Nachdenken über Politik und Gefühle
Es gibt Politik nicht ohne Gefühl und umgekehrt; umso sorgfältiger sollte der Umgang mit beidem abgewogen werden
Kürzlich schrieb ein Leser: „Thurnher meint, dass die Medien in einer Demokratie den Menschen das Gefühl zu geben hätten, dass sie etwas mitentscheiden könnten. Nicht dass sie etwas entscheiden könnten oder ein wenig mitentscheiden, nein, bloß das Gefühl muss reichen. Eine gefühlte Demokratie. Das sagt eigentlich schon alles. Die Politik entscheidet – und die Menschen dürfen vielleicht mittun. Es ist eine Als-ob-Demokratie, eine Demokratie-Simulation. Das ist Betrug, der Thurnher offenbar nicht stört.“
Vor bald vierzig Jahren erschien Josef Haslingers Essay „Politik der Gefühle“. Es ging darin um die falschen Gefühle im Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Österreichs, die von allen Parteien, Sozialdemokratie inklusive, zugunsten eines wattigen Konsensgefühls weggeschwindelt wurde.