Schauspieler Christoph Letkowski: Schauspieler Christoph Letkowski: Der Traum von einem Rockalbum
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Schauspieler Christoph Letkowski Schauspieler Christoph Letkowski: Der Traum von einem Rockalbum

Von Steffen Könau 18.08.2017, 15:15
Christoph Letkowski stammt aus Halle und hat mit seiner Band Von Eden ein überzeugendes Debütalbum vorgelegt.
Christoph Letkowski stammt aus Halle und hat mit seiner Band Von Eden ein überzeugendes Debütalbum vorgelegt. dpa

Halle (Saale) - Eines Tages ist es dann unweigerlich zu spät. Die Taube auf dem Dach verflogen, der Spatz in der Hand verstorben. Ein Debütalbum mit Ende 30 aufzunehmen? Im notorisch jugendsüchtigen Rockgeschäft der Gegenwart unmöglich. Zwar sind es die großen alten Namen, die der Branche die Umsätze bringen. Aber wie zu deren Anfangszeiten gilt weiterhin: Wer die 25 überschritten hat, ist zu alt, um als berühmter Rockstar zu sterben.

Vielleicht hat es deshalb so lange gedauert, bis der in Halle geborene Schauspieler Christoph Letkowski wirklich ernst gemacht hat mit seinem Traum von der Rockband. Schon vor zehn Jahren trat er mit der Band Volkskind auf, die eher semiprofessionell agierte. Vor fünf Jahren dann spielte Letkowski den Pfleger Robin in der Charlotte-Roche-Verfilmung „Feuchtgebiete“, und seine Rolle sah zufällig vor, dass er Musik macht.

Christoph Letkowski hatte auf einmal eine Band

Kurzerhand rief Letkowski seine alten Freunde Matthias Preisinger (Violine, Mandoline), Philipp Rohmer (Kontrabass, Bass) und Nicolai Ziel (Schlagzeug, Percussion) an. Man traf sich zum Jammen, schrieb drei Songs, nahm sie auf - und war auf einmal eine Band.

Für Christoph Letkowski, nach dem Wegzug aus Halle im Salzlandkreis aufgewachsen, ein Neuanfang. Auf der Bühne und vor der Kamera ist der 35-Jährige ein alter Hase. Letkowski hat am Grips Theater Berlin gespielt, und er ist Ensemblemitglied der legendären Volksbühne; er hat bei „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ eine Rolle gehabt, er spielt im „Tatort“, und in der Kultkrimi-Reihe „Nachtschicht“ gibt er den Jung-Kommissar Yannick Kruse.

„Wir sind hier“: Zwölf Songs, geschrieben und aufgenommen in den vergangenen fünf Jahren

Musik aber ist noch mal eine andere Hausnummer. Trotzdem war schon nach den ersten Aufnahmen klar: Das, was sie heute Von Eden nennen, soll keine Hobbyband werden.

So klingt denn auch „Wir sind hier“, das Debütalbum des Quartetts. Zwölf Songs, geschrieben und aufgenommen in den vergangenen fünf Jahren, musikalisch zwischen packendem Rock und gefühlvoller Ballade platziert, hörbar direkt vom Herzen gezapft und unverstellt eingespielt. Im Mittelpunkt der Songs steht Letkowskis leicht angeraute Stimme, die bei „An uns“ ein bisschen grönemeyerisch nach oben weghüpft, bei „Neuland“ dann aber mehr an den großen Erfurter Kollegen Clueso erinnert.

Album mit überraschenden und experimentellen Strukturen

Routine kennt dieses Album nicht. Von Eden, ausdrücklich nicht nach dem James-Dean-Film benannt, probieren Stile, wagen wie in „Mensch von eben“ überraschende und experimentelle Strukturen und gehen textlich wie in „Die Reste meines Lebens“ ans Eingemachte.

Christoph Letkowski, der auch die Texte schreibt, gibt den Frontmann voller Überzeugungskraft. „Ikarus fliegt los / und probierts“, singt er, die Stimme brüchig, das Hemd offen wie einst Konstantin Wecker, wenn er sich selbst tief in die Seele schaute.

Eine Plattenfirma haben Von Eden lange nicht gefunden

Musik, die in die Zeit passt, weil sie gerade nicht hineinzupassen scheint. Eine Plattenfirma haben Von Eden lange nicht gefunden, so lange, dass sie schließlich per Crowdfunding im Internet Geld sammelten, um das Album fertigstellen zu können. „Innerhalb kürzester Zeit kam die völlig wahnsinnige Summe von 20.000 Euro zusammen“, staunt Christoph Letkowski immer noch über den Erfolg der Kampagne.

Der soll sich in den Konzertsälen fortsetzen, wenn es ab September auf Release-Tour geht. Vier Männer, nicht mehr ganz jung. Aber diesseits von Eden. (mz)

››Von Eden live am 25. September im Täubchenthal Leipzig

››Direkt zur Band: www.bandvoneden.de