Die Rose 2.0
Vorab: Ecos „Der Name der Rose“ gehört für mich definitiv in den Kanon und ist sakrosankt. Als im Radio von einer „Fortsetzung“ hörte, war mir das mehr als suspekt. Doch die Neugier siegte, und wenig später ...
Vorab: Ecos „Der Name der Rose“ gehört für mich definitiv in den Kanon und ist sakrosankt. Als im Radio von einer „Fortsetzung“ hörte, war mir das mehr als suspekt. Doch die Neugier siegte, und wenig später hatte ich den Roman auf meinem Tolino.
Der Ich-Erzähler Wittekind ist (wie bei Eco) ein junger Mönch, der seinen der Ketzerei angeklagten Meister Eckart an den Papsthof nach Avignon begleitet. Neben historischen Personen treten, als Nebenfiguren, sowohl Ecos William von Baskerville als auch der Inquisitor Gui wieder auf. Wittekind gerät in einen Strudel aus Betrug, Mord und Intrige. Anfangs erschien mir das ganze etwas platt und reißerisch, doch der Roman gewinnt an Tiefe und Substanz, zusätzlich zu ein bisschen Sex und ganz viel Crime wird die Handlung versetzt mit Exkursen über die diversen häretischen Strömungen, über die Katharer sowie kirchen- bzw. religionskritische Weisheiten, der der Autor durch seine Akteure verkünden lässt. Das Buch endet (wie bei Eco) in einem wunderbaren Epilog des nun alten Erzählers. Und danach dann noch eine rätselhafte Geschichte, wie der Autor an ein Manuskript gekommen ist, das diesem Roman zu Grunde liegen soll. Soll real klingen, ich glaube sie dennoch nicht.
Sicher steht Schümer mit seinem Buch „auf den Schultern von Umberto Ecco“, wie „Die Presse“ aus Wien schreibt. Aber es ist keine platte Fortsetzung, sondern ein eigenständiger, kurzweiliger und sehr lesenswerter Roman, sogar für Eco-Fans.