endete.

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