Dieser Roman ist die Geschichte eines Prozesses, die der Strafverteidiger, zugleich die Hauptgestallt des Buches, erzählt. Oberleutnant Frederick Maninon erschoss vor vielen Augenzeugen Barney Quill, den Besitzer einer Bar in einem kleinen Ort in Michigan, da Quill seine Frau überfallen hatte. Er bekennt sich zu seiner Tat. Obwohl der Anwalt Paul Biegler eine leise Abneigung gegen diesen Mann nie zu überwinden vermag, obwohl er Laura Maninon nicht ganz trauen kann, übernimmt er die Verteidigung, denn hinter Bieglers kühler Ironie steht eine Leidenschaft für die Ethik und Unantastbarkeit des Rechts; für den fairen Kampf mit der Waffe, die das Gesetz zur Verfügung stellt. Mit Hilfe eines alten Freundes trägt er Argument um Argument für seine Verteidigung zusammen und bereitet sich auf die Verhandlung vor. Sie wird in allen Einzelheiten mit so unmittelbarer Lebendigkeit geschildert, dass der Leser sich in jenen Gerichtsaal versetzt glaubt, in dem bei dem Gefecht zwischen Anklage und Verteidigung die Freiheit eines Menschen auf dem Spiel steht. Doch nicht nur die Hauptbeteiligten, auch alle Nebenfiguren und die Atmosphäre der Kleinstadt, in der eine verwickelte Geschichte in diesem dramatischen Prozess gipfelt, rücken in bedrängend greifbare Nähe. Phantasie und Humor, Tempo und Spannung machen dieses Buch zu einer faszinieren Lektüre. umnik

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H. Becker

Justizkrimi mit altmodischem Flair

Rezension aus Deutschland vom 28. September 2013

Verifizierter Kauf

In einem am Lake Superior gelegenen Touristenort im Norden Michigans wird ein stadtbekannter Hotelbesitzer in seiner Bar vor den Augen der Gäste erschossen. Der Täter stellt sich selbst der Polizei. Es handelt sich um einen jungen Leutnant der US-Streitkräfte, dessen Frau angeblich von dem Getöteten vergewaltigt wurde. Rechtsanwalt Paul Biegler, ein redlicher Kerl, aber ein alter Fuchs auf seinem Gebiet, übernimmt die Verteidigung des wegen Mordes angeklagten Soldaten.

In nahezu minutiöser Ausführlichkeit werden Bieglers Nachforschungen, die Gespräche mit seinem Klienten und den unterschiedlichsten Zeugen, die Planung der Verteidigungsstrategie und schließlich die Gerichtsverhandlung selbst geschildert. Man spürt geradezu, wie sich der Autor Zeit dafür lässt, um diesen kurzen Augenblick im Meer der Zeit in einem abgelegenen Winkel Amerikas in den 1950er Jahren mit all seinen Facetten einzufangen. Zwanglos vermittelt er profundes Wissen über das US-Rechtssystem im Allgemeinen und das Funktionieren eines Geschworenengerichts im Besonderen. Mit menschenfreundlicher Milde und lakonischem Humor zeichnet er die Charaktere und Zustände dieser Gesellschaft in der amerikanischen Provinz.

Neben dem flüssig unterhaltenden Schreibstil ist es weniger die Spannung als vielmehr der Detailreichtum, der dieses Buch interessant und lesenswert macht. Es ist ein Werk, das mit heutzutage ungewohnter - man könnte fast sagen unzeitgemäßer - Ruhe bei allem verweilt, wovon es zu berichten weiß. Ich habe es mit Vergnügen gelesen und den Hauch des Altmodischen, der ihm entströmt, genossen.
1959 wurde "Anatomie eines Mordes" unter dem gleichen Titel mit James Stewart in der Hauptrolle verfilmt.

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