Toni Sailer: „Wenn der Tod kommt, dann kommt er“ | Abendzeitung München

Toni Sailer: „Wenn der Tod kommt, dann kommt er“

Olympiasieger, Weltmeister, Schauspieler, Vorbild und Volksheld – die Welt des Sports trauert um Toni Sailer, der mit 73 Jahren an Kehlkopfkrebs gestorben ist: „Er war der Größte überhaupt!“
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Die schwer kranke Skilegende Toni Sailer vor seinen Trophäen. Das Foto entstand im Januar 2009.
Klaus Primke Die schwer kranke Skilegende Toni Sailer vor seinen Trophäen. Das Foto entstand im Januar 2009.

Olympiasieger, Weltmeister, Schauspieler, Vorbild und Volksheld – die Welt des Sports trauert um Toni Sailer, der mit 73 Jahren an Kehlkopfkrebs gestorben ist: „Er war der Größte überhaupt!“

INNSBRUCK Österreich trägt Trauer. Skilegende Toni Sailer, der Sportler des Jahrhunderts der Alpenrepublik, ist mit 73 Jahren an Kehlkopfkrebs gestorben. Seine Frau Hedi und Sohn Florian wichen bis zuletzt nicht von seinem Krankenbett, das am Montag zum Sterbebett wurde.

Mit Sailer ist nicht nur der vielleicht größte Skisportler aller Zeiten, sondern auch ein Symbol für den Wiederaufbau Österreichs gestorben. Was den Deutschen das „Wunder von Bern“, der Gewinn der Fußball-WM 1954, das sind den Österreichern die Sailer-Spiele 1956 in Cortina d’ Ampezzo. Damals, nur ein Jahr nach dem Staatsvertrag raste der „Schwarze Blitz von Kitz“ mit seiner weißen Zipfelmütze zu drei Olympischen Goldmedaillen und vier Weltmeistertiteln (Olympia und WM wurden damals noch in einer Veranstaltung ausgetragen). Mit diesen Triumphen stieg der gelernte Glaser zum Nationalhelden auf, wurde zum Symbol für das neue Österreich, für den Wiederaufbau einer Nation, die nach dem Zweiten Weltkrieg am Boden lag. „Mit großer Bestürzung habe ich die Nachricht vom Tod meines Freundes vernommen. Tirol trauert um einen der größten Sportler aller Zeiten und ein internationales Aushängeschild unseres Landes“, sagte Tirols Landeshauptmann Günther Platter.

"Am Ende war der Tod für Toni Sailer eine Erlösung"

Eine Trauer, die Ländergrenzen überschreitet. Deutschlands Skilegende Rosi Mittermaier etwa sagte: „Er war einfach der Größte. Zu seinen Freunden gezählt zu haben, macht mich glücklich. Er hatte ein erfülltes Leben, ich blicke darauf jetzt schon mit einem Lächeln zurück. Am Ende war der Tod für ihn eine Erlösung.“

Sailer hat die Krebserkrankung, die seinen Körper ergriffen und ihn, der in seinem Leben nur ein einziges Medaillenrennen nicht gewann, am Ende besiegt hat, sehr bewusst akzeptiert. „Ich habe doch ein wunderbares Leben. Ich fürchte mich nicht vor dem Tod. Wenn der Tod kommt, dann kommt er. Angst habe ich auf der Streif, aber nicht vor dem Tod. Ich bin 72, da kommen schon mal Probleme vor. Das ist ganz normal. Diese Dinge kommen immer mal wieder vor, was kannst dagegen tun? Gar nichts!“, hatte Sailer vor gut einem Jahr kurz nach seiner Krebsdiagnose im großen AZ-Interview gesagt.

Toni Sailers erste Frau Gaby starb auch an Krebs

Sailer wusste genau, was auf ihn zukommt. Denn Sailer begleitete seine erste Ehefrau Gabi, mit der er 24 Jahre verheiratet war, bis zum letzten Atemzug. Auch sie starb an Krebs. Sailer damals: „Trotz dieser fürchterlichen Krankheit war sie bis zum Schluss strahlend.“

Auch Sailer blieb bis zu seinem Ende immer „der Toni“, der für jeden Spaß zu haben war. „Toni war wohl der lustigste Mensch, den ich je getroffen habe“, sagt Ski-Ass Christian Neureuther, „als Skifahrer war er das Idol schlechthin. Der Größte überhaupt.“

Nur sechs Jahre – von 1952 bis 1958 – dauerte die sagenhafte Karriere von Sailer, in diesen Jahren holte er drei Mal Olympisches Gold, sieben WM-Titel. Dann, mit nur 23 Jahren, trat er zurück. „Ich hatte alle meine Ziele erreicht“, sagte Sailer, der sich der Welt des Schauspiels zuwandte. Er zog nach München, spielte Hauptrollen in 22 Filmen, agierte etwa an der Seite von Luis Trenker, Zarah Leander, Horst Buchholz und Uschi Glas. Er nahm 18 Schallplatten auf und wurde mit Schlagern wie „Komm ganz nah zu mir“ zum Herzensbrecher und Schwiegersohn der Nation.

Einer Nation, die nun Trauer trägt. Und nicht nur die.

Matthias Kerber

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