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Willy Brandt Gebundene Ausgabe – 1. Mai 2004
- Seitenzahl der Print-Ausgabe456 Seiten
- SpracheDeutsch
- HerausgeberPiper
- Erscheinungstermin1. Mai 2004
- Abmessungen14.5 x 22 x 3.6 cm
- ISBN-103492043836
- ISBN-13978-3492043830
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Produktbeschreibungen
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Zwar zeigt uns Seebacher einen "W. B.", wie wir ihn aus anderen Biografien (von denen es ja doch bereits einige sehr lesenswerte gibt) so in vielem noch nicht kannten, doch beschleicht einen beim Lesen immer wieder das Gefühl, dass Brandt selbst die Dinge hier und da vielleicht doch anders eingeschätzt haben dürfte als Frau Seebacher uns glauben machen will. Insbesondere wagen wir vorsichtig zu bezweifeln, dass Brandt Seebachers Urteile über den Wert und Unwert manches seiner Weggefährten geteilt hätte.
Hat die Art und Weise, wie sich die Autorin über den ein oder anderen äußert, wie sie manche etwa in die Nähe zu östlichen Geheimdiensten bringt (wie ausgerechnet Hans-Jochen Vogel), vielleicht etwas mit der Kränkung zu tun, die sie darüber empfunden haben mag, dass man sie nicht nur als Frau neben Willy Brandt nie so recht hat ernst nehmen wollen? Wir bleiben am Ende jedenfalls ein wenig ratlos zurück und wissen, wie gesagt, nicht so recht, ob dieses Buch wirklich hat sein müssen. Eigentlich wohl eher nicht! --Hasso Greb
Über den Autor und weitere Mitwirkende
Leseprobe. Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber. Alle Rechte vorbehalten.
Am frühen Morgen des 24. April wird Guillaume festgenommen; der Beschluss ist zwei Tage zuvor gefasst worden. Der Bundeskanzler wird erst bei seiner Rückkehr am Mittag des 24. ins Bild gesetzt; Genscher und Grabert haben sich zum Flughafen begeben. Guillaumes Aussage, Bürger der DDR und deren Offizier zu sein, befreit von den Sorgen, ihn mangels Beweismitteln wieder freilassen zu müssen. War das Bekenntnis tatsächlich ein spontanes Versehen, wie der Agent und der Agentenführer bekunden sollten?80
W. B. widmet dem Vorgang nicht mehr Aufmerksamkeit, als er einer gewöhnlichen Regierungspanne gewidmet hätte.
Am 25. April eröffnet er die Hannover-Messe: "Ich sage: Die Bundesrepublik Deutschland wird weder ein Gewerkschaftsstaat noch ein BDI- oder Unternehmerstaat. Sie geht weiter ihren Weg zum modernen freiheitlichen und sozialen Bundesstaat, dessen Wirtschaft am Markt orientiert bleibt."81 Am 26., einem Freitag, bekennt er in einer Aktuellen Stunde des Bundestages: "Es gibt Zeitabschnitte, da möchte man meinen, dass einem nichts erspart bleibt." Der Agent sei von ihm mit Geheimakten nicht befasst gewesen; dass es in den norwegischen Ferien anders gewesen sein könnte, ist ihm zu diesem Zeitpunkt nicht gegenwärtig. Er hatte ihn auf fachlichen Rat hin mitgenommen; und dass Guillaume entgegen der Ankündigung dort nicht beschattet wurde, hätte ihm auch dann nicht in den Sinn kommen können, wenn er ein misstrauischer Mensch gewesen wäre. Er spricht von seiner "tiefen menschlichen Enttäuschung". Ein solches Ausmaß an "Verstellung und Vertrauensmissbrauch" kommt ihm "ungeheuerlich" vor.82 Wer sich selbst nicht verstellen und andere nicht missbrauchen kann, dem fehlt insoweit jede Fantasie. Später an jenem 26. April spricht er im Bundestag zum Paragraphen 218; die Rede hat er in der Nacht zuvor ausgearbeitet.
Am Wochenende geht es ihm gesundheitlich schlecht; am Montag werden auch noch zwei Zähne gezogen. Harpprecht wird später meinen, bei gutem Wetter und in guter Verfassung hätte sich der Fall anders entwickelt. Nein, hätte er nicht, jetzt nicht mehr. Die Gespräche, auch über die lange geplante Kabinettsumbildung, gehen weiter und schleppen sich hin. Der Fall fängt an, sich wie Mehltau über alles andere zu legen. Er schläft fast nicht mehr. In der Nacht von Montag, dem 29., auf Dienstag, den 30., sagt W. B. zu Ehmke, er übernehme die Verantwortung dafür, dass Guillaume eingestellt und auf seinem Posten belassen worden sei. Er weiß, dass Ehmke und Genscher verantwortlich sind. Aber wenn sie sich nicht bekennen? Unter keinen Umständen hätte er sie dazu gezwungen. W. B. geht davon aus, dass Leute, die ihres Amtes walten, es gewissenhaft tun. Und wenn nicht? Einer muss die Verantwortung tragen - in einem geordneten Staatswesen. An Rücktritt denkt W. B. deshalb nicht. Nicht im Traum. Wie soll er ahnen, dass Guillaumes Einstellung und Verbleib nur noch am Rande interessieren? Und der Stoff schon seit Wochen, als man ihn noch mit dem Agenten herumziehen ließ, neu eingefärbt und aufbereitet wird?
Bevor W B. am Dienstag, dem 30. April, zu einer Kundgebung nach Saarbrücken fliegt, erscheint der Justizminister. Gerhard Jahn ist ein Vertrauter Wehners. Er gebraucht zum ersten Mal die Worte, die nun leitmotivisch werden und dem Fall Guillaume erst Flügel verleihen: Der Agent könne ihm "Mädchen zugeführt" haben.83
Mit Guillaume als politischem Agenten wäre W B. fertig geworden. Schon in seiner ersten Erklärung im Bundestag hatte er den "SED-Staat" gegeißelt. Die antikommunistische Karte zu ziehen hätte die Kraft immer noch ausgereicht, und vielleicht hätte es ihm sogar Spaß gemacht. Aber ein Ostagent, der "Mädchen zuführt"? Er denkt und sagt: Wie lächerlich. Später findet er, dass er Jahn hätte anweisen sollen, diesen Unsinn sofort einzustellen. Von einer solch rationalen Überlegung ließ er sich aber nie leiten, wenn er selbst, der Mensch W B., betroffen war. Er hatte sich nicht einmal, obwohl es so einfach gewesen wäre, gegen die Verunglimpfung mit der unehelichen Geburt gewehrt. Hier, in dieser Eigenart, liegt seine schwache, nicht unbedingt verwundbare Stelle. Anwürfe zur Person hatte er über sich ergehen lassen, schweigend, ohne nachhaltigen politischen Schaden. Verwundbar wurde W B. erst, als die Ehrabschneidung die besondere politische Note erhielt.
Produktinformation
- Herausgeber : Piper (1. Mai 2004)
- Sprache : Deutsch
- Gebundene Ausgabe : 456 Seiten
- ISBN-10 : 3492043836
- ISBN-13 : 978-3492043830
- Abmessungen : 14.5 x 22 x 3.6 cm
- Amazon Bestseller-Rang: Nr. 363,475 in Bücher (Siehe Top 100 in Bücher)
- Nr. 1,107 in Biografien von Geschäftsleuten
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Beide Ansprüche sind meines Erachtens unerfüllbar. Die bemühte Sachlichkeit der Historikern - unter anderem verwaltet Frau Seebacher das Willy-Brandt-Archiv - kollidiert immer wieder mit den (verletzten?) Gefühlen der Ehefrau. Was soll aus mir werden? fragt sie zu Beginn des Buches um dann zu antworten: Dann schreibst Du ein Buch.
Die Subjektivität kommt insbesondere in den Betrachtungen über die Lebensgefährten zum Ausdruck - außer Helmut Kohl und Gorbatschow kommt niemand gut weg - insbesondere die "Enkel" und "Söhne", aber auch die Mitglieder der Troika - Schmidt und Wehner - bekommen ihr "Fett" ab.
Besonders einseitig aus meiner Sicht das Kapitel: "Nach Moskau: Exkurs" in dem Wehner die Hauptschuld am Rücktritt Brandts zugeschoben wird. In Anlehnung an russische Quellen - die von ihr nicht bezweifelt werden - beschuldigt sie Herbert Wehner, mit Honecker und Moskau ein Komplott zum Sturz Brandts betrieben zu haben und wertet die ihr zur Verfügung gestellten Archive ziemlich unkritisch aus. Hermann Schreiber hat in seinem Buch: Kanzlersturz auf die begrenzte Aussagekraft der Moskauer Quellen hingewiesen. Ich kann dies selber nicht beurteilen, da ich die Quellen nicht kenne, bin aber der Auffassung, die Fokussierung auf Herbert Wehner, dessen Lebensleistung sie nicht gerecht wird - verstellt den Blick auf weitere Ursachen von Brandts Rücktritt, die Seebacher zwar benennt, aber doch nur am Rande erwähnt: die innenpolitische Krise nach 1972, der Ölpreisschock, die Desillusionierung über mangelnde Fortschritte der Ostpolitik, die Wahlen in Hamburg und der Streik von Fluglotzen und ÖTV. Schöllgen hat in seiner Brandt-Biographie zu recht erklärt, der Fall Guillaume sei doch nur der Anlass, nicht die eigentliche Rücktrittsursache gewesen.
Frau Seebacher kann ihre diesbezüglichen Anschuldigungen nicht belegen und arbeitet meines Erachtens mit dem Mittel der Unterstellung und Insinuation - ein harter Vorwurf, den aber andere Rezensenten der Autorin - meines Erachtens zu recht - ebenfalls gemacht haben.
Am meisten stört mich jedoch, dass die Autorin hier einen Absolutheitsanspruch erhebt, so - wie sie es schildere - seien die Ansichten Willy Brandts. Dass sie die Leistung von Rut Brandt, die insbesondere Peter Merseburger in seiner Brandt-Biographie lobend erwähnt, - Rut Brandt wird namentlich nur auf S. 165 und 166 erwähnt - nicht würdigt, mag aus der subjektiven Sicht Seebachers als neuer Ehefrau Brandts, die die Vorgängerin aus ihrer Erinnerung streichen möchte, nachvollziehbar sein; nicht aber aus Sicht der Historikerin.
Willy Brandt war eine differenzierte und - bei allen Grundsätzen in der Außen- und Ostpolitik - doch eine Persönlichkeit, die ihre Standpunkte veränderte - von Konstanz kann - so die Brandt-Biographen Schöllgen und Merseburger völlig zu recht - in seinen politischen Ansichten nicht gesprochen werden. Genau diesen Eindruck erweckt Brigitte Seebacher jedoch. Sie verabsolutiert Willy Brandt.
Warum etwa verweigerte sie Rut Brandt die Teilnahme an der Beerdigung ihres früheren Gatten - wie Merseburger treffend bemerkt? Warum durften bestimmte Personen nicht von ihm Abschied nehmen? Nur weil Willy Brandt nicht mehr die Kraft hatte, sie zu empfangen? Zweifel - im Sinne Merseburgers - scheinen mir hier angebracht zu sein.
Die Schilderung erhebt den Anspruch der Objektivität, der nicht durchgehalten wird. Hätte Frau Seebacher ein Buch: "Meine Jahre mit Willy Brandt" verfasst ohne Anspruch auf historische Wahrheit, wäre das Buch gelungen. So werden Erwartungen geweckt, die meines Erachtens nicht erfüllt wurden. "Armer Willy Brandt" schrieb Brandt-Biograph Gunter Hofmann in der "Zeit". Oh, wie hat er recht.
"Deutschland. Eine Leidenschaft" (Zitat). Das Ende, und das Sterben von Willy Brandt, dann am Ende des Buchs, wird mit zu viel Pathos erzählt, ja fast ausgeschmückt -- der Leser stellt sich hier die Frage, ob man das alles wissen MUSS ???
Fazit: Eine Biographie, die unterhält.
(J. Fromholzer )