Interview: Gisela Schneeberger über Theater und neue Angebote
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Wiedersehen mit Gisela Schneeberger und den 20ern: Die Komödiantin im Interview

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Gisela Schneeberger im Hallo-Interview über Theater, neue Angebote und eine Lesung.
Gisela Schneeberger im Hallo-Interview über Theater, neue Angebote und eine Lesung. © dpa/Felix Hörhager

Die Komödiantin Gisela Schneeberger tritt wieder auf - bei einer Romanlesung. Im Interview erklärt sie warum sie nicht alle Angebote annimmt und was sie am Theater stört.

München ‒ Es war ruhig um Gisela Schneeberger in den vergangenen Jahren. Jetzt tritt die Komödiantin („Man spricht deutsch“, „Wir sind die Neuen“) wieder auf.

Bei ihrer Lesung „36 Stunden – Geschichten vom Fräulein Pollinger“ von Ödön von Horváth wird sie von keinem Geringeren als Musiker Max Greger Junior begleitet. Hallo hat die Schauspielerin gefragt, warum ihr genau diese Kombination gefällt. 

Gisela Schneeberger im Gespräch

Frau Schneeberger, Sie lesen aus einem fast unbekannten Roman von Ödön von Horváth.

Mich hat der Text begeistert – diese typischen Wiener Figuren, diese Zeitstudie, wie Horváth die Zwischenkriegszeit so exakt schildert. Es ist eine Milieustudie, ein Sittengemälde, mit Sätzen, die auch heute so fallen können. Dazu ist der Satzbau süddeutsch gefärbt. Das liegt mir sehr.

Die Thematik?

Eine arbeitslose Schneiderin lernt beim Arbeitsamt einen jungen Mann kennen. Sie zieht zu ihm, verdient sich bei einem windigen Maler ein paar Groschen, der seine Nacktmodelle dann Männern aus besseren Kreisen zuführt... Das ist alles sehr unkonventionell. Man sieht: Die 20er-Jahre waren alles andere als prüde! Dabei meinen wir, heute wären wir so frei. Meine Tante hat mir aus ihrer Jugend erzählt – da ging es sehr freizügig zu! Horváth schreibt aber nicht moralistisch, sondern praktisch: Sein Fräulein Pollinger ist nicht nur Opfer, sie nutzt nur ihren Vorteil. Und die Männer kommen auch nicht besser weg!

Dabei begleitet Sie Pianist Max Greger Junior.

Die Musik, das Klavier, ergänzt die Lesung ideal, macht sie so besonders. Es sind passende Melodien zur Zeit, Harmonien und Lieder der 20er-Jahre, viele Gassenhauer!

Sie sind 75 Jahre geworden, machen sich rar…

Ich habe die vergangenen beiden Jahre Einiges abgesagt. Einfach, weil mir die Angebote, die ich bekam, nicht gefallen haben.

Wem und was sagen Sie gerne zu?

Ich mag die Kombination aus Komik und Tragik. Das sehe ich selbst am liebsten, doch das ist natürlich die Königsdisziplin. Es gibt nur wenige, die das schreiben können, wie Ralf Westhof zum Film „Wir sind die Neuen“. Gäbe es eine Fortsetzung – ich wäre sofort dabei! Auch Jule Ronstedt wollte unsere TV-Serie „Franzi“ (Anm. der Red., 2009-2012) fortsetzen, das Heute der Figuren erzählen – aber der Bayerische Rundfunk hat abgelehnt: Es sei kein Geld da. Sehr schade!

Sie wurden 1983 mit Gerhards Polts Satire „Kehraus“ bekannt. Wenn man Sie seine Muse nennt, dann...

Nehme ich das an! Ich wollte damals nicht so in den Vordergrund, habe ihn immer vorgeschickt. Wir haben bis heute guten Kontakt.

Wo begegnet man Ihnen?

Ich gehe kaum ins Theater. Es ist mir zu zeigefingrig geworden, zu politisch, zu belehrend. Das interessiert mich nicht. Ich mag leichte Muse auf hohem Niveau, das ist Kunst. Boulevard ernsthaft interpretiert, wie es Dieter Dorn großartig am Schillertheater in Berlin gezeigt hat. Schade, dass etwa die Münchner Kammerspiele den normalen Theaterzuschauer vergessen.

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