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Ellwanger Jahrbuch: Erste Bände digitalisiert

Die Sammlung heimat- und ortsgeschichtlicher Aufsätze und Nachrichten wurde vom Geschichts- und Altertumsverein Ellwangen erstmals 1910 herausgegeben. Seit Band 16 (1954/55) erscheint das Jahrbuch im Abstand von zwei Jahren. Den inhaltlichen Schwerpunkt bildet die Erforschung der Geschichte der Benediktinerabtei und der Fürstpropstei Ellwangen, ergänzt um Beiträge zur Alltagsgeschichte sowie Vereinsnachrichten, Buchrezensionen und eine Ortschronik.

Das Stadtarchiv Ellwangen digitalisiert die alten Jahrbücher schrittweise und stellt sie online bereit. Den Anfang machen die Bände 1 bis 4:

Ellwanger Jahrbuch Bd. 1 (1910)

Stadtarchiv übernimmt Vorlass des TSV Ellwangen

Ende September wurden dem Stadtarchiv drei Wäschekörbe mit Unterlagen aus dem Besitz des traditionsreichen TSV 1846 Ellwangen übergeben, der heuer sein 175-jähriges Bestehen feierte. Herzstück des Konvoluts sind die beiden enthaltenen Protokollbände des Vereinsvorstands von 1936-1949, einige Aktenstücke aus dem Gründungsjahr 1846 sowie Organisationsakten zu hochrangigen Sportveranstaltungen in den 1950er und 1960er Jahren. Anfang 1989 war dem (damals noch ehrenamtlich geführten) Stadtarchiv bereits eine ähnliche Menge TSV-Schriftgut überlassen worden, in dem sich weitere Vereinsprotokolle befanden. In den frühen 1990er Jahren wurde ein knappes Repertorium erstellt und die Unterlagen in einem Außendepot eingelagert.

Turngemeinde Ellwangen Protokollband
Protokoll der Turngemeinde Ellwangen, 1851-54

Beide Konvolute wurden bei der jüngst erfolgten Verzeichnung zusammengeführt. Die Vereinsprotokolle decken nun die Zeit zwischen 1851 und 1967 ab – wenn auch mit signifikanten Lücken (vor 1851, 1858-1865 sowie 1903-1913). Es ist zu hoffen, dass der eine oder andere Fehlband irgendwann noch zum Vorschein kommen wird. Die Unterlagen und Objekte im Umfang von rund 2,5 Regalmetern wurden entmetallisiert, archivgerecht verpackt und im Hauptmagazin im Rathaus untergebracht. Der Vorlass ist unter der Bestandssignatur “N7” komplett verzeichnet und benutzbar.

http://ostalbum.hypotheses.org/files/2021/10/Findbuch-N7-Vorlass-TSV-Ellwangen-6.pdf

Kinder-Kompanie, 1915

Fundstück: Kinder-Kompanie mit Tross. Ein Dokument des Zeitgeists, 1915

Ein Ellwanger Bürger schenkte dem Stadtarchiv kürzlich diese Fotografie, die ausweislich einer Notiz auf der Rückseite aus dem Jahr 1915 stammt. Die 52 abgebildeten Kinder sind als Soldaten und Tross ausstaffiert. Auch eine von zwei Ziegen gezogene Feldküche fehlt nicht. Die Mädchen posieren als Krankenschwestern mit einem “Verwundeten” auf einem Leiterwagen. Die behelmte Person im Vordergrund ist deutlich älter und könnte ein junger Lehrer sein. Entstanden ist die Szene vor der Gartenmauer des Palais Adelmann, ansonsten ist über das Foto leider nichts bekannt. Hinweise nimmt das Stadtarchiv Ellwangen gerne entgegen.

Fundstück: “Strom-Lieferungs-Vertrag”, 1911

Am 30. Oktober 1911 setzten die Mitglieder des Ellwanger Gemeinderats ihre Unterschriften unter den Stromliefervertrag mit der Bergmann-Elektricitäts-Unternehmungen A.-G. Berlin und läuteten damit eine neue Ära für die Stadt ein. Der Vertrag wurde auf 25 Jahre geschlossen. Im November 1911 begann der Bau des Dampfkraftwerks im Norden der Stadt. Finanzielle Schwierigkeiten der BEU und ein Jagst-Hochwasser, das die gesamte Baustelle unter Wasser setzte, verzögerten das Bauprojekt nur geringfügig. Am 31. Oktober 1912 wurden die beiden Dampfkessel abgenommen und die Anlage ging in den Probebetrieb. Erster Kunde in Ellwangen war die Ipf- und Jagst-Zeitung, die ab dem 20. November 1912 mit elektrischer Energie beliefert wurde.

Stromliefervertrag, 1911

Ein weiteres Jahr später, am 2. Oktober 1913, wurde die Ueberlandwerk Jagstkreis Aktiengesellschaft (UJAG) gegründet, deren Versorgungsgebiet unter anderem Aalen, Crailsheim, Nördlingen und Schwäbisch Gmünd umfasste.

Quellen: Überlandwerk Jagstkreis AG (Hg.): 50 Jahre UJAG 1913-1969; StadtA Ellwangen C30/1850.

Drei Archivalien kehren ins Stadtarchiv Ellwangen zurück

Vor kurzem wurden dem Stadtarchiv Ellwangen über einen Mittelsmann drei Archivalien aus dem 15. und 16. Jahrhundert zurückgegeben. Der “Entleiher” war zwischenzeitlich verstorben und die Nachkommen – denen ausdrücklich zu danken ist – spielten die wiederentdeckten Archivalien an die Stadt zurück. Die drei Stücke konnten dem Spitalarchiv zugeordnet werden und haben die Zeit außerhalb des Stadtarchivs unbeschadet überstanden. Es handelt sich um das Salbuch des Spitals von 1492 und zwei in spätmittelalterliche Pergamenturkunden eingenähte Notizbücher des Spitalmeisters von 1510 bzw. 1577-83.

Das Salbuch wurde inzwischen digitalisiert und steht unter “Bestand SP” zur Einsicht bereit.

Salbuch des Spitals zum Hl. Geist, Ellwangen, 1492
Salbuch des Spitals zum Hl. Geist, Ellwangen, 1492

Banalität des Bösen? Ein Fundstück

Aus Dankbarkeit, künftig eine SS-Garnison in der Stadt beherbergen zu dürfen, hatte der Ellwanger Gemeinderat am 23. März 1934 beschlossen, Heinrich Himmler anlässlich seines Truppenbesuchs die Ehrenbürgerwürde der Stadt zu verleihen. Bürgermeister Adolf Koelle und die Seinigen hielten fortan sporadischen Kontakt zu ihrem Parteigenossen aus Hitlers innerstem Zirkel. Da kleine Geschenke bekanntlich die Freundschaft erhalten, versäumte man es nicht, Himmler zu verschiedenen Anlässen Aufmerksamkeiten zu überreichen. Im vorliegenden Dokument vom 15. November 1943 lässt sich Himmler für eine Kiste Äpfel bedanken. Das Ehrenbürgerrecht der Stadt Ellwangen wurde Himmler am 12. April 1946 posthum aberkannt.

Dankschreiben Himmler 1943-11-15

StadtA Ellwangen C30/1185 (vorläufige Signatur)

Zur Geschichte des Stadtarchivs Ellwangen

Das Stadtarchiv Ellwangen ist ein Produkt behördlichen “Drucks von oben”: Nach wiederholten Aufforderungen der Aufsichtsbehörde, die umfangreichen Altaktenbestände auszulichten und aufzunehmen beschloss der Ellwanger Gemeinderat im November 1937 die Neuordnung der vernachlässigten Altregistratur und eine umfangreiche Aktenaussonderung. Es existierte damals weder ein Aktenverzeichnis noch ein Aktenplan. Die Ordnungsarbeiten sollte der im Juli 1938 zum ehrenamtlichen Archivpfleger bestellte Gymnasiallehrer StR Franz Haug vornehmen. Zeitgleich führte die Stadt die Begriffe „Stadtarchiv“ und „Stadtarchivar“ ein. Ein Findhilfsmittel ist aus der Zeit Haugs, der 1945 an einem Herzleiden starb, nicht überliefert. OStR Prof. Josef Hohnerlein führte die Arbeit seines Vorgängers fort und nahm den gesamten verbliebenen Altaktenbestand binnen eines Jahres auf. 1951 legte er das erste Findbuch des Stadtarchivs vor: Das sogenannte „Hohnerlein’sche Repertorium“ wurde bis in die jüngste Zeit benutzt und diente als Grundlage für die in den Jahren 2017/18 erfolgte Neuverzeichnung.

Hohnerleinsches Repertorium
Repertorium von J. Hohnerlein, 1951

Zu Beginn der 1930er Jahre lagerten die alten städtischen Registraturbestände ungeordnet auf der Rathausbühne und teilten damit das Schicksal vieler ländlicher Gemeindearchive. 1933 wurden die Unterlagen zunächst in einem gesonderten Raum unter dem Dach des Rathauses zusammengefasst. Anfang Dezember 1942 mussten Teile des Stadtarchivs in die Luftschutzräume im sogenannten „Haus Schabel“ (Obere Straße 13) verlegt werden. Nach Kriegsende kamen die Unterlagen wieder zurück ins damalige Rathaus, in dem sich heute die Musikschule befindet. 1954 stellte sich die Frage nach einer besseren Unterbringung des Archivs. Im jüngst fertiggestellten Anbau der Buchenberg-Schule war ein 72 m2 großer Raum als Magazin vorgesehen. Die Einwände einzelner Gemeinderäte, die den Raum lieber „für lebende junge Menschen als für tote Akten“ verwendet hätten und das offene Dachgebälk für gut genug hielten, blieben zum Glück ungehört. Der Raumbedarf der Buchenbergschule stieg in den folgenden Jahren rapide an, und der Magazinraum sollte zu einem Klassenzimmer umfunktioniert werden. Für das Stadtarchiv bedeutete das einen weiteren Umzug.

Magazin StadtA Ellwangen
Rollregalanlage im Rathaus

Im 1959 begonnenen Neubau des Peutinger-Gymnasiums waren deshalb Kellerräume für das Stadtarchiv eingeplant worden, die ab 1963 bezogen wurden. Wegen der grenzwertigen klimatischen Bedingungen werden die Räume im “PG” heute nur noch für nachrangige Lagerzwecke genutzt. Das Hauptmagazin des Stadtarchivs befindet sich im Keller des Rathauses und wurde 2017 mit einer neuen Regalanlage ausgestattet, wodurch die Kapazität des Raums auf rund 500 Regalmeter nahezu verdoppelt werden konnte. Dort lagert aktuell die vollständig erschlossene Überlieferung der Stadtgemeinde Ellwangen (16. Jh. bis frühes 20. Jh.), das Archiv des Spitals zum Heiligen Geist (spätes 15. Jh. bis um 1975) und die nach dem Flattich-Aktenplan geführten Akten (20. Jh.). Die Altregistraturen der eingemeindeten Orte Pfahlheim, Rindelbach, Röhlingen und Schrezheim wurden nach der Kommunalreform dem Stadtarchiv einverleibt und sind provisorisch erschlossen.

Seit 1989 ist das Stadtarchiv hauptamtlich geführt und verfügt personell über 2,6 Stellen. Mit der Neubesetzung der Leiterstelle im Juli 2015 wurde das Stadtarchiv als „Sachgebiet Stadtarchiv/Stadtgeschichte“ dem Kultur-, Presse- und Touristikamt zugeordnet. Dem Sachgebiet angegliedert ist das Ellwanger Alamannenmuseum mit eigener Leitung. 

Das Stadtarchiv Ellwangen verfügt über rund 600 Regalmeter Archivgut in Form von Akten des 15.-20. Jahrhunderts; hinzu kommen gebundene Zeitungen ab 1837 sowie eine Archivbibliothek mit ca. 3.000 Bänden. Darüber hinaus betreut das Stadtarchiv seit 2017 die Historische Lehrerbibliothek am Peutinger-Gymnasium mit 4.300 Bänden aus dem 16. bis 19. Jahrhundert, die in Teilen noch auf das 1658 gegründete Ellwanger Jesuitengymnasium zurückgeht.