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Freiburgs Geschichte in Zitaten |
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Europa�oder des alten Kontinents letzte Chance |
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Freiburg unter franz�sischer Besatzung
Am 21. April 1945 besetzen die Franzosen Freiburg. Am folgenden Tag findet in der G�nterstaler Kirche eine Trauung statt, die pl�tzlich durch drei franz�sische Soldaten mit vorgehaltenen Gewehren gest�rt wird, doch dann nehmen die Eindringlinge an der Zeremonie teil, beugen die Knie und verteilen am Ende der Trauung sogar kleine Geschenke.
Franz�sische Truppen fahren durch das Martinstor in die Innenstadt ein (© Stadtarchiv)
Die franz�sische Milit�rregierung befiehlt, in der Indingerstra�e ein Konzentrationslager f�r nazis typiques einzurichten. Die H�ftlinge sollen hier sans plaisir, aber auch sans douleur untergebracht werden.
Nach dem Zusammenbruch empfinden viele Freiburger die Rolle Martin Heideggers im Dritten Reich und die anf�ngliche Anbiederung von Teilen des katholischen Klerus an die braunen Machthaber als �rgerlich.
In der Stadt m�ssen 3183 Franzosen untergebracht werden. Unter den H�usern, die von der franz�sischen Besatzung requiriert werden, befindet sich auch das Martin Heideggers. Er protestiert in einem Brief an Oberb�rgermeister Keller: Mit welchem Rechtsgrund ich von einem solchen Vorgehen getroffen werde, ist mir unerfindlich. Ich erhebe gegen diese Diskriminierung meiner Person und meiner Arbeit den sch�rfsten Einspruch. Auch nach dem Zusammenbruch des von ihm unterst�tzten Naziregimes hatte er nicht verstanden, dass die bluthaften Kr�fte als einzige Bewahrer deutscher Kultur ausgeblutet waren.
Tragisch ist die Rolle des Freiburger Erzbischofs Conrad Gr�ber zu nennen, der zun�chst als f�rderndes Mitglied der SS offen seine Verbundenheit mit den neuen Machthabern ausdr�ckte und im Sinne des von Hitler unterzeichneten Reichskonkordats mit dem Vatikan an das friedliche Nebeneinander von Kirche und Staat - gebt Gott, was Gottes und dem Kaiser, was des Kaisers ist - glaubte: Wir d�rfen und wir k�nnen den neuen Staat nicht ablehnen, sondern m�ssen ihn bejahen, mit unbeirrbarer Mitarbeit. Im Laufe des Krieges jedoch musste er sich seine Blau�ugigkeit eingestehen. Von ihm sind mutige �u�erungen gegen das Naziregime bekannt, so dass die Freiburger ihn nach dem Krieg sogar zu ihrem Ehrenb�rger machten.
Eine Siegesparade
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Leo Wohleb
Bundesrepublik Deutschland
Gedenktafel vor der Kathedrale in Reims
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Baden-W�rttemberg
Bei der Abstimmung �ber die Bildung des S�dweststaates stimmen die Teilgebiete getrennt ab, aber nur in S�dbaden gibt es eine Mehrheit gegen die Einverleibung des Landes Baden in den Reichsgau, wie Leo Wohleb verbittert das neue Bundesland bezeichnet. Reichsgau statt Breisgau? Dieser b�se Ausdruck erinnert bedenklich an das lang verblichene Reichsland, und waren nicht Gaue und Reich im Inferno des Krieges vergl�ht? Der alte Mann war wohl ein schlechter Verlierer, als er bei der Diskussion um die neue Verfassung Baden-W�rttembergs auch aus christlichem Herzen (sic!) kr�ftiger zuschlagen wollte, weil das W�hlervolk betrogen worden und der neue Staat an der Wurzel vergiftet sei.
Bald trennt der Eiserne Vorhang
das �stliche vom westlichen Europa. Der Kalte Krieg bricht aus. Als Reaktion
treibt auf franz�sischer Seite der
Lothringer
Robert Schuman die Integration Westeuropas 1951 mit der
Montanunion f�r Kohle, Stahl und Eisen voran. Als n�chster Schritt werden 1957 im Capitol
zu Rom die Vertr�ge �ber die Europ�ische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und
die Europ�ische Atomgemeinschaft (EURATOM) unterzeichnet. Nach dem
Westf�lischen Frieden und dem Wiener Kongress sind diese R�mischen
Vertr�ge nun der dritte und hoffentlich endg�ltige Versuch einer europ�ischen Friedensordnung. Im gleichen Jahr wird die Deutsch-Franz�sische-Gesellschaft in Freiburg gegr�ndet und zwei Jahre sp�ter schlie�t die Stadt ihren ersten Partnerschaftsvertrag mit Besan�on ab. Das sind wichtige Schritte nicht nur zur Verst�ndigung, sondern vor allem zum Verst�ndnis, wie es Heine vor hundert Jahren gefordert hatte: F�r die beiden Nachbarv�lker ist nichts wichtiger, als sich zu kennen. Irrt�mer k�nnen hier die blutigsten Folgen haben, eine Vision, die sich dann in drei m�rderischen Kriegen bewahrheiten sollte.
Staatliche Organisation in Europa
Albert Einstein hatte 1916 mitten im Ersten Weltkrieg im Vaterl�ndischen Gedenkbuch des Berliner Goethebundes �ber seine Vision von Europa geschrieben: Die feinen Geister aller Zeiten waren dar�ber einig, da� der Krieg zu den �rgsten Feinden der menschlichen Entwicklung geh�rt, da� alles zu seiner Verh�tung getan werden m�sse. Ich bin auch trotz der unsagbar traurigen Verh�ltnisse der Gegenwart der �berzeugung, da� eine staatliche Organisation in Europa, welche europ�ische Kriege ebenso ausschlie�en wird wie jetzt das deutsche Reich einen Krieg zwischen Bayern und W�rttemberg, in nicht allzu ferner Zeit sich erreichen lassen wird. Kein Freund der geistigen Entwicklung sollte es vers�umen, f�r dieses wichtigste politische Ziel der Gegenwart einzustehen [Berl16].
Deutsch-franz�sische Freundschaft oder
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Das Land Baden-W�rttemberg versteht sich im besonderen Ma�e als F�rderer der deutsch-franz�sischen Freundschaft. Nicht alte Gegens�tze, noch k�nstlich heraufbeschworene Gemeinsamkeiten beherrschen das neue Verh�ltnis zwischen den Menschen zu beiden Seiten des Rheins, sondern es setzt sich mehr und mehr die Erkenntnis durch, dass es das gemeinsame kulturelle Erbe des alten Europas ist, was weiter tr�gt, als die Beschr�nkung auf ein eigenes, nationales.
Auch wenn de Gaulle st�hnte: Comment voulez-vous gouverner un pays qui a deux cent quarante-six vari�t�s de fromage?[Meln62], so ist dennoch zu hoffen - und da ist ausgerechnet der andere Charles, der Prince of Wales, vor - dass die Br�sseler Regulierungssucht uns diese Vielfalt nicht nehmen m�ge. Ebenso wenig m�chten wir Deutschen auf unsere Riesenauswahl an Brotsorten verzichten. Gutes Essen geh�rt schlie�lich auch zur Kultur. Man stelle sich nur die vielen Variationen von reifem franz�sischem K�se mit frischem deutschem Brot vor, wozu ein fruchtiger Roter aus der Bourgogne, dem einstigen Zwischenreich Burgund, immer besonders gut mundet. *Wie wollen Sie ein Land regieren, welches 246 K�sesorten produziert?
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This page was last updated on 01 May, 2024