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Zweiohrküken – Kritik

Breitbandhumor auf allen Kanälen: Nach dem beachtlichen Publikumserfolg von Keinohrhasen legt Til Schweiger nun die Fortsetzung seiner Vision einer romantischen Komödie nach. Dabei setzt er auf erprobte Konzepte, die er mit großer Beharrlichkeit abarbeitet.

Zweiohrküken

So ganz scheint Til Schweiger dem eigenen Unternehmen nicht zu trauen, sonst wäre seine Phobie vor negativer Kritik nicht zu erklären. Schweigers Produktionsfirma Barefoot Films hatte kurzerhand sämtliche Pressevorführungen verhindert, um befürchtete missliebige Kritik von vornherein unmöglich zu machen. Wie schon in anderen Fällen der letzten Zeit – zum Beispiel Sacha Baron Cohens Brüno (2009) – setzen Produktionsfirmen oder Verleiher eher auf aggressives Marketing denn auf solide Berichterstattung. So war denn auch der marktschreierische Hype um die Zweitauflage der leicht deformierten Plüschtiere quer durch alle Medien der letzten Wochen kaum noch zu ertragen. Dass critic.de nun doch pünktlich zum Bundesstart von Zweiohrküken berichten kann, liegt an der Reverenz des Verleihs an weibliche Til-Schweiger-Fans, für die man am Vorabend des Bundesstarts Ladies-Night-Vorführungen veranstaltete, und an der Aufopferung des Verfassers, sich den Film als Lady verkleidet dort anzusehen.

Zweiohrküken

Das Ärgerlichste am Umgang mit der Presse ist der Umstand, dass Zweiohrküken zu erheblichen Teilen durch die öffentliche Hand finanziert wurde (unter anderen förderte die FFA Schweigers Film mit 550.000 Euro, das Medienboard Berlin-Brandenburg gar mit 900.000 Euro) und dass die verhinderte Vorabberichterstattung somit einer von den öffentlichen Geldgebern gebilligten Behinderung der Pressearbeit gleichkommt.

Tatsächlich jedoch scheint Til Schweigers Angst vor kritischen Tönen nicht ganz unberechtigt zu sein, fällt doch Zweiohrküken hinter seinen Vorgänger um einiges zurück. Um es gleich voranzustellen: Dem Film fehlt es vor allem an Verve. Dabei setzen Schweiger und Koautorin Anika Decker auf die Erfolgsrezepte von Keinohrhasen: Da sind zunächst die ewigen Reibereien zwischen Ludo (Til Schweiger) und seiner enervierend die perfekte Beziehung einfordernden Lebensgefährtin Anna (Nora Tschirner). Dem Erfolgsdruck entsprechend versucht der Film den Unterhaltungsbedürfnissen eines breiten Publikums durch Rückgriffe auf Humorrezepte nahezu jeden Niveaus zu entsprechen. Diese allesamt zu vereinen scheint jedoch derart energieaufwändig, dass das Tempo des Films sichtlich außer Kontrolle gerät. Gerade zum Ende hin verbreitet sich – ob der Vorhersehbarkeit des Happy Ends – eine physisch fühlbare Langatmigkeit.

Zweiohrküken

Der Plot von Zweiohrküken setzt dort an, wo Keinohrhasen aufhört, und missachtet so wagemutig die schon von Kurt Tucholsky mahnend aufgestellte Regel, beim Happy-End abzublenden. Denn danach folgen bekanntlich die Realitäten des Lebens: Eifersucht, Tränen und Zähneklappern. Doch genau in dieser Bewährung der Liebe zwischen Ludo und Anna verortet das Drehbuch von Schweiger und Decker das Stoffpotenzial für eine romantische Komödie.

Deshalb muss ein beziehungsgefährdendes Zerwürfnis als Konflikt her. verursacht von Alltagsschwierigkeiten und Eifersucht: Selbstgefällig zelebriert Ludo daher so manche klischeehafte Männer-Macke, wie etwa die gemeinsame Wohnung zu vermüllen, den Abfall nicht rausbringen zu wollen oder – ausgebaut zum running gag – sich endlose Diskussionen mit Anna über ihre zur Abendgarderobe passenden Schuhe zu liefern. Das bemühte Männerbild ist dabei in etwa so filigran wie die Brachialkomik eines Mario Barth.

Zweiohrküken

Und natürlich werden Annas Freundinnen argwöhnisch ob Ludos Treue, weshalb diskrete Kontrolle von Handy und Kreditkartenabrechnungen erste Frauenpflicht sei. Das Vertrauen ist dahin, als zur rechten Zeit eine Exfreundin (Edita Malovcic) Ludo zu verführen versucht. Nun lebt jedoch Zweiohrküken wie schon Keinohrhasen vor allem vom Prinzip der selbstironischen Demontage von Schweigers Manta-Manta-Image, also der Dekonstruktion des Proleten-Machos (hier ist Schweiger Mario Barth um humoristische Lichtjahre voraus). Daher muss vice versa auch ein Verflossener Annas her, der sich gleich mal bei dem Paar einquartiert und Ludos Eifersucht weckt. Mit Ken Duken (Max Manus, 2008; Inglourious Basterds, 2009) als Ralf bekommt der Film eine recht klischeefreie Figur, die Annas Treue zu Ludo glaubhaft ins Wanken bringt. In dieser Gemengelage entspinnt sich das komödiantische Spiel um verlorenes Vertrauen, gegenseitigen Betrug und verletzte Eitelkeiten. Abgesehen von Humoreinlagen um Intimbehaarung und Phallus-Angst kommt das alles mit erstaunlich wenig Klamauk aus und weist stellenweise subtile Komik auf.

Zweiohrküken

Doch um es mit dieser nicht zu übertreiben, wendet sich Zweiohrküken sequenzweise einem recht sinn- und dramaturgiefreien Parallelplot zu. Darin versucht Ludos Kumpel Moritz (Matthias Schweighöfer) endlich mal bei einer Frau zu landen, was ihn in die Flirtschule von Dr. Eisenberger (Uwe Ochsenknecht) führt. Die dort vermittelten Anmachtipps sind an Charme- und Hirnlosigkeit kaum zu überbieten, weshalb Moritz auch von einer Katastrophe zur nächsten wankt. Auf ein entsprechend derbes Humorniveau sinkt nun auch der Film: Nachdem Moritz nach einem One-Night-Stand mit einer Nymphomanin (Pegah Ferydoni) am nächsten Morgen entsetzt feststellt, dass deren Toilettenspülung nicht funktioniert, packt er seine Fäkalien kurzerhand in eine Tüte, welche er natürlich auf dem Tisch seiner Angebeteten vergisst. Diese Sequenz – Fäkalhumor im wahrsten Sinne des Wortes – ist die schwächste Handlungskonstruktion des Films, da ihr nur eine Funktion zufällt: das Humorspektrum nach unten hin zu erweitern. Die Idee ist auch nicht neu, scheint sie doch direkt aus Johannes von Gwinners Kurzfilm Für Dich Mein Herz (2001, HFF Potsdam) entlehnt zu sein. Dass Moritz als von der Haupthandlung nahezu losgelöster Sidekick überhaupt funktioniert, liegt einzig an den überzeugenden komödiantischen Fähigkeiten von Matthias Schweighöfer.

Zweiohrküken

Wie schon im Vorgängerfilm setzt Zweiohrküken routiniert auf Gast- und Cameo-Auftritte von Prominenten, wie Wladimir Klitschko, Johannes B. Kerner oder Yvonne Catterfeld. Zur Vollendung der Komödie im Schweiger’schen Sinn gehört noch der Schenkelklopfer eines Ludo in Frauenkleidern: wenn Ludo nach einer Kostümparty volltrunken im Bett des völlig kurzsichtigen Fotografen Herb (Heiner Lauterbach) landet, geht das Humorreservoir und mit ihm auch das Durchhaltevermögen manchen Zuschauers schließlich zur Neige.

Am Ende frappiert an Zweiohrküken vor allem die radikale Ausdauer, mit der Til Schweiger jede Geschmacksrichtung zu bedienen versucht. Ein Prinzip, dass sich zumindest bezahlt macht.

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Kommentare


Koch

Ein wirklich amüsanter und lustiger Film für die ganze Familie. Einer meiner Lieblingsfilme. Durch die verschiedenen Persönlichkeiten, erkennt man den ein oder anderen Freund von sich wieder. Es stellt eine Beziehung in schlechten wie in guten Zeiten dar. Ein Film für die ganze Familie? Natürlich..In den Film werden verschiedene Themen und Situationen aus den Leben wiedergespiegelt. Freundschaft, Liebe und Eifersucht spielt eine goße Rolle in Zweiohrküken. Leider wird die Arbeit (Job) von den Paar zu oberflächlich dargestellt. Ich glaube kaum, dass man die Arbeit in einen Kindergarten auf so eine leichte Schulter stellt, da meine Mama selbst in einen kindergarten arbeitet. Man kann diesen Film nur weiterempfehlen. Es gibt in diesen Film viel zu lachen, aber auch zu weinen. Ich selbst habe beim ersten Mal, wie beim zweiten Mal beim Ende des Filmes geweint. Wer also mal mit seinen Freund einen Film gucken möchte, wär dieser der Perfekte, da hier nicht die Liebe zu sehr vorgehoben wird und es sich auch um andere Dinge spielt. Da Frauen oftmals viel lieber Liebesfilme gucken, kann ich nicht behaupten das dies ein Liebesfilm in sofern ist. Auch ist es nicht dauerhaft eine Komödie, sondern eben was für Frau und Mann. Wenn dieser Film 5 Sterne zur VErfügung hätte, würde ich ihn 5 Sterne geben!

Katharina, 14 Jahre.






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